Emotionale Wälderness in Schwarzenberg

Vorarlberg / 25.02.2022 • 16:31 Uhr
Gotthard Bilgeri stellte auch als Sänger seinen Mann, wenn er das Enkel-Trio zum Wälder-Wiener-Quartett machte. <span class="copyright">stp/3</span>
Gotthard Bilgeri stellte auch als Sänger seinen Mann, wenn er das Enkel-Trio zum Wälder-Wiener-Quartett machte. stp/3

Wiener Wälder setzten im Hirschen einen Schritt zurück zu Normalität.

Schwarzenberg Es war ein denkwürdiger Abend, als Seniorchef Franz Fetz im Schwarzenberger Kulthotel Hirschen das neuformierte Team Hanskaspas Enkel & Gotthard Bilgeri ankündigte. Mit großen Emotionen, denn zum einen war die Veranstaltung im Rahmen der Wälderness nach Aufhebung vieler Corona-Einschränkungen ein großer Schritt zurück in die Normalität und zum zweiten verbindet Hirschenwirt Franz mit Ulli Troy ein legendäres Konzert in seinem Hotel: Troy und Hermann Stadelmann legten 1990 als „Stemmeisen & Zündschnur“ (erweitert durch Rolf Aberer) im Hirschen nach 13 Jahren schöpferischer Pause ein fulminantes Comeback hin. Der Saal wurde gestürmt, Besucher, die keinen Einlass mehr fanden, bezogen im Gastgarten Position und hängten Saalfenster aus, um das Konzert verfolgen zu können.

Meilenstein für Kulturaktivitäten

Es wurde zu einem Meilenstein der kulturellen Aktivitäten, die Franz Fetz mehr als vier Jahrzehnte im Hirschen setzte und die jetzt Sohn Peter weiterführt. Peter leitet das Haus seit 2017, assistiert von seiner Schwester Pia.

Franz Fetz wurde 1975 Hirschenwirt in neunter Generation und begann mit kulturellen Aktivitäten, um „den Schwarzenberger Winter spannender zu machen. Tourismus konzentrierte sich damals auf Freitag bis Sonntag, also suchte ich nach Möglichkeiten, auch die anderen Tage zu beleben.“ Seine guten Kontakte zur Jazzlegende Oscar Klein, der nicht nur selbst mehrfach im Hirschen auftrat, sondern auch andere Musikgrößen nach Schwarzenberg brachte, waren in diesen Bemühungen überaus hilfreich.

Mit Stemmeisen & Zündschnur gelang ihm ein weiterer Coup auf dem Weg zum Hirschen, der langfristig ganz bewusst als Kulturhotel positioniert wurde. In Anlehnung an die große Hirschen-Tradition: Hier waren in früheren Zeiten neben gekrönten Häuptern wie König Max II. von Bayern auch Dichter wie Eduard Mörike zu Gast. Hirschenwirt Josef Anton Metzler war auch Vermögensverwalter der Malerin Angelika Kauffmann.

Wälderness als neues Format

2007 entwickelte Franz Fetz eine neue kulturell-kulinarische Eventserie: Von Saisonbeginn Anfang Dezember bis Ostern gibt es mehr als ein Dutzend Konzerttermine mit vorwiegend heimischen Gruppen und Solisten. In „Hirschens feinem Musiksalon“ beginnt der Abend mit einem feinen Essen, ehe die Gäste mit einem ebenso feinen Konzert unterhalten werden. Die Konzertpause wird mit dem Dessert versüßt. Die ersten fünf Abende mussten coronabedingt leider abgesagt werden, erst im Februar konnte die Veranstaltungsserie mit George Nußbaumer & Philipp Lingg sowie Prinz Grizzley gestartet werden. Den ersten Paukenschlag nach den Lockerungen setzten nun Hanskaspas Enkel & Gotthard Bilgeri.

Urlaubsgäste und Einheimische

„Die Wälderness“, so Franz Fetz, „richtet sich ebenso an Urlaubsgäste wie Einheimische. Normalerweise ist das Verhältnis etwa ausgeglichen – heute Abend waren aber wegen des Programms deutlich mehr Einheimische hier.“

In der ersten Reihe u. a. der aus Egg stammende und heute mit Hauptwohnsitz Ramsau am Dachstein lebende Günther Hammerer, dem seine Söhne Fabian und Philipp diesen Wälderness-Abend zu Weihnachten geschenkt hatten und ihn mit ihren Freundinnen Andrea und Julia auch in den Hirschen begleiteten. „Ein perfektes Familientreffen“, freute sich der Hervis-Manager.

Nahtlos anknüpfen

Für die Wälder-Wiener war der Neustart eine langersehnte Gelegenheit, dort anzuknüpfen, wo sie im Herbst unterbrochen wurden: Sie spielten sich ihre Freude über die Lockerungen regelrecht von der Seele und rissen das Publikum, das immer wieder zum Mitmachen aufgefordert wurde, voll mit. Mit Gedichten von H. C. Artmann stellte Gotthard Bilgeri gleich zu Beginn seine Sattelfestigkeit in der klassischen Wiener Literatur unter Beweis. Ebenso überzeugend war er als Interpret aus der Wiener Bibel „Da Jesus und seine Hawara“ und köstlich sein Bananeneinkauf. Die Wälder Enkel wiederum erwiesen sich ihrerseits auch im Wienerischen sattelfest, aktualisierten etwa Pirron & Knapp mit ihrem Bella Venetia durch eine Kreuzfahrtschiff-Strophe und liefen beim Ähne vo meor sealb zur Höchstform auf. STP

Urlauber wie Einheimische werden mit der Wälderness gleichermaßen angesprochen. Günther Hammerer genoss seinen „Familienabend“ in der ersten Reihe.
Urlauber wie Einheimische werden mit der Wälderness gleichermaßen angesprochen. Günther Hammerer genoss seinen „Familienabend“ in der ersten Reihe.
Bei der Ansage ließ Hirschenwirt Franz seinen Emotionen freien Lauf.
Bei der Ansage ließ Hirschenwirt Franz seinen Emotionen freien Lauf.