Streit um den Schlossberg: Irritierte Stadträte

Vorarlberg / 20.11.2022 • 13:10 Uhr
Streit um den Schlossberg: Irritierte Stadträte
Der Schlossberg beschäftigt die Stadtvertretung mehr als erwartet. VN/Rauch/Stiplovsek

Die Stadtvertreter sind nach der Aufregung um die Schutzzone irritiert. Nun sucht man den Ausgleich.

Hohenems Der Schlossberg sollte unter Schutz gestellt werden. Mit klaren Ausnahmen für Alt-Ems und Schloss Glopper, um die dortigen Erhaltungs- und Sanierungsarbeiten nicht zu gefährden. Davon sind aber zur Überraschung der Stadtvertretung nicht alle begeistert.

“Als der Antrag in den Ausschuss kam, sind wir davon ausgegangen, dass dieser entsprechend geprüft wurde”, betont Gerhard Stoppel von der Volkspartei gegenüber VN. Das bedeutet für ihn auch, dass mit dem Grundeigentümer Kontakt aufgenommen wurde. Bernhard Amann von Ems isch üsr ist sich nicht einmal sicher, ob die Stadtvertretung über die Auflage richtig informiert wurde. “Da ist schon die Frage, ob das einstimmige Ergebnis unter falschen Voraussetzungen zustande kam”, ist er unsicher. “Wir sind von anderen Voraussetzungen ausgegangen”, räumt auch Stoppel ein.

Gerhard Stoppel, Justizwächter und ÖVP-Stadtrat, ging von anderen Voraussetzungen aus und sucht nun das Gespräch. <span class="copyright">Justiz</span>
Gerhard Stoppel, Justizwächter und ÖVP-Stadtrat, ging von anderen Voraussetzungen aus und sucht nun das Gespräch. Justiz

Die Empörung der Familie Waldburg-Zeil, der immerhin ein Großteil der vom Schutzgebiet erfassten Grundstücke gehört, kam für die Stadtvertreter entsprechend überraschend. Schließlich ging man davon aus, dass die Vorlage im Sinne aller Beteiligten sei.

Bürgermeister Dieter Egger betont, dass alle bisherigen Aktivitäten möglich bleiben, man wolle aber eine im Raum stehende Erdaushubdeponie nahe dem Schloss Glopper verhindern können. Graf Franz Clemens von Waldburg-Zeil spricht hier von einer Mulde, die aufgefüllt werden hätte sollen, um Obstbäume anzupflanzen. Dies sei aber längst wieder hinfällig und er kritisiert den Umgang der Stadt mit den Grundeigentümern, auch abseits des Schutzgebiets. Von diesem habe er aus den Medien erfahren.

Bernhard Amann vermisst offene und transparente Kommunikation. <span class="copyright">VN</span>
Bernhard Amann vermisst offene und transparente Kommunikation. VN

Von anhaltenden Problemen zwischen der Grafenfamilie und der Stadtverwaltung hat in der Stadtvertretung bislang scheinbar noch niemand etwas mitbekommen. Nun sucht man das Gespräch mit der Familie Waldburg-Zeil. “Wir haben nächste Woche einen Termin”, bestätigt der ÖVP-Stadtrat Stoppel. Dort werde man mögliche Einwände und Herausforderungen ansprechen.

Amann wiederum vermisst die vielgelobte Transparenz und Kommunikation, nicht nur mit den Betroffenen, sondern auch innerhalb der Stadtpolitik selbst. “Wenn ich in der Politik die Transparenz groß vor mir hertrage, muss ich sie auch praktizieren.”

Verwunderung bei Freiheitlichen

Dass nun unter den Stadträten Verunsicherung herrscht, überrascht wiederum Klaus Kühne von den Freiheitlichen. “Der Antrag zur Schutzzone im Bereich des Schlossbergs wurde ebenfalls in allen Gremien, insbesondere auch im Umweltausschuss, deren Vorsitz StR. Gerhard Stoppel inne hat behandelt. Der von Ihm im Umweltausschuss vorgelegte Antrag wurde einstimmig und ohne Einsprüche angenommen”, betont der Freiheitliche. “Hat Stoppel dem Umweltausschuss einen Antrag vorgelegt und der Stadtvertretung empfohlen, den er selbst nicht geprüft hat oder betreibt er jetzt schlichtweg politische Kindesweglegung?”

Es sei ein gängiges Phänomen, dass ich bei “gewissen politischer Coleur” Erinnerungslücken auftun, wenn es darum gehe Verantwortung zu übernehmen. Gerade einem Umweltstadtrat sollte daran gelegen sein, ein solches Naturparadies auch für spätere Generationen zu erhalten.