Warum bestimmte Schulen künftig mehr Ressourcen erhalten als andere

Vorarlberg / 21.02.2022 • 18:00 Uhr
Warum bestimmte Schulen künftig mehr Ressourcen erhalten als andere
Schulen mit besonderen Herausforderungen werden bei der Ressourcenzuteilung künftig stärker berücksichtigt. Meznar

Schullandesrätin Barbara Schöbi-Fink spricht von einem “Paradigmenwechsel” im Schulbetrieb.

Bregenz Bisher war das an den Schulen organisatorisch einfach: Die Schulen meldeten eine bestimmte Anzahl an Klassen mit einer klar vorgegebenen Schülermindestzahl und erhielten dafür ihre Stundenkontingente, die personell entsprechend bestückt werden mussten.

Damit ist es in Vorarlberg mit dem Schuljahr 2022/2023 vorbei. Ab dann werden die Ressourcen nach anderen Kriterien verteilt. Es gilt nun die Zahl der Schülerinnen und Schüler an einer Bildungsstätte (Kopfquote) als Hauptkriterium. Des Weiteren der Förderbedarf der Schülerinnen und Schüler, der soziökonomische Status (u.a. Migrationshintergrund, Sprachkenntnisse) sowie das spezifische Bildungsangebot an der Schule. “Es ist dies ein Paradigmenwechsel für das Schulsystem, mit mehr Transparenz und mehr Gerechtigkeit”, frohlockt Schullandesrätin Barbara Schöbi-Fink (60, ÖVP).

Nicht alle jubeln

Es sei dies kein Einsparungsprogramm, will Andreas Kappaurer (60), pädagogischer Leiter der Vorarlberger Bildungsdirektion, einem möglichen Kritikpunkt sofort den Wind aus den Segeln nehmen. Er räumt jedoch ein: “Natürlich jubeln nicht alle. Schulen, die nicht mit den genannten Kriterien aufwarten können, haben womöglich weniger Ressourcen zur Verfügung. Vielleicht geht sich dann die Eröffnug einer zusätzlichen Klasse nicht mehr aus.”

Profitieren werden von der neuen Form der Ressourcenzuteilung ganz sicher Brennpunktschulen, aber auch Bildungsstätten, die Schüler mit sonderpädagogischem Förderbedarf haben. Mittels eines Chancenindex soll zudem der soziökonomische Status eines Schülers ermittelt werden, um damit einen allfälligen höheren Ressourcenbedarf abzuleiten.

Gesamtprojekt

“Um die Ressourcenzuteilung nachvollziehbar zu gestalten, werden an den einzelnen Standorten Schulqualitätsmanager gemeinsam mit Personalvertretern die Umsetzung begleiten”, kündigt die Direktorin der Bildungsdirektion, Evelyn Marte-Stefani, an. Die Neuordnung der Ressourcenzuteilung sei ein großes Gemeinschaftsprojekt. “Über 30.000 Schüler im Pflichtschulbereich sind davon betroffen. Seit September des Vorjahres läuft dieses Projekt. Im Mittelpunkt standen dabei stets die Schüler”, betont Marte-Stefani. Mit am Tisch bei der Ausarbeitung der Ressourcenzuteilung neu seien sämtliche Systempartner sowie die Bildungssprecher der politischen Parteien gewesen.

“Bei allen Überlegungen standen bei der Neuordnung der Ressourcenzuteilung stets die Schüler im Mittelpunkt.”

Evelyn Marte-Stefani, Bildungsdirektorin

Andreas Kappaurer sieht in den beschlossenen Maßnahmen auch eine Ausweitung des Gestaltungsspielraums der Schulleiter. “Sie sollen entscheiden, wie sie ihre Ressourcen am besten einsetzen”, sagt der pädagogische Leiter. Er ist überzeugt: “In zwei Jahren wird keiner mehr nach dem alten System fragen.”

Administrative Entlastung

Apropos Schulleiter. Die sollen künftig in ihren administrativen Aufgaben entlastet werden. Das Land erhöht die Unterstützung der Verwaltungsstunden von 42.500 auf 82.500 Stunden. Das bedeutet zusätzliche Ausgaben des Landes in Höhe von einer Million Euro.

Worin sich alle einig sind: Völlig unabhängig von Ressourcenzuteilung und Schulorganisation bleiben Lehrer im Schulbetrieb Mangelware.