Warum die Medaillenschmiede Olympiazentrum sich neu ausrichten will

Neubau angedacht. Evaluierungsprozess läuft. Bestimmte Sportarten bangen um Unterstützung.
Dornbirn Annires Marchetti gilt in Vorarlberg als Grand Dame der Rhythmischen Sportgymnastik. Unter ihren Fittichen war unter anderem die zweifache Olympiateilnehmerin Caroline Weber die erfolgreichste Gymnastin Österreichs. Marchetti formte Staatsmeisterinnen, EM- und WM-Teilnehmerinnen. Unermüdlich ist die emsige Sportfunktionärin auch vor Ort in den Regionen für den Nachwuchs im Einsatz. Jetzt fürchtet sie, dass ihre Sportart der geplanten Neuausrichtung des Olympiazentrums zum Opfer fallen und für ihre Spitzengymnastinnen dort künftig kein Platz mehr sein könnte. “Nachdem aus einem in Götzis vorgesehenen Standort nichts wird und wir vonseiten des Sportreferats als nicht förderungswürdig gelten, ist mir für die Zukunft unserer Spitzensportlerinnen schon ein wenig bange”, sagt Marchetti.
Leistung zählt
Was soll nun werden aus dem Olympiazentrum neu und wer wird dort in den Genuss von Förderungen kommen? Dass zum Beispiel die Rhythmische Sportgymnastik nicht zu den Glücklichen zählt, schließt Michael Zangerl, Leiter des Sportreferats im Land, nicht aus. “Die Leistungsentwicklung in einzelnen Sportarten spielt bei der Bedarfsplanung schon auch eine Rolle. Und diesbezüglich sind die internationalen Spitzenplatzierungen etwa in der Rhythmischen Sportgymnastik nicht gerade üppig.” Zangerl spricht bezüglich Zukunft des zuletzt so erfolgreichen Olympiazentrums von vielen Fragen und Überlegungen. Zum Beispiel: Welche anderen Standorte für Sportstätten kommen im Umfeld des OZ in Frage. Könnte das Messegelände die neue Heimat des OZ werden, welche Möglichkeiten ergeben sich durch die Zusammenarbeit mit der Stadt Dornbirn.
“Die Leistungsentwicklung in den Sportarten spielt bei den Bedarfsplanungen schon auch eine Rolle.“
Michael Zangerl, Leitung Sportabteilung Land
“Olympic High Performance Unit”
An den Überlegungen beteiligt sich naturgemäß auch Sebastian Manhart, Geschäftsführer des Olympiazentrums. “Es ist für die Zukunft alles offen”, hält er grundsätzlich fest. Der ehemalige Handballer erwähnt das “Olympic High Performance Unit”, die Bereiche wie Sportwissenschaft, Sportmedizin, Ernährungswissenschaft, Leistungsdiagnostik, Training oder Physiotherapie mit einschließt. “Wir müssen uns überlegen, wie wir in all diesen Bereichen die Standards erhöhen können. Eine zweite Analyse betrifft die Sportstätten. Wir müssen wissen, wo wir Schwerpunkte setzen, welche Anlagen wo sein sollten, was wir generell an sportspezifischer Infrastruktur brauchen.” Laut Zangerl wurde eine Arbeitsgruppe zur Bedarfserhebung für das Olympiazentrum eingerichtet. “Im Herbst wollen wir erste Pflöcke einschlagen und wissen wohin die Reise geht”, betont der Sportreferatsleiter.
Bedarfsplanung läuft
In der Vermögensabteilung des Landes, zu der auch der Bereich Hochbau gehört, bestätigt Leiter Karl Fenkart eine laufende Bedarfsplanung für das Olympiazentrum in Dornbirn. “Bis 2023 soll die Bedarfsplanung auf Basis der mittelfristigen Finanzplanung des Landes abgeschlossen sein. 2024 könnte der Architekturwettbewerb starten. Wie das Ganze aussehen soll, hängt natürlich auch von der sportlichen Bedarfserhebung ab”, betont Fenkart. Über die für das Projekt vorgesehenen Finanzmittel wollte sich der Abteilungsleiter nicht äußern. “Das wäre zum jetzigen Zeitpunkt unseriös.”
“Bis 2023 soll die Bedarfsplanung auf Basis der mittelfristigen Finanzplanung des Landes fertig sein.“
Karl Fenkart, Vermögensabteilung Land
Tatsache ist: Das Olympiazentrum liegt nach dem Medaillenregen der Vorarlberger Sportler bei den Olympischen Spielen in Tokio und Peking hoch im Kurs. “Wir haben glückliche Monate hinter uns”, freut sich Sebastian Manhart.