Zu Besuch beim magischen Friseur in Bregenz

Friseur Danny schneidet Kindern, die ihm vorlesen, gratis die Haare.
Bregenz Der Friseur Danny Beuerbach rollt seinen bunten Teppich in der Bregenzer Innenstadt aus. Vor der Buchhandlung „Ländlebuch“ macht er auf seine Aktion „Book a look and read my book“ aufmerksam. Neugierig bleiben die ersten Kinder stehen. Ein siebenjähriges Mädchen macht den Anfang und setzt sich auf den Friseurhocker von Beuerbach inmitten des Teppichs. Sie schnappt sich ein Buch, welches mit anderen Kinderbüchern um den Teppich liegt und beginnt laut vorzulesen. Für den Hairstylisten aus München ist das der Startschuss: Er beginnt zu schneiden und schenkt dem Mädchen als Dankeschön den Haarschnitt. „Die Zeit verging wie im Flug. Es war richtig lustig, einmal so die Haare schneiden zu lassen“, sagt die siebenjährige Rosalinda.
Der magische Vorleseteppich
Der quirlige und lebenslustige Friseur hat sich ins Zeug gelegt, um die Kinder zum Lesen zu ermuntern. Der in bunten Farben strahlende Teppich, die vielen Bücher, die rundherum ausgebreitet sind, und auch Danny Beuerbach als Person, ziehen die Kinder an. Ein zehnjähriger Junge möchte als nächstes Vorlesen und dafür einen Gratis-Haarschnitt erhalten. Er nimmt auf dem Friseurhocker Platz und liest laut vor. Neben all den Kinderbüchern findet sich auch das eigene Kinderbuch „Der magische Friseur“ von Beuerbach.
Wie alles entstand
Die Idee kam Danny Beuerbach während seiner Arbeit im Jahr 2018. Schon lange wollte er ein Buch lesen, fand die Zeit dafür aber nicht. Kurzerhand nahm er das Buch mit in das Friseurstudio und bat seine Kunden, ihm daraus vorzulesen. Dafür erhielten sie einen Rabatt. „Die Kunden fanden das lustig. Für mich fühlte es sich an wie einem Hörbuch zuzuhören“, erzählte Beuerbach die Anfänge seines Leseförderungsprojektes. Das nächste Buch, das er mit in den Friseursalon nahm, war ein Kinderbuch. „Als das erste Kind vorzulesen begann, merkte ich, dass es da um mehr als nur Spaß geht. Es geht um Mut, Selbstwert und Stolz auf die eigene Leistung sein.“
Herzensangelegenheit
„Es ist nicht wichtig, was sie lesen. In erster Linie soll es den Kindern Freude bereiten.“ Und so hört er während dem Haareschneiden aufmerksam seinen kleinen Kunden zu, die konzentriert ihrem Friseur aus einem Buch vorlesen. Seine Idee vom Vorlesen begeistert besonders Kinder. „Ich bin keineswegs ein guter Leser, deshalb möchte ich besonders die Kinder ermutigen, Bücher zu lesen.“ Denn die Lesekompetenz ist sehr wichtig, weiß Beuerbach. „Wer nicht lesen kann, wird schnell zum Außenseiter, als minder intelligent
abgestempelt, gehänselt.“ Mit seinem Leseförderungsprogramm tourt er mittlerweile durch die deutschsprachigen Länder und möchte weitere Friseure für diese Idee gewinnen. „Es braucht nicht viel. Nur viel Freude beim Zuhören“, so Beuerbach. bvs

