Woher die bei Ebnit entdeckte Wildkatze womöglich stammt

Vorarlberg / 19.09.2022 • 18:00 Uhr
Es ist eine Wildkatze und keine Hauskatze. Die genetische Analyse von Fellhaaren hat das bewiesen. <span class="copyright">Leissing</span>
Es ist eine Wildkatze und keine Hauskatze. Die genetische Analyse von Fellhaaren hat das bewiesen. Leissing

“Wildkatzen waren vielleicht nie ganz ausgestorben”, mutmaßt Wildbiologe Hubert Schatz.

Dornbirn Es ist eine schöne Nachricht in einer Zeit voller negativer News: Vorarlberg meldet die Existenz einer Wildkatze. Nach mehreren Aufnahmen durch Wildkameras gibt es nun auch einen unwiderlegbaren genetischen Beweis.

Die Untersuchung von Haaren an einem sogenannten Lockstock im Wald des Ebnitertals erbrachte absolute Gewissheit über das Vorkommen des als ausgestorben geglaubten Vierbeiners in Vorarlberg. Es handelt sich dabei um eine Europäische Wildkatze, ein Wildkatzenweibchen. “Es ist dies der erste genetische Nachweis einer freilebenden Wildkatze in Vorarlberg”, freute sich Daniel Leissing vom Büro für Wildökologie.

Nicht nur Aufnahmen

Eine Überraschung ist die Entdeckung für den Wildbiologen im Land, Hubert Schatz. “Wir hatten bisher zwar Aufnahmen, die durchaus eine Wildkatze zeigten. Aber es hätte genauso gut eine auswilderte Hauskatze sein können, die sich optisch von Wildkatzen nicht unterscheidet. Dass wir nun einen klaren genetischen Beweis über die tatsächliche Existenz des Wildtiers haben, ist eine schöne Sache”, beurteilt Schatz die Entdeckung.

Von wo die Katze kommt, wagt Schatz nicht zu sagen. “Wir befinden uns nicht in einer Region, wo Wildkatzen leben. Ich schließe nicht ganz aus, dass Wildkatzen vielleicht gar nie wirklich ausgestorben waren und die wenigen Exemplare ganz einfach unentdeckt blieben.”

“Ich schließe nicht ganz aus, dass Wildkatzen bei uns vielleicht gar nie wirklich ausgestorben waren.”

Hubert Schatz, Wildbiologe

Der Lockstock

Mit dem Lockstock, der für das Anlocken des Tieres verwendet wurde, hat es eine besondere Bewandtnis. Es handelt sich dabei um einen rauen Holzpflock, der im Waldboden eingeschlagen und mit einer Baldrian-Tinktur präpariert wird. Während Baldrian auf Menschen beruhigend wirkt, ist er für Katzen das reinste Aufputschmittel. Eine Wildkatze, die von einem solchen Lockstock angezogen wird, reibt sich an diesem und setzt ihre eigene Duftmarke ab. Dabei bleiben Fellhaare am Stock zurück, die genetisch analysiert werden können.

Mit diesem sogenannten Lockstock, versehen mit einer Baldrian-Tinktur, wurde das Wildtier angelockt und es ließ dort Haare zurück. <span class="copyright">Leissing</span>
Mit diesem sogenannten Lockstock, versehen mit einer Baldrian-Tinktur, wurde das Wildtier angelockt und es ließ dort Haare zurück. Leissing

Hat die Katze einen Kater?

Wildkatzen sind sehr scheue Tiere. Sie ernähren sich von Kleintieren wie Mäuse oder Vögel. Schatz hält es für möglich, dass sich neben dem Weibchen auch ein Wildkatzenkater im Freschengebiet aufhält. Für den Wildbiologen bedeutet die Existenz der Wildkatze auf alle Fälle eine Vervollständigung des Artenspektrums. “Einen wie immer gearteten Einfluss auf die Ökologie der Wildnis wird die Existenz von Wildkatzen jedoch nicht haben”, hält Schatz fest.