Wie Frau Holles Goldmarie

Im Paulinarum am Ludescherberg bäckt Pauline Burtscher ihr Brot noch immer von Hand.
Ludesch „Sunnasiitig“ liegt der Hof von Pauline und Reinhard Burtscher auf dem Ludescherberg auf 1048 Metern Höhe. Hier haben sie ihren Traum wahr gemacht. Wie fast jeden Tag war die gelernte Köchin auch beim Besuch der VN mit ihrem Brotteig beschäftigt: „Kneten, kneten, kneten, Geduld und Zeit sind die Voraussetzungen für ein gutes Brot.“ Sie nimmt auch kein Mehl, wenn der Teig an der Hand klebt, durch das lange Kneten wird der Teig von selbst geschmeidig, in der Maschine soll man ihn so lange kneten lassen, rät sie, bis sich der Teig von der Schüssel löst. Nur Brotmischungen mit Dinkel- oder Roggenmehl dürfen nicht zu lange geknetet werden, bei Weizenmehl sei die Knetzeit nicht so problematisch.

Pauline Burtscher spricht da auch von einem Fenstertest – wenn man ein Stück Teig zwischen den Fingern in einem Viereck so dünn auseinanderziehen kann, dass man durch den Teig schauen kann, ohne dass er reißt, dann ist der Teig genug geknetet. Der Teig soll außerdem Zeit haben, sich auszudehnen. Sie schlägt vor, kein Küchentuch darüber zu legen, sondern den Teig entweder mit einem Plastikdeckel oder mit Folie abzudecken. Dadurch bleibt er saftig und bekommt keine „Haut“, bis er dann geformt und in den Backofen „eingeschossen“ wird.

Man merkt: Brot ist ihre Leidenschaft und sie meint, dass das Märchen von Frau Holle, in dem die Goldmarie das Brot aus dem Ofen holt, ihre Leidenschaft für das Brotbacken geweckt habe. Nach der Hochzeit, erzählte sie weiter, lebten sie bei ihren Schwiegereltern. In dieser Zeit fuhr sie immer wieder ins Südtirol und besuchte hier Kurse in Brotbacken, Korbflechten und Floristik. Dann kam ihr Glückstag, als sie 2001 das 350 Jahre alte Bauernhaus auf dem Ludescherberg beziehen durfte. Pauline Burtscher: „Als wir das erste Mal in der großen Stube standen, kam mir der Gedanke, daraus etwas zu machen.“
Pauline und Reinhard Burtscher bauten sich in Ludesch eine Heimat nach ihren Vorstellungen auf. Ein bestehendes Stallgebäude wurde nach gut überlegter Planung, außen unverändert und innen mit viel Glas und einem Lehmofen, in ein Seminarhaus mit Bewirtung umgebaut. In diesem Haus hat Pauline Burtscher die Möglichkeit, ihre Erfahrung an Interessierte weiterzugeben. Sie gibt unter anderem Brotbackkurse oder, wie sie sagt, Kurse, die mit Mehl zu tun haben. Dazu werden auch Kochkurse mit Kräutern und Blüten angeboten sowie Veranstaltungen wie Kräuterwanderungen, Frühstück für die Seele, Flechten mit Weiden und vieles mehr. Wichtig ist für Pauline Burtscher, dass sie die selbst gemachten Produkte vom Hof, Reinhard betreibt die Landwirtschaft, verarbeiten kann. Das Seminarhaus mit 25 Plätzen steht selbstverständlich nicht nur für ihre Kurse zur Verfügung, hier können auch Tagungen, Seminare, Schulungen oder Workshops abgehalten werden, wobei die Köchin auch das Catering übernimmt. HAB
Zur Person
Pauline Burtscher
Geboren 8. März 1959 im Silbertal
Ausbildung Köchin
Familie Verheiratet, zwei Söhne
Reinhard Burtscher
Geboren 28. Jänner 1959
Ausbildung Landwirt