Lustenau erhält neues islamisches Kulturzentrum mit Moschee

Vorarlberg / 21.09.2021 • 15:40 Uhr
Lustenau erhält neues islamisches Kulturzentrum mit Moschee
So wird das islamische Kulturzentrum mit Moschee im Endausbau auschauen. Es wird an der Reichsstraße gebaut. Rendering: Architekten Specht/Cansiz

Baubeginn soll 2022 sein, die Eröffnung im Sommer 2024.

Lustenau Initator des Projekts ist der ATIB (türkisch-islamischer Verein für kulturelle und soziale Zusammenarbeit in Österreich) Lustenau. Das Gebäude wird auf dem Areal vor dem jetzigen ATIB-Standort direkt an der Reichsstraße errichtet, die Fläche des derzeitigen Zentrums dabei in das Gesamtprojekt integriert. Geplant ist ein Neubau auf vier Ebenen mit Räumlichkeiten zum Gebet, für Feste, Begegnungen, Aufenthalts- und Lernräume, ein Mehrzweckraum, Jugendräume sowie diverse Geschäfte und ein Restaurant im Erdgeschoss. “Nur mit einem Neubau können diese Bedürfnisse in gesellschaftlicher und kultureller Hinsicht erfüllt werden”, sagt ATIB-Lustenau-Pressesprecher und Anwalt Hamit Öztürk.

Islam und Vorarlberg

Laut den federführenden Architekten Jochen Specht (41) und Kemal Cansiz (27) beruht der Entwurf zu gleichen Teilen auf islamischer Architektur und Vorarlberger Baukunst. “Klassisch gemauerte Rundbögen werden mit filigranem Vorarlberger Holzhandwerk kombiniert. Es soll eine hochwertige zeitgenössische Architektur entstehen, die sich harmonisch in ihr Umfeld eingefügt. Wesentliche Elemente der islamischen Bautradition – Bogen, Kuppel, Turm – werden in eine dezente Formensprache übersetzt.” So liest sich die offizielle Beschreibung des Bauwerks.

Stichwort Turm: Der ist knapp 20 Meter hoch und laut vorliegendem Plan leer. “Bei dem hohen Gebäudeteil handelt es sich nicht um ein Minarett, da kein Muezzin zum Gebetsruf hinaufsteigt. Der Turm weist auch nicht die klassischen Merkmale eines Minaretts auf”, betont Architekt Jochen Specht.

Vorfreude auf ein Projekt, das Menschen zusammenbringen soll: Kemal Cansiz, Jochen Specht,
Vorfreude auf ein Projekt, das Menschen zusammenbringen soll: Kemal Cansiz, Jochen Specht,

Durchgang für alle

Das neue Gebäude wird von Grünflächen mit einem Park umgeben sein. Zwischen der Reichsstraße und der Tavernhofstraße soll ein öffentlich benützbarer Durchgang geschaffen werden, die Zu- und Abfahrt erfolgt von der Reichsstraße, um die Tavernhofstraße zu entlasten. Der jetzige Parkplatz wird in effizienterer Form bleiben und auch anderen Gruppen (z. B. dem SC Austria Lustenau) bei Bedarf zur Verfügung gestellt werden.

Wichtig ist den Projektbetreibern, dass das neue Kulturzentrum mit Moschee (KUM) gut sichtbar ist. “Wir möchten unsere Relgion an einem sichtbaren öffentlichen Ort leben, auch um dem Vorurteil zu begegnen, die Religionsausübung finde in sogenannten Hinterhofmoscheen statt”, erklärt Kemal Cansiz.

Ein Meilenstein?

Mit dem neuen Kulturzentrum wollen die Initiatoren einen Meilenstein in puncto Integration und interreligöser Austausch setzen. Das KUM sei eine gesellschaftliche Einrichtung, zugänglich für Menschen jeder Glaubensrichtung und Herkunft. “Das Gebäude mit seinen vielfältigen Nutzungsmöglichkeiten steht der gesamten Gesellschaft zur Verfügung”, sagt Onur Yimaz (44), beim ATIB Lustenau für die Finanzen zuständig.

Stichwort ATIB. Der Verein musste sich in der Vergangenheit immer wieder mit Vorhaltungen auseinandersetzen, den politischen Einfluss der türkischen Regierung unter Präsident Erdogan in Österreich zu verbreiten. Dem treten die Vertreter von ATIB Lustenau entschieden entgegen. “Wir haben mit der türkischen Regierung nichts zu tun. Auch die Imane werden seit Inkraftreten des neuen Islamgesetzes nicht mehr von der türkischen Religionsbehörde entsandt”, lässt Öztürk wissen.

“Wir haben mit der türkischen Regierung nichts zu tun. Auch die Imame werden nicht mehr von der Türkei entsandt.”

Hamit Öztürk, Pressesprecher ATIB

Das mit rund sieben Millionen Euro veranschlagte Projekt wird durch einen Kredit, Mieteinnahmen aus diversen Wohimmobilien in Lustenau sowie Gewerbeflächen sowie Mitgliedsbeiträgen und Spenden finanziert.