Ausverkauf von Bauland in Lech geht ungebremst weiter

Vorarlberg / 15.06.2022 • 13:51 Uhr
Ausverkauf von Bauland in Lech geht ungebremst weiter
Den Lecher Bürgermeister Gerhard Lucian macht die Preisentwicklung keine Freude. Der Gemeinde seien aber die Hände gebunden.

Fondsmanager mit Firmensitz in London kaufen sich in Oberlech ein – noch nie wurde so viel für Boden bezahlt.

Lech Vorarlbergs Immobilienmarkt spielt verrückt. Die Preise für Grundstücke haben im Land ein Niveau erreicht, wie sie noch vor Kurzem kaum vorstellbar waren. Für Bauland in besonderen Lagen gelten darüber hinaus eigene Gesetze. Boden wechselt für astronomische Summen den Besitzer. So sorgt jetzt ein Grundstücksdeal in Oberlech für Aufsehen.

Fondsmanager aus London

Zwei Fondsmanager mit Firmensitz in der vornehmen Brompton Road in London haben sich für 8,9 Millionen Euro im Nobelskiort Lech eingekauft. In guter Nachbarschaft, wie etwa dem Chalet-N des Tiroler Milliardärs Rene Benko, konnten sich ein 46-jähriger britischer und ein 38-jähriger finnischer Staatsbürger über ihre 2022 in Lech gegründete OLEA GmbH dafür ein 1000 Quadratmeter großes Grundstück mit Baufläche-Wohngebiet-Widmung sichern. 8900 Euro pro Quadratmeter – nie zuvor wurde in Vorarlberg so viel für Boden bezahlt.

Kopfschütteln in Lech

Im Ort sorgt das Immobiliengeschäft für Kopfschütteln. Der Ausverkauf von Grund und Boden geht munter weiter. Der Gemeinde sind dabei die Hände gebunden. “Die bereits gewidmeten Grundstücke werden von Einheimischen verkauft und von dem, der am meisten zahlt, gekauft”, bringt es Lechs Bürgermeister Gerhard Lucian auf den Punkt.

Der Hotelier macht keinen Hehl daraus, dass er mit dieser Entwicklung nicht glücklich ist. Die Preisspirale dreht sich. Lecher könnten sich das nicht mehr leisten, so Lucian. Es seien verschiedene Initiativen am Laufen, damit Wohnraum für Einheimische und Mitarbeiter leistbar bleibe.

Ausverkauf von Bauland in Lech geht ungebremst weiter

Längst verbringen Superreiche nicht nur mehr ihren Urlaub in Lech. Sie wollen sich am Arlberg einkaufen. Der Wunsch nach den eigenen vier Wänden treibt die Bodenpreise seit Jahren in die Höhe. VN-Recherchen im Grundbuch zeigen, dass nirgendwo sonst so viel für Bauland bezahlt wird wie in Oberlech.

Die 8900 Euro pro Quadratmeter für das Grundstück in unmittelbarer Nähe zur Schlosskopfbahn bedeuten im Ranking der teuersten Böden den unrühmlichen Spitzenplatz. Dahinter folgen zwei Grundstücke in direkter Nachbarschaft. So erwarb 2016 ein Vorarlberger Industrieller für 4,2 Millionen Euro ein 800 Quadratmetergrundstück in Oberlech. Der Quadratmeterpreis: 5250 Euro. Das zahlte 2019 auch eine Liechtensteiner Gesellschaft für 550 Quadratmeter Bauland.

Vergleichsweise "günstig". Am Haggen in Lochau wurde im November 2020 ein 1038 Quadratmeter großes Grundstück für 3,2 Millionen Euro verkauft - etwa ein Drittel des Rekorddeals in Lech.
Vergleichsweise "günstig". Am Haggen in Lochau wurde im November 2020 ein 1038 Quadratmeter großes Grundstück für 3,2 Millionen Euro verkauft - etwa ein Drittel des Rekorddeals in Lech.

Mit den Lecher Preisen können Bestlagen am anderen Ende des Bundeslandes mit Blick auf den See bei Weitem nicht mithalten. So hat ein deutscher Großunternehmer 2020 für 3082,85 Euro pro Quadratmeter Boden am Haggen erworben. Das teuerste Bauland abseits des Arlbergs kostete demnach gerade einmal ein gutes Drittel des Oberlecher Rekorddeals.