Warum Urlauberkinder über Wintersaison entscheiden könnten

Verantwortliche demonstrieren Optimismus. Aber nicht nur eine anstehende Reisewarnung, die noch am Wochenende in Kraft treten soll, bereitet Sorgen.
Bregenz In Vorarlbergs Tourismusbranche werden die stark steigenden Infektionszahlen mit Unbehagen beobachtet. Da die vierte Welle ungebrochen über das Land hereinbricht, droht Ungemach aus Deutschland. Eine Reisewarnung gilt als sehr wahrscheinlich. Deutsche Medien berichten, dass sie noch am Wochenende in Kraft tritt. „Das wäre nicht nur schlecht fürs Image, sondern hätte auch direkte Auswirkungen auf Familienurlaube“, erklärt Christian Schützinger, Geschäftsführer des Vorarlberg Tourismus.
Ungeimpfte Kinder müssten bei der Rückkehr in Quarantäne. Selbst wenn die Einstufung zum Hochrisikogebiet später zurückgenommen würde, könnten ältere Urlauberkinder den Erwartungen der Touristiker einen Strich durch die Rechnung machen. Mit der jüngsten Verordnung werden heimische 12 bis 15-Jährige dank regelmäßiger Tests an Schulen mit einem sogenannten „Ninja-Pass“ dem 2-G-Status gleichgestellt. Sie haben auch ungeimpft überall Zutritt, wo dies Geimpften und Genesenen erlaubt ist. Einen solchen Pass gibt es in Deutschland nicht. „Das wird bei Familien aus dem Ausland, die so eine Regelung nicht haben, zu Schwierigkeiten führen“, glaubt Schützinger. Hier brauche es dringend eine Lösung.

Man habe das Problem erkannt, beruhigt der zuständige Landesrat Christian Gantner im Gespräch mit den VN. „Wir brauchen eine Lösung für die Kinder. Daran wird auf Bundesebene auch schon gearbeitet.“ Zahlen verdeutlichen das Dilemma: 22 Prozent der Gäste reisen laut Gantner mit Kindern zwischen Zwölf und 16 Jahren. Allerdings verweist der Landesrat auf eine im Nachbarland in dieser Altersgruppe ungewöhnlich hohe Impfquote von 40 Prozent.
Seit Anfang Woche sind die Karten neu gemischt. Mit den verschärften Maßnahmen muss sich der Tourismus von 3G auf 2G umstellen. Gantner glaubt, dass hohe Sicherheitsstandards bei gesundheitsbewussten Urlaubern auch anziehend wirken können. Er gibt sich betont optimistisch. Die Nachfrage sei groß wie nie, selbst wenn jetzt vielleicht einige stornieren würden.

Vorsichtiger formuliert es Vorarlberg-Tourismus-Chef Christian Schützinger. Die Abkehr von 3G auf 2G habe bei vielen Gästegruppen nicht unmittelbar negative Auswirkungen. „Es gibt aber auch Länder wie die Schweiz mit weniger strengen Regeln. Da befürchten wir schon negative Auswirkungen“, so Schützinger weiter. Einzelne Hoteliers berichten, dass Schweizer Gäste sensibel auf die Maßnahmen reagieren und es bereits zu Stornierungen komme.
FPÖ-Kinz befürchtet Stornowelle
Von einer „beginnenden Stornowelle“ mit der Einführung der 2G-Regel berichtet der Tourismussprecher der Freiheitlichen, Hubert Kinz. Er sieht mit den Maßnahmen eine massive Gefahr für den Wintertourismus. Nach dem Corona-Winter 2020/21 habe die Branche auf verlässliche Rahmenbedingungen für diese Wintersaison gehofft. Diese Hoffnungen seien nun aber völlig zunichtegemacht worden. „Viele skibegeisterte Gäste wären zähneknirschend noch zu 3G bereit gewesen, jetzt mit 2G-Regelung hat sich das Blatt gewendet und es hagelt Absagen der Gäste“, so Kinz.

Deutlich entspannter ordnet der Sprecher der heimischen Seilbahnen, Andreas Gapp, die neuen Regeln ein. Jeder gehe davon aus, dass man eine Wintersaison mit Gästen aus Deutschland und der Schweiz haben werde. „Die Entwicklung hin zu 2G war erwartbar“, so Gapp. Selbst ein Lockdown, sofern er nur für Ungeimpfte wäre, hätte auf die eigene Zielgruppe keine besonderen Auswirkungen. Unter Skifahrern sei die Impfquote besonders hoch. „Ich bin für die kommende Saison unverändert optimistisch“, so der Seilbahnsprecher.
Umfrage: Was bedeuten die neuen Regeln für die Wintersaison?

“Was die Zahlen betrifft, werden wir nicht dort anknüpfen können, wo wir 2018/19 waren. Die Entwicklung hin zu 2G war erwartbar. Ich bin für die kommende Wintersaison unverändert optimistisch.” Andreas Gapp, Sprecher der Seilbahnen.

“Aus touristischer Sicht gibt es in der Hotellerie viele, von denen eine 2G-Regel begrüßt wird. Schließlich sind 85 bis 90 Prozent der Beherbungsgäste bereits geimpft.” Christian Gantner, Tourismuslandesrat

“2G statt 3G hat bei vielen Gästegruppen nicht unmittelbar negative Auswirkungen. Für die Kinder braucht es aber dringend eine Lösung noch vor dem Start in die Wintersaison.” Christian Schützinger, Geschäftsführer Vorarlberg Tourismus.

“Die vorliegenden Verordnungen gehören dringend korrigiert. Geschieht dies nicht, werden viele Betriebe das nicht überleben. Es wurde auch völlig auf die minderjährigen Gäste vergessen.” Hubert Kinz, FP-Tourismussprecher