40 Haushalte besitzen 140 Milliarden Euro

Vorarlberg / 06.06.2021 • 18:05 Uhr / 3 Minuten Lesezeit
40 Haushalte besitzen 140 Milliarden Euro
Markus Marterbauer, Chefökonom der Arbeiterkammer, war in Vorarlberg zu Gast. VLK

Vermögen in Österreich ungleich verteilt, rechnet Ökonom Marterbauer vor.

Wolfurt Die Coronakrise dürfte für die Verteilungsgerechtigkeit nichts Positives leisten; im Gegenteil: Laut Markus Marterbauer, Chefökonom der österreichischen Arbeiterkammer und Vizepräsident des Fiskalrats, wird die Ungleichheit massiv zunehmen. “Auf der einen Seite gibt es eine Gruppe von Menschen, die besonders betroffen sind”, erläutert er. Zum Beispiel Arbeitslose und kleine Selbstständige. “Auf der anderen Seite gibt es soziale Gruppen, die teilweise zu den Gewinnern zählen.” Manche Unternehmen seien mithilfe des Staates durchgestartet und schütten Dividenden aus. Was also tun? Fragen wie diese erläuterte Marterbauer bei der Landtagsenquete zum Thema Gerechtigkeit.

Marterbauer widmet sich in seinem Vortrag vor allem dem Steuerbereich. Österreich liege in der EU auf Rang fünf, was die Höhe der Steuer- und Abgabenquote betrifft. Damit werde der Sozialstaat finanziert, der sehr gut ausgestattet sei. Die Frage laute jedoch, welche Steuern es sind. Marterbauer rechnet vor: Während der Anteil von Steuern und Abgaben auf Arbeitseinkommen am gesamten Steuervolumen gestiegen ist, sank der Anteil an Vermögenssteuern. 1965 machten Steuern auf Arbeit rund die Hälfte des Steuerkuchens aus, Steuern auf Vermögen rund 4 Prozent. 2014 änderte sich das Verhältnis auf 63,7 Prozent zu 1,4 Prozent. “Österreich ist eines jener Länder mit den geringsten vermögensbezogenen Abgaben”, erläutert der Experte.

Wenige besitzen viel

Österreichs Haushalte besitzen insgesamt 1249 Milliarden Euro. Fast 40 Prozent davon, also 500 Milliarden Euro, entfallen auf das oberste ein Prozent, also auf 39.000 Haushalte. Die reichsten 40 Haushalte Österreichs besitzen zusammen 140 Milliarden Euro. Das oberste ein Prozent beginnt bei 2,1 Millionen Euro. “Wenn Sie Vermögen in diesem Wert besitzen, gehören Sie zum obersten ein Prozent”, fährt der Ökonom fort. Die obersten fünf Prozent beginnen bei 877.000 Euro, die obersten zehn Prozent bei 526.944 Euro. Ab wann gilt man als reich? Für die untersten zehn Prozent liegt die Grenze zum Reichtum bei einem Vermögen von 320.000 Euro. Die oberen zehn Prozent sehen diese Schwelle bei 1,6 Millionen Euro.

Das Steuersystem in Österreich trage nichts zur Umverteilung bei. Allerdings wird damit der Sozialstaat finanziert, der massiv umverteilt. Marterbauer erläutert: “Seit 1994 gibt es keine Vermögenssteuer mehr, seit 2008 keine Erbschaftssteuer.” Beide Steuerformen seien abgeschafft worden, weil es Probleme bei der Berechnung gab. “Technisch wäre das mittlerweile kein Problem mehr”, ist der Ökonom überzeugt.

Und wie sehen das die Landtagsabgeordneten? Sie wurden gefragt: “Sollten Ihrer Meinung nach vermögensbezogene Steuern zugunsten des Faktors Arbeit erhöht werden?” 33 Prozent antwortetet mit “Ja”, 18 Prozent mit “eher Ja”. 24 Prozent sagten “Nein”, elf Prozent “eher Nein”. Eine Mehrheit von 51 Prozent wäre also dafür, die Steuerverteilung zu ändern.