Kein Geld mehr für seelische Begleitung

Wiedereingliederungsprojekt fit2work muss um Förderungen fürchten.
Bregenz Es war ein Erfolgsprojekt, weil es Menschen mit psychischen Belastungen und damit verbunden oft langen Krankenständen wieder ins Berufsleben zurückbrachte. Nun droht einem wichtigen Teil von fit2work das Aus, nämlich der klinisch-psychologischen Behandlung und Kunsttherapie. Arbeitsministerium und Pensionsversicherung wollen nach acht Jahren keine Fördergelder mehr lockermachen. Die Zuständigkeit für die Schließung der Versorgungslücke in diesem Bereich liege bei der Gesundheitspolitik bzw. bei den Krankenversicherungsträgern, ließ das Arbeitsministerium auf VN-Anfrage unter anderem verlauten.
Hoffnung heißt Mückstein
In Vorarlberg waren fünf klinische Psychologinnen im Projekt beschäftigt. Wie ihre Kollegenschaft in den anderen Bundesländern verstehen auch sie diese Entscheidung nicht. „Viele unserer Klienten haben mit dieser Unterstützung den Wiedereinstieg geschafft“, erzählt Cornelia Bauer. Dass genau die psychologische Betreuung gestrichten werden soll, erfüllt sie mit tiefstem Bedauern. Der Berufsverband setzt seine Hoffnung nun auf Gesundheitsminister Wolfgang Mückstein. In einem Schreiben wird um Hilfe gebeten, andernfalls würden österreichweit 500 aktuell im Projekt betreute Klienten unversorgt zurückgelassen. Bauer verweist noch auf die Nachwirkungen der Pandemie, die psychische Erkrankungen zusätzlich begünstigte. Vor diesem Hintergrund diesen Teil von fit2work einzustellen, hält sie für kontraproduktiv.
Wissenschaftliche Evaluation
Seit April 2013 können Klienten im Rahmen von fit2work eine kostenlose klinisch-psychologische Behandlung oder Kunsttherapie in Anspruch nehmen. Ziel ist die Wiedereingliederung in den Arbeitsmarkt sowie die Verhinderung von Invalidität bzw. Berufsunfähigkeit. Voraussetzung für den Zugang ist, dass die Klienten im Case Management der fit2work-Personenberatung betreut werden. In allen Bundesländern sind dafür Psychologen im Einsatz. Pro Klient stehen 30 Leistungseinheiten für die psychologische Begleitung zur Verfügung. In Vorarlberg arbeiten fünf klinische Psychologinnen im Projekt mit, die Klientenzahl liegt bei 15 bis 20 pro Jahr. Cornelia Bauer spricht von guten Erfahrungen, das würden auch die wissenschaftlichen Evaluierungen bestätigen. Sie verweist darauf, dass auch von der ÖGK immer wieder Menschen mit langen Krankenständen zugewiesen würden, die unter Depressionen und Panikattacken leiden, dann aber den Einstieg in den Job wieder geschafft hätten. „Nun werden sie an andere Stellen verwiesen, wo sie zum Teil sehr lange auf einen Termin warten müssen“, ärgert sich Bauer.
Von Seiten des Arbeitsministeriums wird argumentiert, dass es sich bei der psychologischen Begleitung immer nur um ein Pilotprojekt gehandelt habe. Die Anschubfinanzierung sei jedoch immer mit dem Ziel verknüpft gewesen, dass die Weiterführung mittelfristig von den zuständigen Stellen gesichert werde, also Gesundheitspolitik und Krankenversicherungsträger. Der Berufsverband der Psychologen will das so nicht stehen lassen und alle Hebel in Bewegung setzen, um das Projekt weiterführen zu können.