Darum weiß Rainer Gögele genau, wann es auch für Politiker zu viel wird

Vorarlberg / 24.06.2022 • 08:00 Uhr
Zuschlagen heißt es für den ehemaligen Gesundheitslandesrat Rainer Gögele nur noch zu Hause beim Holz für den Winter. <span class="copyright">VN/Hartinger</span>
Zuschlagen heißt es für den ehemaligen Gesundheitslandesrat Rainer Gögele nur noch zu Hause beim Holz für den Winter. VN/Hartinger

Nach einem halben Jahr als Gesundheitslandesrat war für den jetzigen Pensionisten die Belastungsgrenze erreicht.

Mäder Rainer Gögele ist ein pflichtbewusster Mensch, seriös und gewissenhaft. Das attestierten dem AHS-Lehrer für Latein und Religion während seiner Politikerkarriere selbst die politischen Gegner. Als der durchaus auch streitbare ÖVP-Klubobmann im Dezember 2011 das Amt des Gesundheitslandesrats übernahm, blieb der grundsätzlich eher angespannt wirkende Mann aus Mäder seinen Prinzipien treu.

Nach einem halben Jahr warf der heute 65-Jährige jedoch das Handtuch. Zum Teil heftige Kritik an seiner Tätigkeit und Überbelastung wurden ihm zu viel. “Ich fühlte mich unter Dauerbeobachtung und arbeitete sechs Tage die Woche zwölf Stunden. Oft musste ich auch am Sonntag irgendwelche repräsentativen Termine wahrnehmen. Zeit zur Regeneration hatte ich nicht.”

So schön kann das Leben sein. Rainer Gögele lässt es sich zu Hause gutgehen und kann das tun, was er gerne tut.
So schön kann das Leben sein. Rainer Gögele lässt es sich zu Hause gutgehen und kann das tun, was er gerne tut.

Handy von früh bis spät

Was Dauerbeobachtung für ihn bedeutete, beschreibt Gögele wie folgt: “Ich habe begonnen, jeden öffentlich gesprochenen Satz ganz genau zu bedenken. Weil dir jede Äußerung einmal vorgehalten werden kann. Das war alles andere als angenehm.” Als Politiker sei er jeden Morgen um 6.30 Uhr mit dem Handy in der Hand aufgestanden und so auch spät abends wieder ins Bett gegangen.

Wodurch er sich auch unter Druck gesetzt fühlte: “Du hast es permanent mit vielen Menschen zu tun, die etwas von dir erwarten. Doch darunter sind immer wieder solche, deren Anliegen du nicht berücksichtigen kannst. Das ist so. Und das ist nicht angenehm.”

Zurück als Lehrer

Die physische Belastung könne irgend wann einmal auch zur psychischen werden. “Vor allem, wenn du einfach keine Zeit bekommst, dich einmal richtig zu erholen”, sagt Gögele.

Die gesundheitlichen Probleme von Landeshauptmann Markus Wallner kann der gelernte Pädagoge nachvollziehen. “Wallner war zehn Jahre mit Vollgas unterwegs. Das hinterlässt Spuren. Und es wird dir bewusst: Ich kann nicht alles lösen.”

Rainer Gögele vor zehn Jahren im Landtag. Der Ex-ÖVP-Klubobmann und Gesundheitslandesrat wirkte oft angespannt. <span class="copyright">VN/Hartinger</span>
Rainer Gögele vor zehn Jahren im Landtag. Der Ex-ÖVP-Klubobmann und Gesundheitslandesrat wirkte oft angespannt. VN/Hartinger

Rainer Gögele kehrte nach seinem Abschied aus der Politik wieder in seinen angestammten Beruf als AHS-Lehrer zurück. Er unterrichtete bis zu seiner Pensionierung vor einem Jahr am BRG Dornbirn Schoren Latein und Religion. “Ich habe das Lehren ja immer geliebt.” Endlich konnte er dann auch wieder einmal zu Hause auf seiner Terrasse sitzen und ein Buch lesen. Ein bisschen Politik ist ihm freilich geblieben. In seiner Heimatgemeinde Mäder ist er Gemeindevertreter und unterstützt im Team Rainer & Rainer als Vizebürgermeister den gleichnamigen Gemeindechef Siegele.

Zeit fürs Bücherlesen auf seiner Terrasse hat der nun tiefenentspannte Rainer Gögele trotzdem mehr als genug.