Hier werden Klamotten getauscht, statt weggeworfen

Vorarlberg / 22.09.2021 • 14:00 Uhr
Hier werden Klamotten getauscht, statt weggeworfen
Sabine Klapf und Carina Kraus öffnen am Samstag, 25. September, von 9 bis 12 Uhr zum ersten Mal ihr Tauschlädele in Thüringen. VN/JUN

Sabine Klapf und Carina Kraus eröffnen am Samstag ihr Tauschlädele in Thüringen.

Thüringen Über zwei Stockwerke verteilt kann man bald Klamotten, die man nicht mehr trägt, gegen andere, neue Lieblingsstücke eintauschen, denn am 25. September öffnet das Tauschlädele in der Werkstraße 32 in Thüringen seine Pforten. Gegründet wurde der dazugehörige Verein “Häs tuscha” von Carina Kraus und Sabine Klapf, deren Idee es war, aus anfänglichen Kleidertauschpartys etwas Beständigeres zu schaffen.

Aus temporär wurde sesshaft

Fünf Jahre lang veranstalteten Sabine Klapf und Carina Kraus Kleidertauschpartys im Thüringer Pfarrhaus, bis Corona kam. Die sechste Kleidertauschparty wäre letztes Jahr im Frühjahr geplant gewesen. Diese musste dann aufgrund von Corona auf Herbst verschoben werden, wo aber schon die dritte Welle in Anmarsch war. So hatten die beiden Frauen den ganzen Winter über Zeit, sich Gedanken über ein neues Konzept zu machen. Der Grundsatz war klar: „Wir wollen einen fixen Raum.“ Doch einen geeigneten Raum zu finden, war gar nicht so leicht, gab Kraus zu. Denn als Verein haben sie keine Einnahmen, sondern sind auf Spenden angewiesen.

Zunächst war die Idee, in den Alpenvereinsräumlichkeiten der Sektion Blumenegg unterzukommen, doch das ging allein aus dem Grund nicht, da sie dort wieder nur einen temporären Kleidertausch hätten anbieten können. „Ein Haus mitten im Ort wäre ideal gewesen, ein Haus mit Schaufenstern und eines, das nichts kostet“, erzählt Sabine Klapf. Doch auch in den Räumlichkeiten der Agrargemeinschaft können sie nun einen Leerstand sinnvoll befüllen. Das Tauschlädele teilt sich das Haus in der Werkstraße 32 mit dem Repair-Café. Letzteres ist und bleibt der Hauptmieter, das Tauschlädele wird Untermieter.

Direkt am Radweg gelegen

„Das hier ist die beste Option gewesen. Hier hat man auch Möglichkeiten zum Parken und das Haus liegt direkt am Radweg“, sind sich beide einig, dass dieser Standort ideal ist. Auch, dass das Repair-Café mit im Haus sitzt, freut die beiden, da beide Einrichtungen die gleiche Intention verfolgen: Altes nicht wegzuwerfen, sondern es entweder reparieren zu lassen oder eben zu tauschen. Während das Repair-Café nur einmal im Monat offen hat, empfängt das Tauschlädele jeden Freitag von 9 bis 11.30 Uhr und von 14 bis 17 Uhr sowie samstags von 9 bis 11.30 Uhr Besucher.

Monatliche Schwerpunkte

Zusätzlich wollen die beiden Frauen monatliche (saisonale) Schwerpunkte setzen, wie der Tausch von Weihnachtsdeko, Spielsachen und Elektrogeräten, oder einen Wintersportbasar veranstalten. Carina Kraus und Sabine Klapf betonen, dass es sich bei ihrem Tauschlädele nicht um Kinder- und Babykleidung handelt, sondern um Kleidung von und für Erwachsene, eben um „Lieblingsstücke und Schätze“. Nur Unterwäsche und Bademoden nehmen sie nicht an, dafür jedoch Accessoires wie Taschen, Schmuck, Gürtel und Brillen.

Das Prinzip des Kleidertauschens funktioniert mittels einer Stempelkarte. Für jedes abgegebene Kleidungsstück gibt es einen Stempel. Nimmt man sich dafür ein anderes Teil, wird dieser Stempel entwertet. Findet man aber an dem Tag, an dem man seine Klamotten abgegeben hat, nichts Passendes für sich selbst, kann man an einem anderen Tag wiederkommen und dann die Stempelkarte einlösen. Jedes Kleidungsstück wird gleich bewertet, egal, ob dieses teuer oder günstig war.

Künftig sollen die Besucher die Kleiderständer befüllen.
Künftig sollen die Besucher die Kleiderständer befüllen.

15 Mitglieder hat der im Juli gegründete Verein bereits. Diese bügeln und waschen unter anderem die fremden Kleidungsstücke oder betreuen in Zukunft den Laden. „Jeder kann mitmachen“, sagt Sabine Klapf. Für die Eröffnung kommen die schönsten Klamotten zum Vorschein, die Carina Kraus nach den letzten Kleidertauschpartys behalten hat. Die beiden hoffen aber, dass auch Besucher die Kleiderstangen mit ihren Klamotten füllen werden. Die „Ladenhüter“ werden mit der Zeit für karitative Zwecke gespendet. „3000 Tonnen Altkleider produziert Vorarlberg jährlich“, erklärt Sabine Klapf. „Wir wollen die Ressourcenverschwendung einfach vermeiden.“

Kaffee- und Spielecke

In der Kaffeeecke im Erdgeschoß können sich Besucher ein Päuschen gönnen, Sessel und ein kleiner Tisch stehen bereit. Zwischen dem Erdgeschoß, das früher komplett vom Repair-Café genutzt wurde, und der ersten Etage, die leer steht, wird eine Umkleidekabine eingerichtet. Im Keller, in dem früher Ölfässer lagerten, befindet sich der zweite Raum zum Durchstöbern. Auf verschiedenen Kleiderstangen, Tischen und in Regalen werden die Lieblingsstücke präsentiert. Und für Kinder gibt es sogar eine gemütliche Spielecke.

Eröffnung am Samstag

Zur Eröffnung werden bei einem Upcycling-Projekt aus alten Jeans Taschen genäht, die man direkt mitnehmen kann. Das Tauschlädele steht nämlich auch für Re- und Upcycling. Leute, die alte Stoffe, fleckige oder kaputte Oberteile oder Hosen haben, können diese ebenfalls zum Tauschlädele bringen, denn die herausgetrennten Knöpfe oder Reißverschlüsse können wiederum Hobby-Näher für ihre Werke gut gebrauchen, und aus alten Hemden werden im Handumdrehen Mal-T-Shirts für Kinder gemacht. So ist das Tauschlädele nicht nur eine stationäre Kleidertauschparty, sondern auch eine Fundgrube für alle Kreativen. VN-JUN