Das Gegenteil von Small Talk

Künstlerin Hilda Keemink zeigt in der Villa Claudia die Ausstellung „close talk“.
Feldkirch Die Künstlerin Hilda Keemink meint, dass Bewegung und körperliche Nähe zu den zentralen Bedürfnissen eines jeden Menschen zählen. Jetzt, während der Corona-Pandemie, seien diese jedoch massiv eingeschränkt und fehlen schmerzhaft. In dieser Zeit des Beziehungsnotstandes ist das Thema zur aktuellen Ausstellung Keeminks gereift – mit Blickrichtung auf die Zeit danach. Der Titel „close talk“ steht dabei – im Gegensatz zu Small Talk – für gegenseitige Aufmerksamkeit. In diesem Sinne sollen die skizzenhaften Drahtszenen und farbenfrohen Wachskompositionen, die die Begriffe „Bewegung“ und „Nähe“ visualisieren, unter anderem auch zu einem neuen positiven Lebensgefühl beitragen.
Vereinfachung der Ideenumsetzung
Setzte die Künstlerin bei ihren früheren Skulpturen und Objekten vor allem auf Bronze, Terrazzo-Beton und Glasobjekte, sind in der jüngeren Vergangenheit Draht-Zeichnungen und Enkaustik-Bilder stark in den Vordergrund gerückt. Diese beiden Techniken bestimmen denn auch die neue Ausstellung in Feldkirch. Für Keemink verkörpern fester Eisendraht und anschmiegsames Wachs gegensätzliche Eigenschaften, wodurch sich erfrischende und immer wieder überraschende Kombinationen ergäben. Bei der Drahtzeichnung ist die Formgebung rein von der Materialität her eingeschränkt, was laut Künstlerin in Bezug auf die Figur ein exaktes Abwägen von Aussagekraft und Stabilität erfordere, wobei aber letztlich genau diese Einschränkung der gewünschten Kontinuität der Werke zugute käme.
„Das Konzept der Drahtzeichnungen beinhaltet die Vereinfachung der Umsetzung einer künstlerischen Idee“, erklärt Keemink. Sie hält bei ihrem Vorgehen in Bewegung befindliche menschliche Figuren zunächst in einfacher Skizze fest. Anschließend formt sie diese freihändig mit Draht und fixiert sie dann zur Festigung mit kurzen, festen Wicklungen. Obwohl die Werke Keeminks flächig angelegt sind, entwickeln sie Tiefe und Räumlichkeit – sie sind figürlich, ohne ins Detail zu gehen und beliebig zu werden.
Im Rahmen von „close talk“ wartet Hilda Keemink mit szenischen Drahtzeichnungen aus mehreren verschiedenen Serien auf. Aus dem Zyklus „Forever“ etwa sind menschliche Figuren aller Altersgruppen in alltäglichen Situationen zu sehen. Im übertragenen Sinne sollen sie Nähe, Begegnung und Akzeptanz in verschiedenen Lebenssituationen kommunizieren.
Vielfalt an Emotionen
In der Ausstellung überrascht Keemink auch mit einer ganzen Reihe an Wachsbildern. Für „close talk“ hat sie in Wachstechnik unterschiedlichste Gesprächssituationen realisiert. Sie zeigt Menschen, die miteinander im Blickfeld stehen und sich mehr oder weniger angeregt auszutauschen scheinen. Die Dichte der Anordnung der Porträts lasse die Vielfalt der Emotionen erkennen, und darauf komme es bei dieser Schau an.
Zu sehen sind die Werke Keeminks in der Villa Claudia vom 26. November bis zum 19. Dezember.