Hoffnung für vom Aussterben bedrohte Esche

Die zweithäufigste Laubbaumart kann durch Züchtung resistenter Sorten wohl gerettet werden.
Bregenz Vor über vier Jahren schlug Andreas Amann (58), Leiter der Forstabteilung im Land, Alarm: “Die Eschen sind vom Aussterben bedroht”, musste er damals verkünden. Schuld daran war ein Pilz mit dem unschuldigen Namen “Kleines weißes Stengelbecherchen”. Der Schädling befällt die Wurzeln und Zweige der Bäume und verstopft die Leitungsbahnen. Die unheilvolle Folge davon: Der Baum verhungert und stirbt. 3,5 Millionen Eschen zählte man zu jener Zeit in Vorarlberg, das waren drei Prozent aller Bäume in Vorarlberg. Die Esche schien als Baumart dem Tode geweiht, auch wenn bereits damals ein Projekt zur Züchtung von resistenten Sorten ins Leben gerufen wurde. Ausgang ungewiss
Sie sind resistent
Doch jetzt freut sich nicht nur Amann. “Das Projekt war ein voller Erfolg”, darf der Experte heute festhalten. Amann erklärt, wie das Experiment ablief. “Wir haben aus kranken Eschenwälder vermeintlich gesunde Bäume entnommen. Diese wurden mit dem Pilz infiziert, um herauszufinden, wie resistent sie sind. Zur großen Freude haben sich viele Bäume als sehr robust erwiesen.” Von diesen Bäumen werden nun fleißig Samen gewonnen, die dann zur Züchtung robuster Eschen hergezogen
“Das Projekt zur Rettung der Esche wurde zu einem vollen Erfolg. Das wussten wir vor vier Jahren noch nicht.“
Andreas Amann, Leiter Forstabteilung Land
Auch durch ein sogenanntes Veredelungsverfahren mit Zweigen alter Bäume, die auf eine Unterlage gepflanzt werden, gelingt die schnelle Produktion von Samen.
Testfeld bei Tulln
Experimentiert wurde auf einem Testfeld nahe Tulln, wo nicht erkrankte Eschen aus dem ganzen Bundesgebiet auf ihre Resistenz hin geprüft wurden und für die Samengewinnung verwendet. “Als diese Versuche vor vier Jahren begannen, wussten wir nicht, ob sie von Erfolg gekrönt sein würden. Jetzt aber sehen wir gute Möglichkeiten, dem Eschensterben wirkungsvoll entgegenzuwirken”, freut sich der Leiter der Forstabteilung des Landes. Es werde jedoch noch einige Jahre dauern, bis es genug Saatgut zur Pflanzung von so vielen Eschen gibt, dass damit die Verluste kompensiert werden können.
Einwanderer aus Asien
Die Verluste von Bäumen dieser Sorte waren in den vergangenen Jahren enorm. Amann schätzt, dass rund die Hälfte aller Eschen in Vorarlberg dem kleinen weißen Stengelbecherchen zum Opfer fielen.
Der Pilz wurde Ende der 90er Jahre über einen Ostseehafen aus Asien nach Europa eingeschleppt. und hat sich seitdem rasant verbreitet. Bis vor kurzem standen die Experten dem Eschensterben machtlos gegenüber. Jetzt besteht eine realistische Chance, die in Österreich so beliebte Baumart zu retten.
Wald in Vorarlberg
Ein Drittel der Landesfläche ist bewaldet; das sind 97.400 Hektar
49.000 Hektar sind Schutzwald
Drei Prozent aller Bäume waren einmal Eschen, das sind knapp 3,5 Millionen Bäume
Es gibt 6000 Waldeigentümer
Für 3500 Vorarlberger ist der Wald ihre wirtschaftliche Grundlage