In Pflegeheimen wird das Personal knapp

Vorarlberg / 31.08.2021 • 05:30 Uhr
In Pflegeheimen wird das Personal knapp
An allen möglichen Schrauben wird gedreht, um mehr Menschen für Pflegeberufe zu begeistern. VN/Paulitsch

Die Pandemie hat die Situation noch verschärft.

BREGENZ Pflegenotstand? Davon will Soziallandesrätin Katharina Wiesflecker nicht sprechen, aber die personelle Situation sei schon sehr, sehr angespannt, räumt sie ein. Jetzt noch mehr, weil die Pandemie zusätzliche Belastungen gebracht und Mitarbeitende in der Folge bewogen hat, den Arbeitsplatz zu wechseln bzw. in den ambulanten Bereich abzuwandern. „Corona hat die Situation verschärft“, bekennt Wiesflecker. Laut einer Personalbedarfsprognose fehlen bei den Diplompflegekräften 24 Vollzeitäquivalente, bei den Sozialbetreuungsberufen sind es sogar 40. Das war vor Corona.  Jetzt würde Katharina Wiesflecker gefühlsmäßig, wie sie sagt, auf einen Mehrbedarf von 50 Prozent in beiden Bereichen tippen. Um den erfüllen zu können, wird nicht nur an den Ausbildungsplätzen gedreht. Auch ein neuer Personalschlüssel soll es richten, für den das Land zusätzlich vier Millionen Euro aus dem Sozialfonds zur Verfügung stellt. Vor allem gelte es, die Nachtdienste zu unterstützen.

Unterstützung für Nachtdienst

Immer weniger Beschäftigte in Pflegeheimen wollen Nachtdienst machen, schon gar nicht allein. Der Betreuungsbedarf bei den Bewohnern steigt, was die Angst, den Nachtdienst nicht bewältigen zu können, schürt. Solche Rückmeldungen erhält Katharina Wiesflecker immer wieder. „Gerade in kleinen Heimen gibt es oft nur einen Nachtdienst“, erzählt sie. Mit den bereitgestellten Finanzmitteln soll es möglich sein, die Nachtdienste personell aufzustocken. Insgesamt brauche es aber mehr Köpfe in den Heimen. Das betrifft laut Wiesflecker jedoch nicht zwingend Personal des gehobenen Dienstes. „Hier versuchen wir, einen Anteil von 30 Prozent zu halten, was schon schwer genug ist.“ Stattdessen soll das Diplompersonal durch Assistenzpersonal entlastet werden. So ist unter anderem geplant, die Präsenz bei Sozialbetreuungsberufen, Pflegefachassistenz und Pflegeassistenz von 21 auf 27 Stunden pro 20 Bewohner aufzustocken und bei Heimhilfen zu verdoppeln.

Das führt wieder zur Frage, woher das Personal nehmen, zumal die Fluktuation in der stationären Langzeitpflege beträchtlich ist. „Dort fehlt uns vor allem Diplompersonal“, konkretisiert Katharina Wiesflecker. Die Hoffnung, dass etwa durch den Einsatz von Pflegefachassistenten in den Spitälern diplomiertes Personal frei wird, wurde bislang nicht genährt. Die zweijährige Ausbildung kommt einfach nicht in Schwung. „Das ist nochmals eine spezielle Herausforderung.“ In den Heimen selbst müssten in erster Linie die Rahmenbedingungen verbessert werden. Der Personalschlüssel spiele eine Rolle, ebenso die Teamkultur, Führung, Motivation, Gesundheitsvorsorge. Auch mit der Gehaltssituation befasse man sich intensiv. Zulagen sind ein Thema, genauso Karrieremöglichkeiten. Ausbildungen im Führungsbereich jetzt im Land zu haben, bewertet Wiesflecker als besonders wichtig.

Interesse wäre da

Aktuell sind in den Pflegeheimen 552 Diplomkräfte sowie 1177 Sozialbetreuerinnen und -betreuer beschäftigt. Das entspricht 400 bzw. 770 Vollzeitäquivalenten. Geschlossene Stationen gibt es derzeit nicht, wohl aber einzelne Betten, die nicht belegt werden, weil das Personal fehlt. „Andererseits warten Menschen dringend auf einen Heimplatz“, merkt Katharina Wiesflecker an und ergänzt: „Es muss gelingen, die Personalsituation zu stabilisieren und die starke Fluktuation zu bremsen.“ Sie ortet ein grundsätzliches Interesse an Pflege- und Betreuungsberufen, „wir werden aber noch Geduld aufbringen müssen, bis wir die Umkehr schaffen“.