Darum kann Landesrat Tittler mit grünen Verkehrsprognosen nichts anfangen

Vorarlberg / 28.03.2022 • 16:45 Uhr
Darum kann Landesrat Tittler mit grünen Verkehrsprognosen nichts anfangen
Lkw auf Lkw. So sieht es auf der A14 immer wieder an bestimmten Tagen aus. Für Verkehrslandesrat Marco Tittler ist klar. “Wir brauchen die S 18.” VN/Paulitsch, VOL

Berechnungen des Verkehrsressort im Land ergeben: Verkehr wird weiter zunehmen, statt abnehmen.

Bregenz Die nun gestarteten Alternativplanungen zum S18-Straßenprojekt stoßen bei den ÖVP-Spitzenpolitikern im Land auf wenig Gegenliebe. Im VN-Interview drückte Landeshauptmann Markus Wallner (54) unter anderem sein Befremden darüber aus, dass Mobilitätsministerin Leonore Gewessler (44) bei ihren Plänen von einem Rückgang des Verkehrs im Unteren Rheintal auf das Niveau der 90er Jahre ausgeht.

Verkehr wächst weiter

Verkehrslandesrat Marco Tittler (45) sekundiert seinen Chef, und zwar mit Zahlen. “Die im Mobilitätsmasterplan für 2030 festgelegte Verkehrsreduktion tritt nicht ein.” Demnach hätte ab 2018 das Kfz-Verkehrsaufkommen zurückgehen sollen. “Das Gegenteil ist der Fall. Und der Verkehr wird unseren Berechnungen zufolge weiter steigen”, macht Tittler einleitend deutlich.

Ausgehend vom im Planungsprozess “Mobil im Rheintal” (MIR) festgelegten Prognosedatum 2025 wurden die Prognosen linear bis 2019 heruntergerechnet.

Prognosen überschritten

Für die im Zusammenhang mit der S 18 relevanten Bereiche ergeben sich demnach folgende Zahlen: Auf der L 204 von Dornbirn nach Lustenau betrug die MIR-Grundannahme 2007 20.700 Fahrzeuge innerhalb 24 Stunden. Die Prognose für 2019 lag bei 22.133 Fahrzeugen. Tatsächlich gemessen wurden 2019 jedoch 26.697 Vehikel. Zum Vergleich dazu: 1995 waren es in diesem Abschnitt 16.150 KFZ.

An der Lustenauer Grenze auf der L203 lag die MIR-Grundannahme für 2007 bei 11.600 Fahrzeuge, die MIR- Prognose für 2019 lag bei 11.920 KFZ. In Wirklichkeit passierten 2019 13.363 Fahrzeuge pro 24 Stunden die Zählstelle. 1995 kamen dort 11.022 Lkw und Pkw vorbei.

“Uns einreden zu wollen, wir brauchen keine leistungsstarke Verbindungsstraße mehr, ist nicht seriös.”

Marco Tittler, Verkehrslandesrat

1995 viel weniger

Auch auf der A 14 wurden auf Basis der Studien des Verkehrsressorts die Prognosen deutlich von der Realität übertroffen. 46.100 Fahrzeuge wurden für das Jahre 2007 von “Mobil im Rheintal” angenommen, die Prognose für 2019 lag bei 49.426. Tatsächlich fuhren in diesem Jahr 67.376 durch die Zählstelle bei Wolfurt/Lauterach, 60.751 durch die Zählstelle bei Hohenems, 57.303 durch die Zählstelle bei Schwarzach. Nur rund die Hälfte dieser gezählten Fahrzeuge passierten im Jahre 1995 genannte Bereiche.

Tittler sieht sich bestärkt

Für Marco Tittler liegt die Schlussfolgerung aus all diesen Zahlenvergleichen auf der Hand. “Uns einreden zu wollen, es brauche keine leistungsstarke Verbindungsstraße mehr, ist nicht seriös. Und auch wenn wir den gegenwärtigen Anteil des Güterverkehrs auf der Schiene von derzeit 12 Prozent erhöhen wollen, werden wir dadurch das prognostizierte Verkehrsaufkommen auf der Straße nicht kompensieren können”, ist sich Tittler sicher. Auch seien aufgrund der Ausweitung des ÖPNV die Bahnkapazitäten für den Gütertransport zur begrenzt.

Die VN.at-Anfrage nach Zahlen zu ihren Verkehrsprognosen im Unteren Rheintal blieb vom Mobilitätsministerium in Wien unbeantwortet.

Verkehr unteres Rheintal

L 204: Dornbirn – Lustenau

MIR Grundannahme 2007: 20.700 Fahrzeuge, MIR Prognose für 2019: 22.133 KFZ; tatsächlich gemessen 2019: 26.697 Fahrzeuge

L 203: Lustenau Grenze nach Au

MIR Grundannahme 2007: 11.600 Fahrzeuge, MIR Prognose 2019: 11.920 Fahrzeuge; tatäschlich gemessen 2019: 13.363 KFZ

A14
MIR Grundannahme 2007: 46.100 Fahrzeuge
Prognose 2019: 49.426 KFZ

2019 tatsächlich gemessen:

Zählstelle Wolfurt/Lauterach 67.376 Fahrzeuge

Zählstelle Hohenems: 60.751 Fahrzeuge

Zählstelle Schwarzach: 57.303 KFZ