Die Viren treiben es wieder bunt

Vorarlberg / 27.10.2021 • 21:25 Uhr
Die Viren treiben es wieder bunt
Nicht nur das Coronavirus ist unterwegs, auch andere Viren sorgen zurzeit für zahlreiche rinnende Nasen. VN/Paulitsch

Grippale Infekte im Vergleich zum Vorjahr fast verdoppelt.

bregenz Die Viren erobern sich das menschliche Territorium zurück. Nachdem es während der scharfen Einschränkungen wegen der Coronapandemie für sie nichts zu holen gab, machen sie sich jetzt umso stärker in Form grippaler Infekte bemerkbar. Das belegen auch die laufenden Krankenstände, die sich in den vergangenen Wochen teilweise fast verdoppelt haben. In der Kalenderwoche 39 beispielsweise gingen bei der ÖGK-Landesstelle 1312 Krankmeldungen ein. Zur gleichen Zeit des Vorjahres waren es gerade einmal 688. Eine Woche später kletterte die Zahl auf 1650 und noch einmal eine Woche später zeugten 1917 Krankmeldungen vom Umtrieb der Viren. Für 2020 weist die Statistik in der Kalenderwoche 40 genau 1067 und in der Kalenderwoche 41 exakt 1225 Krankenstände aus.

Eine deutliche Zunahme an grippalen Infekten bestätigt auch der Bregenzer Allgemeinmediziner Thomas Jungblut. “Es betrifft nicht nur Erwachsene, sondern auch viele Kinder”, berichtet er und erzählt vom vergangenen Sonntag, als er Dienst versah und sich gefühlt habe wie ein Kinderarzt, “so viele junge Patienten waren in der Praxis”. Bei Kindern heißt es laut Jungblut besonders aufpassen und gut auf Warnzeichen zu achten. “Trinkt ein Kind nichts mehr, zieht es sich zurück, wird still oder atmet schneller, ist ein Arztbesuch dringend angeraten”, legt er Eltern ans Herz.

Corona ausschließen

Ganz generell sei es wichtig, Patienten mit Symptomen eines Infekts immer auch auf Corona zu testen, da die Ausprägungen ähnlicher Natur sind. In seiner Ordination ist das derzeit tägliches Brot. Thomas Jungblut berichtet von einer jungen Frau, die mit Anzeichen eines schweren grippalen Infekts zu ihm kam. Sie wurde mehrfach getestet, sämtliche Antigentests blieben allerdings negativ. Als sich bei der geimpften Patientin keine Besserung einstellte, wurde ein PCR-Test gemacht, und der erwies sich schließlich als positiv. Rund 200 verschiedene Viren können Menschen das Leben schwer machen. Viral bedingte Beschwerden äußern sich in Gliederschmerzen, Fieber, Abgeschlagenheit, rinnenden Nasen, Kopfschmerzen, Husten, Schluckbeschwerden, Übelkeit und Durchfall. Betroffene gehen zum Arzt, wenn der Leidensdruck zu groß wird. Diese Erfahrung hat zumindest Thomas Jungblut gemacht. Dann benötigen sie in den meisten Fällen eine Krankschreibung.

Symptombekämpfung

Neben bekannten Arten wie Rhino- und Adenoviren kursiert auch das Epstein-Barr-Virus aus der Familie der Herpesviren, das unter anderem Leber und Milz angreifen kann. Jungblut hatte in diesem Herbst bereits zwei solcher Fälle. “Die Symptome ähneln denen einer Angina”, erklärt er. Behandelt werden Viruserkrankungen ausschließlich mit entzündungshemmenden Mitteln. “Wir können lediglich die Symptome bekämpfen”, sagt der Allgemeinmediziner. Antibiotika nützen nur bei von Bakterien verursachten Krankheiten. Schon gefragt ist die Grippeimpfung. Es bestehe großes Interesse. Gleiches gilt für die Impfung gegen Pneumokokken, die älteren Menschen und Risikopatienten empfohlen wird. Jungblut: “Impfen erhöht die Immunkompetenz.”