Klimatologe: “Müssen uns an neue Art von Klima gewöhnen”

Vorarlberg / 19.08.2022 • 18:30 Uhr
Klimatologe: "Müssen uns an neue Art von Klima gewöhnen"
VN/Rhomberg, paulitsch

Zukünftig sei vermehrt mit Extremwetterereignissen zu rechnen.

Innsbruck, Schwarzach Seit Wochen gab es in Vorarlberg keinen ergiebigen Regen mehr, der Bodensee hatte zuletzt über einen Meter weniger Wasser als üblich. Was am Donnerstagabend und Freitag folgte, war dafür umso extremer.

Die Niederschlagsmengen am Freitag waren regional ungewöhnlich hoch. „Punktuell waren es ein heftiges Ereignis mit kleinräumigen Zellen“, erklärt  Meteorologe Alfred Neururer von der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) in Innsbruck auf VN-Anfrage.

Auch in Koblach wurden Keller überschwemmt.<span class="copyright"> VN/Paulitsch</span>
Auch in Koblach wurden Keller überschwemmt. VN/Paulitsch

In Bregenz fielen in drei Stunden sogar über 160 Liter pro Quadratmeter, in Hard waren es zeitweise sogar 200 Liter. Zum Vergleich: Bregenz hat im August einen durchschnittlichen Monatsniederschlag von rund 170 Millimeter. Die ZAMG gab für Freitag eine Regenwarnung für Vorarlberg und Teile Nordtirols aufgrund des Genuatiefs, das den Starkregen brachte.

Eine Beruhigung soll am Samstag folgen. „So ein Ereignis ist noch nicht dem Klimawandel zuzuschreiben, Starkregen gab es auch schon vor 20 Jahren. Aber natürlich kann die Häufigkeit solcher Extremwetterereignisse durch den Klimawandel zunehmen“, betont Neururer. Das bestätigt auch der Vorarlberger Klimatologe Simon Tschannett. „Es ist das, was Forscherinnen und Forscher schon lange für die Zukunft vorhergesagt haben: Nämlich, dass es längere Trockenperioden und intensivere, kürzere Niederschlagsereignisse geben wird.“

Neue Art von Klima

Insgesamt müsse man sich als Gesellschaft darauf einstellen, dass es vermehrt zu solchen Ereignissen kommt. Nach dem langen Ausblieben des Niederschlags fehle oft das Risikobewusstsein, wenn sich eine schwere Gewitterlage abzeichnet. „Wir sind es nicht gewohnt, dass es so heftige Gewitter gibt“, so Tschannett. 

„Wir müssen uns mehr mit dieser neuen Art von Klima auseinandersetzen, damit die richtigen Schlüsse daraus gezogen werden können.“ Es bräuchte mehr Unwetterverständnis.