Skulpturen zeigen Gefühle ohne Worte

Lois Anvidalfarei stellt in Johanniterkirche aus.
Feldkirch Beklemmung, Trauer, Ohnmacht – es sind Gefühle des Ausgeliefertseins, die uns in der Corona-Pandemie mit heftiger Intensität belasten. Lois Anvidalfarei zeigt dazu figurale Bronzeskulpturen in der Johanniterkirche. Der Südtiroler ist einer der arriviertesten und eigensinnigsten Bildhauer der Gegenwart. Er hat sich der Darstellung des menschlichen Körpers mit seiner Würde und Verletzlichkeit verschrieben. Die Installation ist ab heute, Freitag, zu sehen.
Den Namen für die Ausstellung, „Passus“, fand der Künstler im Lateinischen „passus“, also „gelitten“. Der Besucher muss durch die erste Skulptur hindurch, um ins Innere der Kirche zu gelangen. Es ist die „Stange der Conditio Humana“. An Seilen hängen Körperteile aus Bronze – eine Schlachtungsszene, wie Anvidalfarei erklärt: „Kriege, Seuchen, Flucht, Folter – die Toten unserer Welt sind an der Stange des Lebens aufgehängt. Es stellt sich die Frage nach der Schuld für all das Unheil der Menschheit.“ Im offenen Mittelschiff platziert der Bildhauer seine Pietà als Metapher der Trauer über den ehemaligen Gräbern – ein knieender Mann und eine liegende Frau. „Am liebsten ist mir, wenn die Besucher meine Werke mit ihren persönlichen Erfahrungen deuten, ohne dass ich große Worte darüber verlieren muss.“ Den Altarraum beherrscht schließlich die „Conditio Humana II“ – Mann und Frau gefangen im Gerüst ihres Daseins in der Gesellschaft. „Der Körper ist das schönste Ausdrucksmittel für mich. Er ist mir am nächsten. Ich versuche, die inneren Gefühle der Menschen sichtbar zu machen.“
Erweiterte Eröffnung am Freitag, 21. Mai, 17 bis 22 Uhr; Öffnungszeiten: Dienstag bis Freitag 10 bis 12 Uhr und 15 bis 18 Uhr, Samstag 10 bis 14 Uhr