Nächste Generation steht für die Nostalgie-Schiffe bereit

Nostalgie-Schiff "Hohentwiel".
Nach Chefmaschinistin Conny Simma gibt es nun zwei junge Schiffsführer für Hohentwiel und Oesterreich.
Hard Die Hohentwiel dampfte in die Winterpause, und in den letzten Betriebstagen ihrer 33. Saison auf dem Bodensee waren ganz besondere Passagiere an Bord: Seniorkapitän Reinhard Kloser war mit einer Prüfungskommission auf sein Schiff gekommen, um zwei Crewmitgliedern die Prüfung zum Steuermann abzunehmen.
Mit Bravour
Bestens vorbereitet von Florian Pausch, Betriebsleiter der Historischen Schifffahrt Bodensee und Hohentwiel-Kapitän Robert Kössler schafften Luca German und Laila Abdulsamad die Prüfung mit Bravour, obwohl Reinhard Kloser strenge Maßstäbe anlegte. Für die Historische Schifffahrt ein Meilenstein in die Zukunft, denn „wir müssen Vorsorge treffen, dass entsprechendes Personal ausgebildet wird, denn wir sind nicht mehr weit von der Pension entfernt“, gibt Urgestein Robert Kössler auch für seinen Kollegen Fritz Köchle zu bedenken. Er ist deshalb froh, dass es zwei jungen Crewmitglieder, gelungen ist, das Patent zum selbstständigen Führen des Dampfers zu erlangen. Und zwar in einer mehrjährigen sorgfältigen Ausbildung, die auch darauf Rücksicht nimmt, dass sie historische Schiffe steuern. „Schiffsführer auf großen Fahrgastschiffen wie der Hohentwiel und der Oesterreich sollen ihr Handwerk auch nach alter Tradition beherrschen, damit sie ihr Schiff auch bei einem Ausfall technischer Hilfsmittel sicher führen können“, verlangt Kloser von Prüflingen weit mehr als seine Kollegen am Schweizer und deutschen Ufer. „In der Schweiz und in Deutschland sind die Prüfer viel großzügiger und begnügen sich weitgehend damit, wenn künftige Schiffsführer das Schiff mit Hilfe moderner Technik beherrschen. Das ist mir zu wenig“, stellt Kloser fest und verweist darauf, dass „ein Schiffsführer sein Schiff einfach viel besser versteht, wenn er sich nicht nur auf die moderne Elektronik verlässt, sondern in der Lage ist, auch nach alter Tradition zu fahren.“

Die Historische Schifffahrt bereitet sich nicht nur auf einen Generationswechsel vor, sie ist auch dabei, sich von der reinen Männersache zu verabschieden. Wie berichtet, hat die Alberschwenderin Conny Simma als Maschinistenlehrling die Ausbildung absolviert und im Vorjahr ihre Prüfung als Maschinistin abgelegt. Nebenbei begann sie auch die Ausbildung zur Steuerfrau. Nach dem Abgang von Christian Hämmerle, der nach 27 Jahren auf der Hohentwiel von Bord ging und seinen Beruf wechselte, stieg Conny zur Chefmaschinistin auf. Trotzdem will sie ihr Ziel, die Hohentwiel eines Tages auch zu steuern, nicht aus den Augen verlieren. Auch seitens der Behörde sind Frauen dabei, in eine traditionelle Männerdomäne einzudringen: Mit Prüfungskommissar Reinhard Kloser waren bei der Prüfung von Luca German und Laila Abdulsamad auch Vanessa Horvat, die Leiterin der Schifffahrtabteilung bei der BH Bregenz und ihre Kollegin Anja Innauer mit an Bord und verfolgten aufmerksam, was Seniorkapitän Reinhard Kloser von den beiden Kandidaten in einer sehr ausführlichen Prüfung so alles verlangt.

Am Ende war der erfahrene Prüfungskommissär hochzufrieden: „Fast allen der aktiven Schiffsführer auf Vorarlberger Seite des Bodensees habe ich die Prüfung für das Patent abgenommen, die beiden jüngsten haben eine einwandfreie Prüfung abgelegt.“ Die Ausbilder von Luca German und Laila Abdulsamad hatten gute Arbeit geleistet, wie Kloser der Crew der Historischen Schifffahrt – Kapitän Robert Kössler, Betriebsleiter Florian Pausch und Fritz Köchle, dem Senior im Team, ein hervorragendes Zeugnis ausstellte. Nach mehrjähriger Ausbildung sind die beiden Crewmitglieder nun befähigt, selbstständig die Hohentwiel und die Oesterreich zu führen. „Damit“, so Kössler und Pausch, „ist es vor allem in der Hochsaison einfacher, Dienstpläne zu erstellen.“

Chefmaschinistin Conny Simma hat auch die Ausbildung an Deck begonnen.
Keine typischen „Seebären“
Die beiden „Neuen“ sind übrigens keine typischen Seebären, die am Bodensee aufgewachsen sind. Luca kommt aus den Bergen, aus Bürserberg, und Laila ist 2015 aus Syrien nach Vorarlberg gekommen. Er wohnte erst im Oberland, später in Bregenz und als er dann in der Nachbarschaft von Kapitän Kössler eine Wohnung beziehen konnte, war bald der Kontakt zur Historischen Schifffahrt geknüpft. Gemeinsam absolvierten die beiden die Ausbildung. Auch Conny Simma, die seit Beginn der Sommersaison als Chefmaschinistin tätig ist, bereitet sich auf die Patentprüfung vor. STP