Impfpflicht bringt Lehrer auf die Barrikaden

Brief an die Bildungsdirektion. Lehrervertretung distanziert sich.
BREGENZ Der Brief hat offiziell keinen Absender, sehr wohl einen Adressaten: die Bildungsdirektion Vorarlberg. Die Schreiber geben sich als Lehrer zu erkennen, die sich gegen die drohende Impfpflicht wehren. Wortwörtlich heißt es im Brief unter anderem: „Wir möchten Sie darüber informieren, dass 150 Lehrpersonen und Schulleiter aus dem Pflichtschulbereich – und viele mehr, die sich bis jetzt noch nicht zu diesem Schritt entschlossen haben – mit 1. Februar 2022 ihren Dienst für das Land Vorarlberg kündigen werden bzw. sich kündigen lassen, wenn eine allgemeine Impfpflicht in Österreich in Kraft tritt.“
Falsche Adressaten
Die Verantwortlichen des Schriftstücks wollten sich nach außen hin nicht outen, sehr wohl sehen sie selber in der Bildungsdirektion die Verantwortlichen für die geplante Einführung der Impfpflicht. Andreas Kappaurer (60), pädagogischer Leiter der Bildungsdirektion, zeigte sich über den Brief wenig erfreut. „Diese Reaktion auf die geplante Impfpflicht kommt doch viel zu früh. Noch ist da gar nichts beschlossen, kein Mensch weiß, wie sowas letztlich exekutiert werden soll. Ich halte diesen Brief für wenig sinnvoll.“ Was Kappaurer zudem nicht gefällt: „Wir werden hier als die Schuldigen hingestellt. Nur wir verfügen keine Impfpflicht. Wir sind schlichtweg die falschen Adressaten.“
Nicht auf einer Linie mit den Briefverfassern ist Pflichtschullehrervertreter Willi Witzemann. „Das sind Impfverweigerer. Ich kann dieses Schreiben nicht nachvollziehen“, äußert sich Witzemann, der Kritikern der Coronamaßnahmen zuvor oft grundsätzlich nicht negativ gegenüberstand.
Er kennt die Initiatoren des Briefes, will diese jedoch nicht nennen. „Dazu habe ich kein Recht.“ Der Lehrervertreter berichtet von Streikdrohungen, welche ihm gegenüber die Kollegen ausgesprochen hätten. „Aber ich bin nicht zuständig für einen Streik. Und wenn dieser ohne gewerkschaftliche Absegnung erfolgt, ist er wild und die Teilnehmer müssen mit Bezügeausfall rechnen“, macht Witzemann deutlich. Gleichzeitig möchte er, dass die Bildungsverantwortlichen im Land auf die Widerständler zugehen.
Ein Hilferuf
Nicht glücklich mit dem Brief ist auch Gewerkschafterin Alexandra Loser. „Einen Streik befürworte ich in der jetzigen Situation sicher nicht“, sagt Loser. „Streiken kann ja jeder. Aber nicht unter gewerkschaftlichem Schutz. Es ist das letzte gewerkschaftliche Mittel.“
Als bedrohlich stuft sie die Situation dennoch ein. „Wir sind zwar 6000 Pflichtschullehrer, und da hört sich eine Streikdrohung von 150 Kollegen harmlos an. Doch für die betroffenen Schulen könnte das bei dramatische Folgen haben.“ Loser sieht in dem Schreiben vor allem einen Hilferuf.
„Streiken kann jeder. Aber nicht unter Gewerkschaftsschutz. Es ist das letzte Mittel.“
