Arzt Spiegel und Sportfunktionär Grabherr: Es geht nur so weit, bis …

Vorarlberg / 23.06.2022 • 07:00 Uhr / 4 Minuten Lesezeit
Dr. Robert Spiegel erlebte während der  Impfkampagne eine intensive Arbeitszeit, für die er von mehreren Personen heftig angegriffen wurde.  <span class="copyright">VN/Steurer</span>
Dr. Robert Spiegel erlebte während der Impfkampagne eine intensive Arbeitszeit, für die er von mehreren Personen heftig angegriffen wurde. VN/Steurer

Altachs Sportdirektor Werner Grabherr und Impfkoordinator Robert Spiegel über Belastungslimits.

Schwarzach Sie standen beide berufsbedingt unter Dauerstress und waren dabei harter Kritik, ja sogar Anfeindungen, ausgesetzt. Sie wissen, wie es ist, den Job als 24-Stunden-Hamsterrad zu erleben. Sie haben die Wucht von Angriffen spüren müssen, gegen sie als Funktionsträger und gegen sie persönlich.

Für den federführenden Corona-Impfarzt des Landes, Robert Spiegel, bedeutete die Zeit der Impfkampagne die wohl größte und längste Herausforderung seines ärztlichen Lebens. Auch in seiner Praxis hatte er viele Patienten, die ihre Leistungsgrenzen überschritten, obwohl sie immer glaubten, solche existierten nicht.

Notwendige Auszeit

„Plötzlich geht eben nichts mehr. Der Betroffene bricht zusammen. Weil ein klein wenig zurückstecken ist für diese Personen undenkbar und nicht tolerabel, ihr Pensum aufrechterhalten aber unmöglich“, beschreibt Dr. Spiegel die Zwickmühle. Er selber musste sich vor solchen Grenzüberschreitungen schützen. „Es gab während der Hochphase der Impfkampagne schon Zeiten, da kam ich nicht mehr zu mir selber. Dann musste ich zwei, drei Tage Auszeit nehmen. Das habe ich auch gemacht.“ Auch bei Spiegel kam hinzu, dass er für seine Tätigkeit oft grenzwertig attackiert und kritisiert wurde. „Ich habe darob an mir selbst gezweifelt“, beschreibt der 65-Jährige diese Erlebnisse. Er weiß: „Wenn du ohnehin schon viel arbeitest und ein negatives Feedback erhältst, reduziert das deine Belastbarkeit erheblich.“

“Wenn ich merkte, ich bin nicht mehr ich selber, musste ich eine Auszeit von zwei, drei Tagen nehmen.

Dr. Robert Spiegel, Corona-Impfkoordinator

Verständnis für Wallner

Massiv kritisiert und in verschiedenen sozialen Netzwerken heftig angegriffen, wurde auch der Sportdirektor des SCR Altach, Werner Grabherr. „Es gibt einfach keine Grenzen mehr“, resümiert der 36-jährige jene Zeit, als der Verein mit einem Bein schon in der zweiten Liga stand und die wütenden Reaktionen der „Fans“ vor allem auf ihn herunterprasselten. „Diese Hetze, diese Rastlosigkeit samt negativer Begleiterscheinungen sind bedenkliche gesellschaftliche Entwicklungen“, sagt Grabherr. Für ihn selbst habe er bereits Grenzen wahrgenommen, über die er nicht mehr gegangen wäre. „Vor allem wenn dein Umfeld auch darunter leidet, wird es schlimm.“

Werner Grabherr brauchte viele Wochen lang eine dicke Haut. Viel Arbeit, viel Kritik, wenig Anerkennung: eine enorme Belastung. <span class="copyright">VN/Stiplovsek</span>
Werner Grabherr brauchte viele Wochen lang eine dicke Haut. Viel Arbeit, viel Kritik, wenig Anerkennung: eine enorme Belastung. VN/Stiplovsek

Diese Hetze, diese Rastlosigkeit sind bedenkliche gesellschaftliche Entwicklungen. Ich habe bereits Grenzen gesehen.”

Werner Grabherr, Sportfunktionär

Für Landeshauptmann Markus Wallner zeigen sowohl Spiegel als auch Grabherr Verständnis. „Wenn du bei allem Einsatz dann auch noch eine Opposition hast, die einfach nur gegen alles ist, was du tust, kann es irgendwann zu viel werden“, sagt der Altacher Sportfunktionär.

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