Eine Aufstellung, die dem ORF und der ÖVP gefällt

VN-Hintergrund über die Postenbesetzungen in der ORF-Landesliga: So verteilen sich die Chancen auf den ORF-V-Chefsessel.
Dornbirn, Wien Der neue ORF-Generaldirektor Roland Weißmann (53) bastelt derzeit auf Hochtouren an seinem Team an Direktorinnen und Direktoren, und gleich mehrere Vorarlberger könnten im neu gruppierten ORF-Orchester an veränderter Position auftauchen. Am 16. September muss die neue Familienaufstellung vom Stiftungsrat, aktuell mit klarer türkiser ÖVP-Dominanz, beschlossen werden.
Die erfolgreiche ORFIII-Chefredakteurin Ingrid Thurnher (59), wird als Radio-Direktorin gehandelt. Aus Vorarlberger Perspektive ist auch das Personalpaket der Landesdirektoren interessant, das der ORF-General bis Mitte September finalisiert haben muss.
Entsprechend schnell umgesattelt von “Team Wrabetz” hat der Landesdirektor Markus Klement (46), dessen Bürowand bis vor kurzem mehrere gemeinsame Bilder mit dem scheidenden General Alexander Wrabetz schmückten. Klement sieht sich nun voll “Roli”-kompatibel, wie das ORF-intern nach dem Kosenamen des neuen ORF-Generals formuliert wird.
Nur möchte und muss der ORF-General viel mehr Frauen in die äußerst männlich geprägte Bundesländerrunde befördern.
Marion Flatz-Mäser

Der Wunsch Klements, dass es keine andere Bewerbung um seinen Posten geben soll, wurde jedenfalls nicht erfüllt. Als Anwärterin galt schon länger die vormalige Chefredakteurin Dr. Marion Flatz-Mäser (58), die sich im Vorfeld der Generaldirektorenwahl bei einer Ausschreibung als Korrespondentin bewarb und diese gewann. Damit kann die heutige Schweiz-Korrespondentin, ORF-intern nicht mehr dem Landes-, sondern dem Generaldirektor unterstellt, gefahrlos aus dem Schatten des Landesdirektors heraustreten und die nicht unheimlich aussichtssreiche Bewerbung zu versuchen. Dass ihre Bewerbung als Landesdirektorin am Mittwochabend abgeschickt wurde, bestätigte Flatz-Mäser den VN.
Angelika Simma-Wallinger

Schon seit zwei Monaten taucht auch der Name der Vorarlbergerin Dr. Angelika Simma-Wallinger immer wieder auf, wenn zunächst auch nicht als Landesdirektorin. Sie ist seit einiger Zeit Hochschullehrerin am Studiengang Intermedia der FH Vorarlberg in Dornbirn. “Und sehr glücklich in ihrer aktuellen Position”, wie sie den VN sagt. Ihr Name war Teil eines Plans, die Vorarlberger Studioleitung weiblicher zu machen: denn ORF-intern wird der verheerende Frauenanteil bei den Landesdirektoren zwar kritisch gesehen, aber dass unter den neun Bundesländer-Chefredakteuren überhaupt keine Frau ist, wird als katastrophales Bild gewertet. Eine Kombi also: Mann als Direktor, Frau als Chefredakteurin. Simma-Wallinger hat 15 Jahre beim ORF in unterschiedlichsten Rollen gearbeitet, von Ö3 übers Kinderfernsehen bis zur Büroleiterin der Fernsehdirektion. Nach einem Gastspiel in der Caritas-Kommunikation kehrte die 47-Jährige als FH-Professorin nach Vorarlberg zurück. Sie war in den Planspielen mögliche Vorarlberg ORF-Chefredakteurin, ist nun aber auch als Landesdirektorin in Tirol im Gespräch, wo Weißmann noch eine Baustelle hat. Sie selbst verweist “auf die immer wieder auftauchenden Gerüchte” und auf die Tatsache, dass sie sich “definitiv nicht gegen einen amtierenden Landesdirektor bewerben werde. Außerdem hat niemand mit mir darüber gesprochen und ich bin im aktuellen Job äußerst glücklich”, winkt Simma-Wallinger ab.
Alle, die ein Hühnchen mit dem Landesdirektor Klement zu rupfen haben, versuchen aktuell Gehör zu finden – und sei es, dass sie in Facebook-Videos die abstrusesten Behauptungen aufstellen. Es ist aber vor allem nur eine Person, die maßgeblichen Einfluss auf die Frage hat, wer Landesdirektor im Dornbirner ORF wird: der Landeshauptmann.
Ihm steht laut ORF-Gesetz ein Anhörungsrecht zu, was in der Praxis freilich einer Mitbestimmung gleichkommt. Der neue ORF-General muss also Markus Wallner (ÖVP, 54) seinen Vorschlag vorab unterbreiten. In der Praxis stimmt der Landeshauptmann dem dann zu. Deshalb ändern sich nach politischen Wechseln in Bundesländern üblicherweise auch die jeweiligen Landesdirektoren, oft auch die Chefredakteure. Nach politischem Wechsel sieht es im Land ja nicht aus.
Chefredakteur
Der Vorschlag von Roland Weißmann, abgestimmt mit dem Vorarlberger ORF-Stiftungsrat und RTG-Steuerberater Alfred Geismayr sowie Landeshauptmann Markus Wallner, lautet Markus Klement. Der Landeshauptmann ist damit grundsätzlich einverstanden, “goldene Löffel” habe der ORF-Landesdirektor “ja nicht geklaut”. Mehr politische Änderungswünsche gibt es in Richtung des Postens des Chefredakteurs, den Gerd Endrich (56) seit 2012 innehat, und ORF-intern den Wunsch nach Frauen. Hier sind somit Überraschungen möglich, beim jetzigen Personalpaket oder einige Monate später.
Klement weiter in Vorarlberg und eine neue Chefredakteurin? Simma-Wallinger doch in Tirol? Gar Klement in Tirol und Simma-Wallinger in Vorarlberg?
Derzeit scheint jedenfalls eine Verlängerung von Markus Klement wahrscheinlich und es zeichnet sich eine weibliche Chefredakteurin für Vorarlberg ab. Das Bewerbungsfenster ist noch bis 9. September geöffnet. Die Entscheidung fällt am 16. September.