Ihr Mann, 57, starb an Corona – wie Birgit Mattei das verarbeitet

Andreas Mattei war kerngesund und sportlich, ehe das Virus ihm den Tod brachte.
Lustenau. Sie waren eine Bilderbuchfamilie, die Matteis aus Lustenau: sportlich, unternehmungslustig, eng verbunden. Wie viele andere steckten sie sich Anfang November 2020 mit dem Coronavirus an. Mama Birgit (50) und Tochter Lisa (21) erkranken, wenig später auch Papa Andreas (57). Birgit und Lisa erholen sich trotz heftiger Symptome nach einiger Zeit, Andreas nicht. Es geht ihm schlecht und immer schlechter. Am 27. Dezember stirbt er im Wiener AKH, die Familie ist am Boden zerstört – die VN berichteten.
Relative Sicht der Dinge
Der Blick zurück auf das Geschehene vor einem Jahr ist für Birgit Mattei nicht leicht. “Natürlich schafft die Zeit einen gewissen Abstand. Aber es gibt immer noch genug Momente, in denen es mich zurückflasht.” Mattei wundert sich, dass trotz unvermindert hoher Zahlen an Ansteckungen, fast alle Beschränkungen aufgehoben werden. “Es heißt dann einfach nur: 70 Personen sind in Spitalsbehandlung, ein paar auf der Intensivstation, zwei gestorben. Das mag von den Zahlen her als Außenstehender nicht schlimm sein. Doch wenn du die Familie bist, deren Angehöriger verstorben ist, nützt dir diese relative Sicht der Dinge nichts.”
Wenn’s wieder weh tut
Birgit Mattei weiß wovon sie spricht. Viel haben sie und ihre Kinder Lukas (23) und Lisa (21) durchgemacht, sie haben aber auch viel Zuspruch und Unterstützung erfahren. Auch wenn sich Birgits Freundeskreis verändert hat. “Du warst ja vorher immer als Pärchen unterwegs, mit dem Verlust des Ehepartners wird einiges anders.”
“Vorher warst du als Pärchen unterwegs. Mit dem Tod des Mannes wird auf einmal vieles anders.”
Birgit Mattei, Witwe
Die erste Zeit nach dem Tod von Andreas hat sie sich durch die Abwicklung der Hinterlassenschaft abgelenkt. Da gab es viel zu organisieren, neu zu ordnen, viele Dinge zu klären. Immer wieder findet Birgit Sachen, die sie fest mit Andreas verbindet. “Dann kommt der Schmerz wieder hoch.”
Ihr größter Halt sind die Kinder. “Obwohl sie in Wien leben, kommen sie oft zu mir. Das freut mich sehr. Lukas tut sich mit der Verarbeitung des Verlustes besonders schwer. Deswegen hat er jetzt im Studium auch auf Theologie umgesattelt”, erzählt die Witwe.
Bogen um Impfgegner
Um Impfgegner und Demonstrationen gegen die Coronamaßnahmen macht sie einen weiten Bogen. “Ich habe auch den Kindern empfohlen, solche Veranstaltungen in Wien zu meiden.”
Gelegentlich denkt die drei Mal geimpfte Frau daran, wie das gewesen wäre, wenn sich Andreas zu jener Zeit bereits immunisieren hätte lassen können. Von der Impfwirkung ist sie grundsätzlich etwas enttäuscht. “Leute stecken sich ja an, völlig egal, ob sie drei Mal geimpft sind oder nicht. Trotzdem werde ich bei jeder Auffrischung wieder dabei sein. Man dürfte sich dadurch ja schwere Verläufe ersparen.”
Birgit möchte in die Zukunft schauen. Sie hat unter anderem wieder mit Fitnesstraining begonnen. Freilich in einem anderen Studio. “Das alte würde mich zu sehr an meinen Mann erinnern.”