Hochzeitsbranche: “1G-Regel wäre wie ein Lockdown”

Vorarlberg / 24.08.2021 • 16:30 Uhr
Hochzeitsbranche: "1G-Regel wäre wie ein Lockdown"
Karin Peer (Peerfect Events), die Hochzeiten auf Schloss Amberg in Feldkirch ausrichtet, spricht sich gegen die Einführung der 1G-Regel aus. VN/Paulitsch

Trotz steigender Terminanfragen ist die Unsicherheit in der Hochzeitsbranche weiterhin groß.

Schwarzach Corona hat es Verliebten im vergangenen Jahr nicht gerade einfach gemacht. Lange geplante Eheschließungen und Hochzeitsfeiern mussten aufgrund der Coronabestimmungen kurzfristig abgesagt oder verschoben werden. Österreichweit gab es 2020 laut Statistik Austria 14 Prozent weniger Eheschließungen – in Vorarlberg wurde ein Minus von 13,7 Prozent im Vergleich zu 2019 verzeichnet. Die Coronalockerungen machten es in diesem Sommer wieder möglich, Hochzeiten in größerem Rahmen zu feiern. Die Folge: Terminanfragen sind gestiegen. “Aufgrund der Verschiebungen waren 2021 die beliebten Freitage frühzeitig ausgebucht”, sagt Gerhard Rosemann vom Standesamt Bregenz. Viele Paare seien deshalb auf andere Wochentage ausgewichen oder hätten ihre Hochzeit langfristig und teilweise bis 2023 verschoben. Bis zum 23. August dieses Jahres wurden in Bregenz 173 Ehen geschlossen, 2020 waren es zu diesem Zeitpunkt 142, liest Rosemann aus seiner Statistik. Bis in den Herbst hinein herrscht im Standesamt der Landeshauptstadt Hochbetrieb. “Bis Mitte Oktober sind wir komplett ausgebucht.” Auch in Dornbirn mussten im vergangenen Jahr viele Eheschließungen auf Eis gelegt werden. “Es gab Paare, die ihre Hochzeit drei Mal verschieben mussten”, erzählt Standesbeamter Martin Schwendinger. Inzwischen habe sich die Lage relativ normalisiert. “Wir gehen von einem durchschnittlichen Hochzeitsjahr aus. Auch wenn ein paar begehrte Tage bereits gut gebucht sind, gibt es immer noch freie Termine.”

Freie Termine hat Gabi Micheluzzi von den Hochzeitsfeen in Bregenz keine im Kalender. “Im Juli haben Hochzeiten wieder voll Fahrt aufgenommen. Bis Ende Oktober sind wir komplett ausgebucht”, erklärt die Wedding-Plannerin, die wöchentlich acht bis zehn Hochzeiten betreut. Trotz voller Auftragsbücher ist die Verunsicherung nach wiev or groß. “Die Planungssicherheit fehlt weiterhin und die Geduld ist bei vielen Paaren am Ende, weil man nicht weiß was noch kommen wird. Die nervliche Anspannung ist enorm.” Ihre größte Sorge: Die Einführung der 1G-Regel für die Gastronomie – also Zutritt nur für vollständig Geimpfte. “Das käme einem Lockdown gleich und hätte nicht nur Konsequenzen für uns, sondern auch für andere Bereiche wie Zulieferer, Caterer oder Modegeschäfte.” Mit der 3G-Regel habe man bereits gute Erfahrungen gemacht, betont Micheluzzi. “Wir hatten keinen einzigen Coronafall. Die Eigenverantwortung ist groß und selbst geimpfte lassen sich am Hochzeitstag testen.”

Hochzeitsplanerin Gabi Micheluzzi stellt sich gegen die Einführung der 1G-Regel.
Hochzeitsplanerin Gabi Micheluzzi stellt sich gegen die Einführung der 1G-Regel.

Auch Karin Peer, die mit ihrer Eventagentur Peerfect Events Hochzeiten auf Schloss Amberg in Feldkirch veranstaltet, spricht sich nicht nur aus moralischer, sondern auch aus unternehmerischer Sicht gegen die Einführung der 1G-Regel aus. “Die 3G-Regel funktioniert sehr gut. Warum sollte man etwas ändern, das erfolgreich ist und uns hilft uns über Wasser zu halten?” Von April bis Oktober finden auf Schloss Amberg normalerweise 50 Hochzeiten statt. Heuer sind es etwa 20. “Die Saison ist ziemlich kurz. Die Monate April, Mai und Juni fehlen uns zur Gänze. Außerdem finden die verschobenen Hochzeiten fast alle in kleinerem Rahmen statt, was weniger Umsatz bedeutet”, bedauert Peer. Das Jahr 2022 sei hingegen schon gut gebucht. Allerdings hätten die meisten Brautpaare ihren Termin einmal mehr unter Vorbehalt reservieren lassen.