Was man im Tierschutzheim während Corona alles erlebt

Tiere nur als Mittel gegen den Lagerkoller, überforderte Halter, Anfragen wie noch nie.
Dornbirn Corona greift überall hinein. Auch in die Tierwelt. Zumindest in jene, die in den Einflussbereich des Vorarlberger Tierschutzheims fällt. Die Pandemie wurde auch dort zu einer großen Herausforderung. Die Folgen werden noch lange spürbar sein.
Aufdringliche Anfrager
“Wir hatten Anfragen wie noch nie. Wir hätten fast alle Tiere des Tierschutzheims vermitteln können”, fasst Judith Kupnik (50), die Leiterin der Einrichtung in Dornbirn, den prägendsten Eindruck einer Zeit mit Lockdown und massiven Bewegungsbeschränkungen zusammen.
“Klar, die Leute hätten Zeit gehabt. Sie wollten mit Hunden spazieren gehen und sich zu Hause mit Katzen abgeben. Aber so einfach ist das nicht.” Kupnik weiß, wie das ist mit der plötzlich erwachten Tierliebe. Diese erlischt oft auch plötzlich wieder. “Wenn die Normalität zurückkommt und die Menschen weniger Zeit haben, sind vielen von ihnen Tiere übrig. Dann kommen sie her und bringen diese zurück.” Judith Kupnik war überrascht davon, wie zum Teil aufdringlich und fordernd Leute Tiere aus dem Tierschutzheim wollten. “Dabei hatten wir eine Vermittlungssperre ausgerufen, um vor allem das Personal zu schützen”, erzählt Kupnik.
Systemerhalter
Die Dienste wurden in zwei strikt getrennten Gruppen versehen, die Betreuung der Tiere fast ausschließlich vom Stammpersonal übernommen. “Wir sind ja auch Systemerhalter. Es wäre nie gegangen, dass alle weg sind. Die Tiere müssen versorgt und beschäftigt werden. Wir können nicht einfach zusperren.”
Von den Mitarbeitern sei überdurchschnittlicher Einsatz verlangt worden. “Die Hunde etwa mussten nicht nur gepflegt und gefüttert werden. Denen musste man auch zur notwendigen Bewegung verhelfen. Das erledigen gewöhnlich ehrenamtliche Helfer oder Spaziergänger von außen. Kriegen die Hunde keine Bewegung, werden sie unruhig. Das hätte negative Folgen für das ganze Tierschutzheim.” Also zählte diese Tätigkeit für viele Wochen zu den Aufgaben des Stammpersonals.

Zustellung nach Hause
In der Coronazeit hatten sich viele vermeintliche Tierliebhaber Hunde aus dem Ausland bestellt. “Die stellt man ihnen dann einfach nach Hause zu. Jetzt mehren sich Anfragen von Leuten, die diese Tiere bei uns zurückbringen möchten”, beschreibt Kupnik eine der aktuellen Herausforderungen des Tierschutzheimes. Die nahende Urlaubszeit, in der einige Tierbesitzer ihrer Tiere überdrüssig werden, wird eine andere. Dazu kommen noch Leute, denen aufgrund der lange geschlossenen Hundeschulen die Kontrolle über ihre Vierbeiner entglitten ist. Auch die geben ihre Tiere dann gerne im Tierheim ab.
“Jetzt nehmen schön langsam die Anfragen von Leuten zu, die ihre Tiere zurückgeben wollen.”
Judith Kupnik, Leiterin des Vorarlberger Tierschutzheims
Immerhin haben es Katzen, Hunde, Kaninchen, Vögel und andere animalische Geschöpfe im Tierschutzheim gut. Darum werden sie auch nur abgegeben, wenn die Überzeugung da ist, dass sie es in einem privaten Haushalt vielleicht noch besser haben.