Blitzschnell wieder im Kosovo

Die Fotoausstellung von Hazir Reka brachte bei Betroffenen des Kosovo-Kriegs Erinnerungen zurück.
BLUDENZ Die zweite Ausstellung dieses Jahres in der Bludenzer Galerie allerArt trägt den Titel „Before and after the war“. Mit seiner beklemmenden Fotoserie entführt der kosovarische Künstler Hazir Reka die Betrachtenden „in einen dokumenthaften Vorher-Nachherdialog über die Balkankatastrophe“, schreibt der Verein allerArt zur Ausstellung. Bis zum Ende der Ausstellung konnten über 200 Kunstinteressierte im Weißen Raum begrüßt werden.
„Vereinzelt waren erfreulicherweise wieder Schulklassen in der Galerie und auch Besucherinnen und Besucher kosovarischer Herkunft, die zum Teil aus eigenen Kriegserfahrungen zu berichten wussten und Parallelen zur derzeitigen Lage in der Ukraine zogen“, teilt Andrea Bickel auf Anfrage mit. Für die Leiterin des künstlerischen Betriebsbüros allerArt ist in den vergangenen Wochen interessant gewesen zu erfahren, „dass ein Wiederaufbau zwischen 20 und 30 Jahre dauert“.
Die Bildpaare Rekas nahm das allerArt-Publikum äußerst positiv wahr. „Kriegsbilder allein würden in dieser Zeit als allzu bedrückend empfunden werden. Es ist ganz wichtig, einfach auch den positiven Aspekt zu sehen, was aus den fotografierten Menschen ungefähr 20 Jahre später geworden ist“, ergänzt AndreaBickel.
Betroffene erinnern sich
„In der Ausstellung wurde ich geistig wieder in die Zeit des Krieges zurück versetzt. Ich hatte das Gefühl, wieder unten im Kosovo zu sein. Das war für mich nicht so einfach, denn ich hatte das alles mitgemacht“, erzählt Avni Pllana. Der Geschäftsführer der Bludenzer Café-Ristorante-Pizzeria Antonio (Pllana Gastronomie GmbH) ist im Jahr 1991 nach Österreich gekommen. Während den Anfängen des Krieges. Besucht hat er den Kosovo erst wieder nach dem Krieg. „Die Bilder von Hazir Reka berühren einen emotional, sie sind fesselnd“, meint Cenk Dogan. „Unglaublich“ findet es der Bludenzer Kulturstadtrat, wie der Künstler die verschiedenen Situationen und Emotionen eingefangen hat. „Diese Arbeiten werden später einmal die letzten Beweise eines Krieges sein, der viele Menschen auf eine tragische Art und Weise beeinflusst hat“, zeigt sich der Politiker überzeugt.
allerArt-Obmann Wolfgang Maurer empfindet die Exposition als äußerst gelungen; nicht zuletzt deswegen, „weil sie Schmerz, Leid und Krieg nicht ästhetisiert“. Die laut Maurer „gewisse grobe Körnung“, welche die Werke haben, ist passend zur Stimmungslage der abgebildeten Personen, und diese kommt damit optimal zum Ausdruck. Glamourmäßig wollte man seitens des allerArt nichts aufpeppen. SCO


