Pflicht statt Überzeugung? Lehrerimpfung als Zankapfel

Vorarlberg / 11.05.2021 • 16:45 Uhr
Pflicht statt Überzeugung? Lehrerimpfung als Zankapfel
Impfen oder nicht Impfen? Diese Entscheidung kann jeder Bürger selbst treffen. Auch jene, die in sensiblen Berufsgruppen mit vielen Kontakten arbeiten. VN/STIPLOVSEK

Gesundheitsexperte Fidler meint: “Pädagogen, die sich nicht impfen lassen, haben Beruf verfehlt.”

Bregenz Laut Bildungsdirektion (BID) Vorarlberg haben sich in der vergangenen Woche 45 SchülerInnen und fünf Lehrpersonen bzw. sonstiges Schulpersonal PCR-bestätigt mit dem Coronavirus infiziert. Seit Beginn der Pandemie sind 1733 positive Fälle registriert, davon 1375 SchülerInnen, 322 Lehrpersonen sowie 36 Personen, die dem Schulpersonal zugerechnet werden.

Experten gehen davon aus, dass die meisten Infektionen von den Lehrpersonen auf die Kinder und Jugendlichen übertragen werden. Immer wieder flammt in diesem Zusammenhang die Diskussion auf: Sollten Lehrer zu einer Impfung verpflichtet werden, nachdem sie es mit einer Gruppe von Menschen zu tun haben, die sich – noch – nicht impfen lassen können und daher auch nicht schützen?

Heiße Kartoffel

Für den Gesundheitsexperten des Landes Vorarlberg, Armin Fidler (63), ist die Sache klar: “Ich habe schon immer dafür plädiert, dass man sich für bestimmte Berufsgruppen eine Impfpflicht überlegen sollte. Dazu zählen auch die Lehrer, die ja mit ungeschützten Personen in Berührung kommen.” Fidler ist klar, dass dieses Thema “eine heiße politische Kartoffel” ist. Aus epidemiologischer Sicht gebe es jedoch keinen Zweifel darüber, was richtig sei. “Meiner Meinung nach haben Pädagogen, die sich nicht impfen lassen, den Beruf verfehlt”, nimmt sich der Experte kein Blatt vor den Mund.

Gesundheitsexperte Armin Fidler nimmt sich kein Blatt vor den Mund: Er plädiert für eine Impfpflicht für bestimmte Berufsgruppen. <span class="copyright">VN/Stiplovsek</span>
Gesundheitsexperte Armin Fidler nimmt sich kein Blatt vor den Mund: Er plädiert für eine Impfpflicht für bestimmte Berufsgruppen. VN/Stiplovsek

Pro Überzeugung

Dass Impfen die richtige Entscheidung für Lehrer ist, glaubt auch Mediziner Burkhard Walla (53). Anders als Fidler hält Walla von einer Impfflicht aber nicht viel: “Eine Impfpflicht für Lehrer wäre wahrscheinlich kontraproduktiv, würde mehr Schaden anrichten, als Nutzen stiften.” Es gehe um Überzeugung. Unlängst hielt der Internist ein Webinar mit 75 Pädagoginnen und Pädagogen zum Thema Impfen ab. Sein Resümee: “Ich hatte den Eindruck, es konnten viele überzeugt werden.” Früher oder später würden nicht geimpften Lehrern die Nachteile gegenüber geimpften Kolleginnen und Kollegen bewusst werden. “Nämlich dann, wenn die sich ungezwungener verhalten können, nicht mehr testen müssen und vielleicht auch bald die Maske nicht mehr tragen.”

Internist Burkhard Walla glaubt, dass eine Impfpflicht für Lehrer eine kontraproduktive Wirkung hätte. <span class="copyright">VOL/Mayer</span>
Internist Burkhard Walla glaubt, dass eine Impfpflicht für Lehrer eine kontraproduktive Wirkung hätte. VOL/Mayer

Empfehlung so oder so

Impfzwang lehnen die Lehrervertreter entschieden ab. Mit unterschiedlicher Intensität. So will Willi Witzemann (61), oberster Repräsentant der Vorarlberger Pflichtschullehrer, keine Empfehlung für eine Impfung abgeben. “Ich empfehle den Kolleginnen und Kollegen nur, sich genau zu informieren. Das habe ich vor allem durch das Webinar mit Dr. Walla gemacht. Danach habe ich in dieser Sache die Entscheidung für mich getroffen”, sagt Witzemann. Welche Entscheidung das war, wolle er nicht öffentlich machen.

Eine klare Impfempfehlung kommt vom GÖD-Kollegen Andreas Hammerer (54). “Aber die Entscheidung dafür oder dagegen muss jeder Pädagoge für sich selber treffen. Das ist seine bzw. ihre persönliche Sache. Ich selber habe mich impfen lassen.”

Laut BID-Sprecherin Elisabeth Mettauer-Stubler (39) wurden gut zwei Drittel des rund 10.000 Personen umfassenden Schulpersonals geimpft. “Rundrufe in den Direktionen weisen unter den Pädagoginnen und Pädagogen sogar eine Impfrate von bis zu 80 Prozent aus”, betont die Kommunikationsleiterin der Bildungsdirektion Vorarlberg.