Mit 90 Jahren im Einsatz für Herzpatienten

Vorarlberg / 01.02.2022 • 16:57 Uhr
Gratulation zum 90. Geburtstag bei Herzintaktgruppen: Anni Raid mit Vereinsarzt Dr. Frey (l.), Obfrau Dr. Haderer und Übungsleiter Dir. Klemens Voit. <span class="copyright">AJK/3</span>
Gratulation zum 90. Geburtstag bei Herzintaktgruppen: Anni Raid mit Vereinsarzt Dr. Frey (l.), Obfrau Dr. Haderer und Übungsleiter Dir. Klemens Voit. AJK/3

Ehemalige Krankenschwester Anni Raid immer noch Übungsleiterin bei Herzpatienten.

BREGENZ Ruhestand ist für Anni Raid fast schon ein Fremdwort. Immerhin ist sie nach wie vor als Übungsleiterin einer der Gruppen von „Herzintakt“ Bregenz aktiv. Bis vor einem Beinbruch im Jahr 2019 leitete sie sogar bis zu drei solcher Gruppen. Dass sie auch die Jagdprüfung sowie die Ausbildung zur Wanderführerin absolviert hat, erfährt man von der 90-Jährigen nur so nebenher.

Krankenschwester wollte Anni Raid bereits werden, als sie 14 war. Bis sie ihr Vorhaben umsetzen konnte, dauerte es allerdings. In den Nachkriegsjahren war sie zuerst in Haushalten und im Gastgewerbe im Einsatz. Weil sie endlich etwas eigenes Geld verdienen wollte, nahm sie Arbeit in der Deckenfabrik Sannwald an, dann in einem Haushalt in Stuttgart. 1961 folgte die junge Vorderwälderin dem Ruf als freiwillige Helferin in einer Klinik in Ludwigsburg.

Krankenschwester mit Diplom

Stenographieren und Maschinschreiben erlernte sie während dieser Zeit in Abendkursen, bis sie als 30-Jährige endlich in Innsbruck die Ausbildung zur Krankenschwester starten konnte. „Das Lernen fiel mir nicht leicht, wenigstens konnte ich Steno und deshalb im Lehrsaal mitschreiben.“ 1966 gab es dann das ersehnte Diplom als Krankenschwester. „Ans Heiraten habe ich bis dahin nicht gedacht und als ich das Diplom endlich in der Hand hielt, sowieso nicht. Familie und gar Kinder wären mit meinem Traumberuf nicht vereinbar gewesen.“

Der Dienst der Schwester begann auf der Internen im früheren Stadtspital Bregenz. „Damals hatte man noch vier Wochen lang durchgehend Nachtdienst, mit einem einzigen freien Tag pro Woche.“ Ab 1974 wurde dann im Krankenhausneubau gearbeitet. Dort gab es die eigentlich längst vorgeschriebenen Möglichkeiten, alles jederzeit zu desinfizieren. Das bekam nicht allen gut.

Betreuung Herzkranker

Anni Raid: „Nach einigen Jahren waren meine Hände dauernd wund, trotz Handschuhen konnte ich nicht mehr in der Pflege arbeiten.“ Da sie wegen dieser Berufskrankheit den Beruf aufgeben musste, tat sich eine völlig neue Chance auf. Primar Dr. Albert Fuchs bot ihr an, bei der damals ganz neuen Behandlung von Herzinfarktpatienten mitzuwirken. Solchen Patienten war einst etliche Wochen lang strikte Ruhe verordnet worden. Bregenz war eines der ersten Akutspitäler, die gleich mit der Aktivierung begannen. „Dr. Fuchs ermöglichte mir eine Reihe wertvoller Weiterbildungen für den Umgang mit Patienten nach überstandenem Herzinfarkt“, so Anni Raid.

Was ist nach der Reha?

Russpreisträger Dr. Leopold Bischof (†2012) hatte sich erfolgreich für die Gründung des Arbeitskreises für Sozialmedizin (aks) eingesetzt. Diese wertvolle Einrichtung wollte nicht zulassen, dass Herzinfarktpatienten nach ihrer Reha-Behandlung einfach alleingelassen werden. „Einige taten gar nichts und saßen nur herum, andere übertrieben es mit der Bewegung“, erinnert sich Anni Raid. Als Lösung wurden die Herz­intaktgruppen ins Leben gerufen. Dort konnten Herzpatienten regelmäßig gemeinsam unter fachkundiger Anleitung trainieren. Anni Raid gehörte vor 33 Jahren zu den ersten Übungsleiterinnen, gemeinsam mit Turnprofessor Klemens Voit, dem späteren Direktor des BG Blumenstraße, und Oberärztin Dr. Ingrid Haderer. Auch sie beide sind nach wie vor bei Herzintakt aktiv, Dr. Haderer inzwischen als Obfrau.

Anni Raid war bald für viele der Mitturner die gute Seele, sowohl als Übungsleiterin als auch als besonders bewegliche Mitturnerin in andern Gruppen. Lediglich nach einem Beinbruch 2019 musste sie kurze Zeit etwas leisertreten.

Skifahren, jagen, fischen, wandern

Dass die Herzintakt-Jubilarin auch außerhalb dieser inzwischen als Verein organisierten Truppe nie auf der faulen Haut gelegen ist, zeigen ihre zahlreichen Aktivitäten. Einen Kleiderschrank in ihrer Wohnung krönen zahlreiche Pokale und Trophäen, die von Siegen und Stockerlplätzen bei Pensionisten-Skirennen künden.

Zahlreiche Jagdtrophäen im Haus sind Beleg für ihre Freude an der Jagd. „Die Jagdprüfung habe ich 1975 absolviert. Mir ging es aber nicht wirklich ums Schießen, mir war die Pirsch immer lieber.“ Wenn es aber darum ging, erkrankte oder verkrüppelte Tiere zu erlegen, drückte sich Anni nicht. „Meine erste Gams musste geschossen werden, weil sie krank war. Das war 1975 auf der Alpe Schadona.“

Wanderführerin mit 72

Im Alter von 72 Jahren legte sie die Prüfung als Wanderführerin ab. „Ich war immer gerne in den Bergen, früher beim Bergsteigen. Dank dieser Prüfung konnte ich manchmal mit einer der Herzgruppen eine etwas aufwendigere Wanderung unternehmen.“ Die quirlige Bregenzerin pflegt nach wie vor zahlreiche Kontakte, macht Besuche und freut sich über Treffen mit ihren Herzintakt-Kameradinnen und -kameraden. Zum 90. Geburtstag haben ihre Turngruppen Anni Raid in kleinerem Rahmen beim Turnen im BG Blumenstraße bereits hochleben lassen. Ein großes Fest wird nachgeholt, sobald es Corona zuläßt. AJK

<p class="caption">Ihre erste Gams erlegte Ani Raid 1975 auf der Alpe Schadona.</p><p class="caption"/>

Ihre erste Gams erlegte Ani Raid 1975 auf der Alpe Schadona.

<p class="caption">Mit 90 noch voller Energie: Anni Raid.</p><p class="caption"/>

Mit 90 noch voller Energie: Anni Raid.