Von der Straße auf die Schiene: Deshalb ist das so wichtig

Fürs Klima und für verkehrsgeplagte Menschen: Offensive zu Wende im Güterverkehr.
Wolfurt Für seine erste Pressekonferenz als frischgebackener Mobilitäts- und Umweltlandesrat hatte Daniel Zadra (37, Grüne) einen hohen Gast an seiner Seite: Andreas Matthä (59), Vorstandsvorsitzender der ÖBB Holding AG. Das gemeinsame Thema: Weichenstellungen für eine Verlagerung des Gütertransports von der Straße auf die Schiene. “Wir nehmen die Erstellung eines Güterverkehrskonzepts in Angriff. Dass nur 12 Prozent der Güter in Vorarlberg auf der Schiene transportiert werden, ist eindeutig zu wenig”, hielt Zadra fest. Er erwähnte in diesem Zusammenhang die Klimaneutralität und sprach von der Notwendigkeit, ausgehend von 2005 bis 2030 30 Prozent an Emmissionen im Verkehr einzusparen.
Tun statt Reden
Der Verkehr ist die größte CO2-Emissisonsquelle, sind sich Matthä und Zadra einig. Der Transport von Güter nimmt davon einen erheblichen Teil ein. So bewegen sich jedes Jahr rund drei Millionen Lkw auf Vorarbergs Straßen, Tendenz steigend. “Klimaschutz hat daher auch sehr viel mit der Verlagerung von Verkehr von der Straße auf die Schiene zu tun”, ist Andreas Matthä überzeugt. Das zu bewerkstelligen, “soll künftig nicht nur ein Lippenbekenntnis sein. Wir müssen Taten setzen”, macht Zadra deutlich.
“Klimaschutz hat auch sehr viel mit der Verlagerung des Verkehrs von der Straße auf die Schiene zu tun.”
Andreas Matthä, ÖBB-Chef
Kostenwahrheit
Damit mehr Waren mit der Eisenbahn statt mit Schwerfahrzeugen transportiert werden, verlangt der ÖBB-Chef mehr Kostenwahrheit. “Diesbezüglich gibt es Wettbewerbsverzerrungen, die den Kfz-Verkehr begünstigen. Während man auf der Schiene für jeden Zentimeter eine Schienenmaut zahlt, ist das bei den Straßen nicht der Fall. Wir fordern einen fairen Wettbewerb”, sagt der ÖBB-Chef.
In Vorarlberg hat er sich am Donnerstag gemeinsam mit Landesrat Zadra auf Werbetour für die Bahn begeben. “Wir müssen die Wirtschaft mit ihren großen und mittelständischen Bertrieben an Bord holen und mit ihnen Lösungen für die Verwendung der Schiene als Transportmittel finden. Auch gilt es, gesamtwirtschaftliche Logistiklösungen zu finden”, betont Matthä, der aber auch einräumt: “Auch wir von den ÖBB müssen diesbezüglich unsere Hausaufgaben machen, unsere Kunden entsprechend betreuen und Angebote machen.”
Werbefeldzug bei der Wirtschaft
Teil dieses Angebots sehen Zadra und Matthä in den sogenannten “Mobilern”. Es sind dies Wagons mit kippbaren Transportbehältern, die mittels hydraulischer Hubvorrichtungen Güterverlagerungen vom Lkw auf die Behälter ohne Verwendung eines Krans ermöglichen. Vor allem für Baumaterialien wie Schotter und Erde ist diese Technologie gut geeignet. Derzeit werden rund 300.000 Tonnen Baumaterialien jährlich auf Vorarlberger Straßen transportiert.
In Vorarlberg nützen bereits einige große Unternehmen die Bahn als Transportmittel. Dazu zählen etwa Blum, Loacker oder Rhomberg.
Matthä und Zadra trafen am Montag mit führenden Wirtschaftsvertretern zusammen, um ihnen den Umstieg von der Straße auf die Schiene schmackhaft zu machen. Das in Ausarbeitung befindliche Güterverkehrskonzept soll schon bald konkrete Ziele für den Transport von Gütern in Vorarlberg definieren.