Chefermittler an Räuber: „Kommt ihr zu uns, kommen wir zu euch“

Vorarlberg / 26.08.2022 • 15:45 Uhr
Chefermittler an Räuber: „Kommt ihr zu uns, kommen wir zu euch“

Schreckgespenster Home Invasion und Reisetäter: Wie das Vorarlberger Einbruchsdezernat die schwere Kriminalität bekämpft.

Bregenz Der Herbst naht und mit ihm die Hochsaison für Dämmerungseinbrecher, jene unerwünschte Gestalten, die bei Einbruch der Dunkelheit nicht klingeln. Zwar sind Einbruchsdiebstähle in Vorarlberger Wohnhäuser im vergangenen Jahr 2021 aufgrund der Coronapandemie mit 116 angezeigten Straftaten zurückgegangen, doch wird seitens des Landeskriminalamtes (LKA) in Bregenz ein Anstieg nicht nur befürchtet, sondern sogar erwartet.  

Keine gewöhnlichen Einbrecher: Täter der Home Invasion dringen in Gewaltabsicht ein, misshandeln und berauben die Opfer. <span class="copyright">Symbol/Apa/Nicolas Armer</span>
Keine gewöhnlichen Einbrecher: Täter der Home Invasion dringen in Gewaltabsicht ein, misshandeln und berauben die Opfer. Symbol/Apa/Nicolas Armer

Unterschiede bei den Tätern

Chefermittler Karl-Heinz Dietrich (54) ist Leiter des Einbruchsdezernats im LKA. Für seine Abteilung ist die Masse der kleinen Wohnungseinbrüche nicht der Ermittlungsschwerpunkt. „Dafür sind vor allem die Polizeiinspektionen zuständig. Wir befassen uns vornehmlich mit der schweren Einbruchskriminalität“, sagt Dietrich zu den VN. Dabei fallen ihm gleich die Begriffe Home Invasion und Reisetäter ein. „Während der sogenannte normale Einbrecher die Konfrontation mit den Bewohnern meidet und flüchtet, sobald er bemerkt wird, sieht das bei der Home Invasion anders aus. Hier dringen die Einbrecher mit Gewaltabsicht ein und werden zu rücksichtslosen Räubern“, sagt der Chefermittler.

Karl-Heinz Dietrich, Chefermittler und Leiter des Einbruchsdezernats beim Landeskriminalamt Vorarlberg. <span class="copyright">Vn/GS</span>
Karl-Heinz Dietrich, Chefermittler und Leiter des Einbruchsdezernats beim Landeskriminalamt Vorarlberg. Vn/GS

Misshandelt und ausgeraubt

Home Invasion – das bedeutet das Eindringen meistens mehrerer Täter in ein Haus oder in eine Wohnung und die brutale Misshandlung und das Ausrauben der Opfer. So geschehen etwa im Jahr 2018 in Alberschwende, als zwei rumänische Bettler einen alleinstehenden Mann überfielen, schwer verletzten und beraubten.

Im Jahr 2016 wurde eine Frau in Götzis überfallen, gefesselt und geknebelt. Im Oktober 2019 erlitt ein 84-jähriger Pensionist in Rankweil dasselbe Los. Und im Juni 2020 wurde ein 90-jähriger Dornbirn Opfer einer Home Invasion.

Sämtliche Fälle wurden aufgeklärt. Die Vorarlberger Justiz griff hart durch. Über die Täter wurden mehrjährige Haftstrafen (in einem Fall 13,5 Jahre) verhängt.

Auslandseinsätze

Die akribische Ermittlungsarbeit, die zu dieser hohen Aufklärungsquote führte, bedeutetet für die Kriminalisten in der Regel Auslandseinsätze. Dietrich: „Bei diesen Kriminellen handelt es sich gewöhnlich um Täter aus dem Ausland. Wir pflegen mit den dortigen Behörden eine ausgezeichnete Kooperation. Dann reisen wir selbst hin. Sei es nach Serbien, Rumänien, Litauen, Georgien oder sonstwo. Dort kommt es dann unsererseits zu Einvernahmen der Verdächtigen und auch Festnahmen. Unser Motto ist: Kommt ihr zu uns, kommen wir zu euch.“ Oft werde vor Ort auch die Beute sichergestellt.

„Schreien auf Teufel komm raus“

Wichtiger Hinweis des Kriminalisten: „Sollte man als Opfer zum Zeitpunkt eines Einbruchs zu Hause sein, gibt es nur eins: Sich im Raum einsperren, verbarrikadieren, die Polizei alarmieren und falls kein Telefon bei der Hand ist, sich durch Schreien auf Teufel komm raus bei den Nachbarn bemerkbar machen.“

Auch wenn sie immer wieder vorkämen, hätten Fälle von Home Invasion, die meist von schockierender Gewaltanwendung durch die Täter gekennzeichnet sind, in Vorarlberg eher Seltenheitswert.

Auf höhere Werte aus

Was momentan aber leider gar nicht selten ist, sind laut dem Chefermittler Diebstähle von Fahrrädern und E-Bikes durch Einbrüche in private Häuser. „Auch wenn solche Diebstähle grundsätzlich nicht wirklich zunehmen, fällt uns auf, dass es die Täter auf immer wertvollere Fahrräder abgesehen haben. Diesbezüglich möchten wir die Bevölkerung noch einmal dazu ermuntern, ihre Bikes nicht nur gut zu versperren, sondern auch Daten und Fahrradpässe aufzubewahren. Das erleichtert uns die Ermittlungsarbeit ungemein“, betont Dietrich.