Vorarlberg bleibt “Talent 3”-frei

Vorarlberg / 13.05.2021 • 08:00 Uhr
Vorarlberg bleibt "Talent 3"-frei
Staats-, Landes-, und ÖBB-Spitze freuten sich auf den “Talent 3”. PZWEI

Wie die ÖBB bestätigen, ist der Kauf von “Talent 3”-Zügen geplatzt. Nun kommt ein anderer zum Zug.

Schwarzach Alles steht und fällt mit dem Fahrrad. Zumindest war das 2016 der große Knackpunkt, als sich die Vorarlberger Landesregierung dafür stark machte, nicht wie geplant neue Züge bei Siemens zu bestellen. Die Folge war eine Neuausschreibung, worauf Bombardier mit der Garnitur “Talent 3” den Zuschlag erhielt. Fast zwei Milliarden umfasste der Rahmenvertrag über 300 Züge, den die ÖBB anschließend mit Bombardier abschlossen. Nun steht fest: Es werden zumindest 21 Züge weniger. Wie die ÖBB auf VN-Anfrage bestätigen, wird nun tatsächlich Plan B abgerufen: Die Ausschreibung vom Dezember geht in die nächste Runde.

Das Zulassungsverfahren von Bombardier zieht sich schon lange. Im Sommer 2019 hätten die 21 “Talent 3”-Garnituren auf Vorarlbergs Schienen verkehren sollen. Als eine Zulassungsfrist der Europäischen Eisenbahnagentur ERA im Oktober 2020 verpasst wurde, gluabten die ÖBB langsam nicht mehr an den Zug. Im Dezember wurden 100 Garnituren neu ausgeschrieben. Die Verantwortlichen betonten stets: Es handle sich nur um eine mögliche Alternative. Nun wird sie konkret. Zumindest die 21 Züge, die Vorarlberg bestellt hat, werden aus den Bietern der Neuausschreibung ausgewählt. Ein Last final offer wird noch eingeholt, dann soll die Entscheidung fallen.

Aufsichtsrat genehmigt

Offiziell möchte die ÖBB keine Vertragsdetails kommentieren. Aber es muss rasch gehen. “Ende 2022 beginnt die Lieferung der neuen Züge”, erläutert Christoph Gasser-Mair. Klar sei zudem: “Der Lieferverzug trifft natürlich Bombardier. Wir werden auf alle Fälle die Steuerzahler schadlos halten und einen gegebenenfalls entstandenen Schaden bei Alstrom/Bombardier geltend machen.” Zu den Berichten über einen Zuschlag für Siemens könne und dürfe er nichts sagen.

Die Neubeschaffung wurde vom ÖBB-Aufsichtsrat am Mittwoch genehmigt. Die ÖBB argumentieren mit einem Lieferverzug in bisher ungekanntem Ausmaß. Ansonsten bist der Bahnbetreiber ivorsichtig, es handelt sich um ein juristisch heikles Thema. Hinter den Kulissen wird berichtet, dass der Vertrag mit Alstom, wie Bombardier nun heißt, noch nicht gekündigt wurde. Ein Indiz dafür lautet, dass Plan B derzeit nur für Vorarlbergs Züge zum Einsatz kommt. “Da haben wir den Zeitdruck, für Tirol gibts noch Gespräche, da ist der T3 nicht ausgeschlossen”, bestätigt Gasser-Mair. In der Branche gilt es jedoch als unwahrscheinlich, dass der T3 in Tirol zum Einsatz kommt, wenn in Vorarlberg andere Züge fahren.

Nachdem der Probebetrieb in Vorarlberg im Jänner eingestellt wurde, hat sich nichts mehr getan. Laut Infrastrukturministerium läuft seitdem kein Verfahren zum “Talent 3” bei der obersten Eisenbahnbehörde. Alstom ist dennoch enttäuscht: „Diese Entwicklungen sind enttäuschend für uns. Wir haben sehr intensiv an der Erreichung unserer gemeinsamen Ziele gearbeitet und hatten damit gerechnet, den “Talent 3″ auf Vorarlbergs Schienen im Fahrgastbetrieb einsetzen zu können”, erklärt Alstom-Geschäftsführer Jörg Nikutta den VN. Jetzt warte man die Entscheidung der ÖBB ab. “Wir werden dann entsprechende Maßnahmen setzen.”

Laut ÖBB übernehmen in Vorarlberg vorerst fünf Garnituren der Marke “Talent 1”. Somit werde im Herbst die Kapazität auf bis zu 8500 Sitzplätze erhöht. Für Fahrräder bleibt deshalb bisher weniger Platz. Siemens erklärt aber im VN-Gespräch, bei einer möglichen Neuproduktion diese Plätze mittlerweile bieten zu können.

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