Warum Harald Purkart barfuß quer durch Österreich wandert

Vorarlberg / 04.06.2021 • 05:45 Uhr
Warum Harald Purkart barfuß quer durch Österreich wandert
Als geübter Barfußläufer hat sich Harald Purkart eine Lederhaut antrainiert. Der Protestmarsch durch Österreich wird trotzdem eine Herausforderung. VN/PAULITSCH

Harald Purkarts Protestmarsch von Meiningen nach Wien richtet sich gegen dem Umgang mit Geflüchteten.

Meiningen Eine Autofahrt von Meiningen nach Wien dauert etwa sieben Stunden. Harald Purkart will die Strecke von der westlichsten Gemeinde Österreichs in die Bundeshauptstadt ab kommendem Sonntag zu Fuß zurücklegen – und zwar im wahrsten Sinne des Wortes: Er geht barfuß. Nicht aus Vergnügen, sondern um ein Zeichen zu setzen. „Manche Menschen laufen um ihr Leben, ich laufe für mehr Menschlichkeit“, bringt der Pensionist sein Vorhaben auf den Punkt. Mit seinem Protestmarsch will er auf die Situation in den Flüchtlingslagern auf den griechischen Inseln aufmerksam machen.

„Die Haltung unserer Regierung, keine Flüchtlinge aufzunehmen, motiviert mich.“

Harald Purkart, Protestläufer

Harald Purkart wollte vom Nachdenken ins Tun kommen. „Die beschämende Haltung unserer Regierung, keine Flüchtlinge aufzunehmen, motiviert mich dazu“, sagt der 61-Jährige, der nicht als Gutmensch abgestempelt werden will. „Aber wie kann ich meinem Enkel guten Gewissens in die Augen sehen, wenn ich weiß, wie es den Kindern in den Flüchtlingslagern geht?“

800-Kilometer-Marsch

Auf dem insgesamt etwa 800 Kilometer langen Fußmarsch wird der leidenschaftliche Langstreckenwanderer hauptsächlich auf Wanderwegen und Straßen unterwegs sein, ausgerüstet mit seinem 13 Kilo schweren Rucksack. In der Vergangenheit wanderte er unter anderem barfuß Teile des Jakobswegs und machte in 31 Etappen eine Rundwanderung durch Vorarlberg. Was sich 2007 als Hobby entwickelte, soll nun zum politischen Statement werden. „Ausgesetztheit und Verletzlichkeit werden mich begleiten. Trotzdem bin ich in einer guten Lage. Die geflüchteten Menschen in Griechenland können sich ihre unerträgliche Situation nicht aussuchen.“ Harald Purkart ist überzeugt, dass es links und rechts seiner Strecke quer durch Österreich Menschen gibt, die bereit wären, Geflüchtete aufzunehmen.  

Um 10 Uhr beginnt der Protestmarsch, der von Oswald Wolf, Daniela Egger, Konrad Steurer und Peter Mennel mitorganisiert wurde, vor der Volksschule Meiningen mit einer Sonntagsdemo der Plattform „uns reicht’s“, dem Verein Vindex sowie den JugendbotschafterInnen der Caritas Auslandshilfe Vorarlberg. Die erste Nacht verbringt Harald Purkart im Kloster St. Peter in Bludenz. Der Weg führt ihn dann über den noch verschneiten Arlbergpass nach St. Christoph und weiter nach Innsbruck, wo eine Übernachtung mit den Gruppen der Initiative #WE4Moria vorgesehen ist. Über Wörgl geht der Meininger weiter nach Salzburg, Linz sowie Melk und von dort schließlich über Purkersdorf nach Wien. An allen Etappen sind Mitwanderer willkommen. Ziel von Harald Purkart ist es, nach etwa 30 Tagen zwischen dem 7. und 9. Juli in Wien anzukommen, wo eine Nationalratssitzung stattfindet. Auch ein Besuch bei Bundespräsident Alexander Van der Bellen ist geplant.

Start des Protestmarschs ist am 6. Juni vor der VS Meiningen im Anschluss an die Sonntagsdemo für mehr Menschlichkeit um 10 Uhr.