Verband der Diabetesberaterinnen fordert verbesserte Betreuung von Diabetikern

Verband der Diabetesberaterinnen fordert in einem Positionspapier die Verbesserung der Betreuung im ambulanten Bereich.
Feldkirch Seit 17 Jahren arbeitet Ruth Giesinger in der Diabetes-Ambulanz des Landeskrankenhauses Feldkirch. In dieser langen Zeit hat die diplomierte Gesundheits- und Krankenpflegerin hautnah miterlebt, wie der Aufwand für die Betreuung von Diabetespatienten im klinischen Alltag gestiegen ist. Neue Medikamente und neue technische Möglichkeiten sind ein Grund, ein anderer sind Defizite in der Versorgung im niedergelassenen Bereich. „Die ist ausbaufähig“, betont Giesinger. Sie sieht die Etablierung spezialisierter Pflegepersonen zur Verbesserung der Diabetesbetreuung als Gebot der Stunde. Ein vom Verband der Österreichischen Diabetesberaterinnen ausformuliertes Positionspapier soll diesem Anliegen jetzt den nötigen Nachdruck verleihen. „Corona hat leider auch da vieles verzögert“, bedauert die Bundesländer-Vertreterin.
Begrenzte Kapazitäten
Österreichweit wird die Zahl der Diabetiker inklusive Dunkelziffer auf 800.000 geschätzt. In Vorarlberg gibt es rund 30.000 Zuckerkranke, wobei die meisten an Typ-II laborieren. Der insulinpflichtige Typ-I-Diabetes trifft vorwiegend jüngere Menschen. In der Diabetes-Ambulanz des LKH Feldkirch werden jährlich an die 6500 Patienten betreut. Vor allem die technischen Errungenschaften, die Diabetikern das Leben erleichtern, erfordern eine intensive Beschäftigung, aber: „Die Kapazitäten im Krankenhaus sind begrenzt“, weiß Ruth Giesinger. Deshalb müsse der Fokus dringend auf den Ausbau der Versorgung außerhalb des Krankenhauses gelegt werden. „Die Pflege könnte hier einen großen Teil übernehmen“, sagt Giesinger. Bewerkstelligt werden soll das mit Hilfe neuer Gesundheitsberufe, wie akademisch ausgebildeten spezialisierten Pflegekräften. Laut Giesinger braucht es mehr Schulungs- und Beratungsprogramme für Patienten und Angehörige. Niedergelassene Ärzte könnten diese Aufgaben oft nur schwer erfüllen.
Langfristige Begleitung
Der Diabetes-Verband schlägt deshalb vor, sogenannte Advanced Practice Nurses (APN), also Pflegepersonen mit erweiterter und vertiefter Pflegepraxis ins Betreuungsboot zu holen. APN mit dem Zusatz Diabetes Care könnten, so heißt es im Positionspapier, die niederschwellige und langfristige Schulung, Begleitung und Betreuung leisten, auf ambulanter Basis oder in einem Primärversorgungszentrum. Es gibt zwar bereits Diabetesberaterinnen, die die fachlichen Vorgaben erfüllen, auf eigenen Beinen lasse es sich damit aber noch nicht stehen. Auch Ruth Giesinger hält ab und an Vorträge oder macht Schulungen, und sie bereitet sich schon auf einen möglichen Einsatz auf breiter Basis vor. Gemeinsam mit einer Kollegin absolviert sie an der FH in Linz die Fortbildung zur spezialisierten akademisch qualifizierten Pflegeexpertin. Ein Umsetzungsschritt wäre mit dem Ausbildungsangebot gegeben, doch es braucht mehr, so die Verankerung der APN im Gesundheits- und Krankenpflegegesetz, die Schaffung von Strukturen und die Abrechenbarkeit mit den Kassen.
Sicherer und therapietreuer
Erfahrungen aus der Schweiz und den Niederlanden bestätigen den Nutzen von spezialisierten Pflegekräften in der extramuralen Diabetesbetreuung. Für Österreich hat der Verband eine Reduktion der Kosten von mindestens 1000 Euro pro Patient und Jahr errechnet. Das allein unterstreiche die Forderung aber nicht. „Es geht auch darum, schwerwiegende Spätfolgen durch Früherkennung und eine langfristige Begleitung zu verhindern“, betont Ruth Giesinger. Zudem seien besser betreute Diabetiker sicherer, selbstbewusster und therapietreuer. Sie weiß wohl, dass es nicht einfach wird, dem Positionspapier zum Durchbruch zu verhelfen. „Wir werden bei den zuständigen Stellen Klinken putzen, und sollte die Notwendigkeit dieser Maßnahme erkannt werden, haben wir bereits ein fertiges Konzept.“