Warum die S 18 wieder die Fronten verhärtet

Negative Beurteilung des Straßenprojekts durch Klimaministerin Gewessler lässt niemanden kalt.
Bregenz Es war zu erwarten. Die geplante Bodenseeschnellstraße als CP-Variante mit einer Ostumfahrung Lustenau wurde vom Umwelt-und Mobilitätsministerium der grünen Leonore Gewessler in Summe negativ beurteilt. Im Gegensatz zum Lobau-Tunnel gab es zwar noch keine endgültige Absage ans Projekt, die Vorzeichen für eine Umsetzung sind jedoch nicht besser geworden. Viel mehr scheint die Ministerin ein Dreierbündel an Übergängen für den Kraftfahrzeugverkehr zu bevorzugen: Mit einem Übergang bei Hohenems/Diepoldsau, einer Brückenverbindung auf Lustenauer Gemeindegebiet und einer Grenzpassage bei Höchst/St. Margrethen. Die Strategie der Ministerin sorgt für eine heftige Diskussion.
Große Entlastungswirkung
Wirtschafts- und Verkehrslandesrat Marco Tittler (45, ÖVP) sieht die Erstbewertung des Ministeriums nicht so negativ. “Die S 18 hat von allen untersuchten Asfinag-Straßenprojekten die mit Abstand größte Entlastungswirkung. Natürlich ist ein solches Projekt ein Eingriff in die Natur, vor allem während der Bauphase. Aber es muss eine Untertunnelung des Lustenauer Gemeindegebiets geben. Dann hält sich der Bodenverbrauch in Grenzen.” Er erwarte eine genaue Planung, so wie sie die Asfinag bisher auch gemacht habe. Über die zu prüfenden Alternativen zur CP meint Tittler: “Da wurde ja schon vorher alles geprüft. Wir brauchen eine große überregionale Entlastung der Bevölkerung und nicht etwas, das keine Entlastung bringt.”

“Die S 18 hat von allen geprüften Asfinag-Projekten die mit Abstand größte Entlastungswirkung.
Marco Tittler, Wirtschafts-und Verkehrslandesrat
Keine Nulllösung
“Man soll prüfen, was man will. Was am Ende nicht sein darf, ist eine Nulllösung für Lustenau mit null Entlastung”, äußert sich Lustenaus Bürgermeister Kurt Fischer (58, ÖVP) zu der Vorgehensweise von Ministerin. Fischer weiß nicht, wo die Reise jetzt hingehen soll. Er weiß allerdings: “Die Planung einer neuen Brücke hängt wesentlich mit der Entlastungsstraße zusammen. Was für eine Dimension soll die Brücke bekommen?”, fragt sich der Gemeindechef. Klar ist für den obersten Lustenauer: “Es darf keine Durchschneidung des Lebensraums in der Gemeinde geben. Sie sollen das von mir aus alles sehr seriös auf die Entlastungswirkung prüfen.
“Man soll prüfen, was man will. Am Ende darf es jedoch keine Nulllösung für Lustenau geben.”
Kurt Fischer, Bürgermeister Lustenau
Wo sich die Geister scheiden
Jubel über die Erstbeurteilung des Gewessler-Ministeriums herrscht naturgemäß bei den Vorarlberger Grünen. “Endlich haben wir mit Leonore Gewessler eine Klimaschutzministerin, die den Mut hat, Straßenbauprojekte aus dem vorigen Jahrtausend einem Klimacheck zu unterziehen und Alternativen umzusetzen”, jubelt Klubobmann Daniel Zadra (36) in Bezug auf die S 18. Die Straße würde ohne Rücksicht auf Bodenverbrauch und Biodiversität durch Naturschutzgebiete hindurch geplant.

Ins selbe Horn stößt Eugen Schneider, Sprecher der Initiative gegen die CP-Variante. “Diese Einschätzung der Ministerin in Bezug auf Umwelt- und Klimaschutz ist ganz in unserem Sinne. Wir brauchen zudem eine viel schneller Entlastung. Auf die kann man nicht mehr 20 Jahre warten. Auch birgt die CP ja ein hohes Verfahrensrisiko. Wir müssen uns alle zusammensetzen und eine gute Alternative finden.”
“Wenn das jetzt Geplante nicht gehen sollte, dann soll man etwas anderes machen. Wir brauchen Entlastung.”
Karina Lechtaler, Anrainerin L 203
Karina Lechtaler, Anrainerin und Kämpferin für eine nachhaltige Entlastung, sieht die Dinge nüchtern. “Okay, man hat jetzt jahrelang geredet und geplant mit vorliegender Variante als Lösung. Wenn das jetzt nicht geht, dann soll man eben etwas anderes machen. Für mich ist nur eines wichtig: Wir wollen eine Entlastung vor allem vom Schwerverkehr. Wenn das nicht geschieht, gehen wir auf die Barrikaden.”
