Handgemachte Wertschätzung auf Papier

Karin Natter (41) betreibt seit fünf Jahren ihre Werkstatt für Heraldik und Kalligrafie in Sulz.
Sulz Vorab eine Begriffserklärung: Die Heraldik oder Wappenkunde tituliert die Lehre der Wappen und ihres korrekten Gebrauchs, während die Kalligrafie die Kunst der Schönschrift beschreibt. Eine auf den ersten Blick vielleicht etwas schwer verständliche Materie, aber eine Welt, in der Karin Natter aufgewachsen ist. Ihre Mutter Erika Watzenegger betrieb das Geschäft in Sulz bereits seit 1983, ihr Vater Georg Watzenegger ist Obmann der Interessengemeinschaft der Vorarlberger Ahnenforscher, kurz IGAL. Natter war also seit frühster Kindheit in die Thematik involviert und wuchs unmittelbar damit auf. So war ihr Berufsweg schon früh vorgezeichnet. Die heute 41-Jährige kann gleich drei Lehrabschlüsse als Vergolderin, Schildherstellerin und Malerin vorweisen und absolvierte zudem die Fachschule für Kunst und Handwerk. Arbeitete sie früher bei ihrer Mutter mit, übernahm sie das Atelier im Jahr 2016 und ist seitdem als erfolgreiche Einzelunternehmerin tätig.

Aufträge quer durch die Bank
Aufgrund ihrer abwechslungsreichen und mannigfaltigen Ausbildung ist das Angebot von Natter auch breit gefächert. Sie zeichnet so unter anderem Familienwappen, entweder nach historischen Vorgaben oder aber sie erstellt – wenn keine vorhanden sind – komplett neue Wappen. Diese kommen zum Einsatz auf Briefpapier, Visitenkarten oder auch an Haustüren, Hauswänden und als Wandschmuck im Wohnzimmer.
Einer ihrer Kunden ist etwa die ehemalige Nummer 1 der Tenniswelt, der Steirer Thomas Muster, für den Natter ein Familienwappen anfertigte. In ähnlichen Arbeiten ist die zweifache Mutter auch für die Kirche tätig. Für Äbte und Bischöfe hat sie eigene Siegel ausgefertigt, eine Auftragsarbeit wurde sogar dem emeritierten Papst Benedikt XVI. übergeben.
Viele Aufträge kommen von Gemeinden und Vereinen. Urkunden für Ehrenbürger, Ehrenmitglieder oder für andere Auszeichnungen gehen ebenso über ihren Tisch wie beispielsweise auch Schützenscheiben. Die Resonanz ist stets hervorragend: „Für Menschen ist eine handgemalte Urkunde eine ganz andere Wertschätzung und Auszeichnung, als wenn nur etwas ausgedruckt wird. Mir wird dann gerne berichtet, dass viele meiner Arbeiten einen besonderen Platz in Haus oder Wohnung bekommen haben.“
Fast für die Ewigkeit
Abwechslungsreich wie die Arbeit sind dann auch die Materialen, mit denen Natter arbeitet: Holz, Papier, Glas werden mit verschiedensten Farben verziert, neben Pinseln und diversem Schreibgerät greift sie hin und wieder auch zur klassischen Vogelfeder. Die Aufträge beinhalten oft die Vorgabe, die neue Arbeit historisch aussehen zu lassen, was nur mit speziellen Techniken möglich ist. Darum bildet sich Natter stets weiter und versucht neue Aspekte ihrer Arbeiten kennenzulernen. „Es gibt immer wieder verschiedene neue Anfragen, denen ich dadurch gerecht werden will“, beschreibt sie ihren Ansatz. Denn eines wird wohl nicht immer auf den ersten Blick bewusst: Unzählige ihrer Kunstwerke werden in der Familie weitergegeben. Deshalb ist die Arbeit von Natter kein kurzfristiges Engagement, sondern viel mehr generationenübergreifend, dauerhaft, um nicht zu sagen fast für die Ewigkeit. CEG
Zur Person
Karin Natter
übernahm im Jahr 2016 das Atelier ihrer Mutter in Sulz.
Geboren 26. März 1980
Familie verheiratet , 2 Kinder
Ausbildung Vergolderin, Schilderherstellerin und Malerin, Fachschule für Kunst und Handwerk
Hobbys Reisen, Freizeit mit der Familie