Das hat uns gerade noch gefehlt
Wenn sie gefragt hätte, was er sich eigentlich zu Weihnachten wünscht, hätte er eine der beiläufigsten Varianten des Wortes „nichts“ über den Tisch gemurmelt, ohne von der Zeitung aufzusehen. Sie kündigte stattdessen an, er solle sich heuer mit den Weihnachtsgeschenken lieber sputen, es drohten Engpässe. Ein Anflug von Panik schwang in ihrer Stimme. Augenblicklich hatte er Hamsterkäufe und Berge von Klorollen aus den Anfangstagen der Pandemie in Erinnerung. Der Abend war irgendwie im Eimer.
Container? Hafenchaos? Also keine Spielkonsole unterm Christbaum? Kein Tablet? Das fehlte gerade noch! Dabei schlagen die längeren Lieferzeiten überall zu Buche. „Wann kommt eigentlich die Sitzgruppe, die wir im März bestellt haben?“ „Noch heuer“, sagt der Händler und zaubert damit ein erwartungsfrohes Lächeln ins Gesicht der Kundschaft, wo ehedem blanke Empörung sich breit gemacht hätte.
Möbel, Schuhe, Kleider – kaum eine Branche bleibt verschont. So wabert, noch bevor die erste Weihnachtsbeleuchtung ihr warmes Licht in die Straßen ergießt, schon die große Sorge übers Land, ob es am Ende noch was zu kaufen gibt. Also, das ist jetzt natürlich schamlos übertrieben. Aber der Schritt aus einer Welt, in der es immer alles zu jedem Zeitpunkt gegeben hat, in die neue, deutlich zurückhaltendere, ist getan. Was wir wohl vermissen werden? Vielleicht erfahren wir ja endlich, was wir wirklich brauchen.
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