Artenschutz auch in Vorarlberg Gebot der Stunde

Das Aussterben von Tier- und Pflanzenarten ist auch bei uns “ungeheuerlich”.
Bregenz Cornelia Peter, Leiterin der Abteilung Umwelt- und Klimaschutz im Amt der Vorarlberger Landesregierung, ist der Bergriff “dramatisch” im Bezug auf das Artensterben noch zu mild. Sie nennt es “ungeheuerlich”, was da in der Natur passiere. “Wir befinden uns im sechsten Artensterben. Beim letzten großen Artensterben vor 66 Millionen Jahren starben die Dinosaurier aus”, verdeutlicht Peter die Dimension des Phänomens.
Wichtigkeit der Bestäubung
Ameisen, Mücken, Fliegen oder Bienen können in der Statur mit den Dinosauriern zwar nicht mithalten, doch ihr Rückgang von bis zu 40 Prozent in den vergangenen 30 Jahren ist zu einem der Symbole für das Artensterben geworden. Der Rückgang der Insektenarten gefährdet die Ernährungssicherheit, da 75 Prozent der weltweiten Lebensmittelkulturen auf die Bestäubung durch Tiere angewiesen sind.

Als Beispiel für die Wichtigkeit des Erhalts eines Grundniveaus von Biodiversität gilt für die Verantwortlichen in Land, Gemeinde und Naturschutz das Mehrerauer Bodenseeufer. Das 120 Hektar große Gebiet ist der Rückzugsort seltener Pflanzen und Tiere. Gerold Ender, in der Stadt Bregenz für Umweltschutz zuständig, nennt vor allem das Bodenseevergissmeinnicht als “bekannteste Kostbarkeit” dieses Gebietes. Dort sowie an der Bregenzerachmündung findet man aber auch Flussseeschwalben, Moorbläulinge oder Strandlinge.
“Das Mehrerauer Bodenseeufer ist ein Gebiet mit vielen schützenswerten Pflanzen und Tieren.”
Gerold Ender, Umweltamt Bregenz
Feuerstelle im Naturjuwel
Exemplarisch für den sorglosen Umgang einiger Menschen zeigt Walter Niederer, Regionsmanager für Europaschutzgebiete, auf eine Feuerstelle am Ufer. Sie wurde dort angelegt, wo rundherum Bodenseevergissmeinnicht aus dem Boden sprießen. “So was geht ganz einfach nicht”, kann dazu auch Umweltlandesrat Johannes Rauch nur den Kopf schütteln.

Rauch verweist auf die Rote Liste gefährdeter Tiere und Pflanzen. In Gefärdungskategorien eingestuft sind dort u.a. Schmetterlinge (38 Prozent), Heuschrecken (63 Prozent), Ameisen (61 Prozent), Brutvögel (66 Prozent) oder Farn- und Blütenpflanzen (48 Prozent).
Die großen Treiber
Die großen Treiber des Artenschwundes sind veränderte Land- und Meeresnutzung, direkte Ausbeutung, Klimawandel, Verschmutzung und invasive Arten. Lebensräume werden beschädigt, abgeholzt, fragmentiert, übernutzt oder vollständig zerstört.
Was dagegen am besten hilft ist die Stärkung von Naturräumen. Das kann nur der Mensch bewerkstelligen. “Eine Impfung dagegen gibt es nicht”, macht der Umweltlandesrat deutlich.