So will Liechtenstein Autos und Bahn unter die Erde bringen

Vorarlberg / 22.08.2022 • 05:55 Uhr / 4 Minuten Lesezeit
Donath Oehri (l.) und Johannes Kaiser von der Interessensgemeinschaft  Mobiles Liechtenstein.<span class="copyright"> Fotos: VN/Rhomberg</span>
Donath Oehri (l.) und Johannes Kaiser von der Interessensgemeinschaft  Mobiles Liechtenstein. Fotos: VN/Rhomberg

Schulterschluss im Fürstentum: Bahn und Straße von Schaanwald bis Balzers sollen unterirdisch geführt werden.

Eschen Was in Bregenz mit der Bahn-Unterflurlösung seit Jahrzehnten diskutiert wird, soll im Fürstentum Liechtenstein in Zukunft für den gesamten Hauptverkehr gelten. Zumindest gibt es ein gemeinsames Bekenntnis aller im liechtensteinischen Landtag vertretenen Parteien, die ein Postulat für eine Gesamtverkehrslösung an die Regierung übergeben haben.

So will Liechtenstein Autos und Bahn unter die Erde bringen
So könnte eine Gesamtverkehrslösung aussehen.

„Dass sich alle Parteien einig sind, gab es in dieser Form noch nie“, sagen Johannes Kaiser und Donath Oehri von der Interessensgemeinschaft Mobiles Liechtenstein, aus der ein überparteiliches Begleitgremium entstand. Nachdem die Liechtensteiner Bevölkerung vor zwei Jahren gegen das grenzüberschreitende S-Bahn-Projekt FL.A.CH gestimmt hatte, wollte man die Mobilitätsthematik von Grund auf neu denken. „Es geht dabei nicht um punktuelle Verkehrslösungsvarianten, sondern es handelt sich um eine ganzheitliche Lösung“, betont Kaiser, der auch für die Fortschrittliche Bürgerpartei im Landtag sitzt.

Generationenprojekt

Da Liechtenstein mit 160 Quadratkilometern über eine recht kleine Landesfläche verfügt, sollen sowohl der Bahnverkehr als auch der motorisierte Individualverkehr möglichst kompakt beieinander und überdeckt in Korridoren bzw. in die Erde abgesenkt werden, und zwar über das ganze Land hinweg. „So wird an der Oberfläche Platz für Mensch, Natur und Landschaft geschaffen und zugleich fallen Lärm und Belastung durch den Verkehr weg“, so der ehemalige Gampriner Gemeindevorsteher Oehri. Die Trennung von Dorfzentren durch Straße bzw. Gleise wären ebenso vom Tisch wie das Verkehrsproblem in Schaan und anderer Orte. Lediglich der öffentliche Busverkehr soll freie Fahrt auf den vorhandenen Straßen haben. Und: Ein Anschluss an den Stadttunnel Feldkirch wäre denkbar.

Partizipation

In dem Postulat, das im März überreicht wurde, wird die Regierung aufgefordert, sich mit der Frage zu beschäftigen, wie an das Verkehrsgroßprojekt herangegangen werden und wie es umgesetzt werden könnte. Die Regierung habe bereits signalisiert, für eine unterirdische Lösung offen zu sein. Und auch Erbprinz Alois begrüße den gesamtheitlichen Projektansatz, in dessen Vorfeld ein breiter Austauschprozess mit vielen Stakeholdern stattgefunden hat. „Jede Gemeinde hätte etwas davon“, betonen die Verantwortlichen.

Finanzierbarkeit

Was die Finanzierung dieses Großprojekts betrifft, zeigen sich die Verantwortlichen optimistisch. „Liechtenstein macht erfahrungsgemäß 80 bis 100 Millionen Franken Überschuss pro Jahr. Da sollte es machbar sein, jährlich 75 Millionen Franken in ein Generationenprojekt zu investieren.“

Wie sehen also die nächsten Schritte aus? „Seitens des Ministeriums für Infrastruktur und Justiz ist nach wie vor geplant, das Postulat noch in diesem Herbst zu beantworten bzw. dem Landtag zur Kenntnis zu bringen”, heißt es vom Generalsekretär des liechtensteinischen Ministeriums für Infrastruktur und Justiz auf VN-Anfrage. Das heißt: Es geht in der Beantwortung noch nicht um konkrete bauliche Maßnahmen. Bis die 8600 Vorarlberger Pendlerinnen und Pendler künftig unterirdisch zu ihrem Arbeitsplatz in Liechtenstein kommen, wird also noch einige Zeit vergehen.