Montafonerbahn streikte nicht: Gemischte Gefühle um Lokführerstreik

Bei der Montafonerbahn wurde am Montag nicht gestreikt.
bludenz, montafon Aufgrund des Lokführerstreiks waren die Bahnhöfe in Vorarlberg am Montag wie leergefegt. Bei der Montafonerbahn (mbs) sah das jedoch ganz anders aus.
“Unsere Mitarbeiter sind sehr pflichtbewusst”
“Unsere Züge fahren weiterhin. Allerdings nur bis zum Bahnhof Brunnenfeld-Stallehr, da unsere Infrastruktur nur bis dorthin reicht. Ab dort gehören die Gleise in die Zuständigkeit der ÖBB”, erzählt Ekkehard Nachbaur, Vorstand der mbs. Zwischen dem Bahnhof Brunnenfeld-Stallehr und dem Bahnhof Bludenz gab es dann einen Schienenersatzverkehr. Dafür wurden auch Mitarbeiter aus anderen Abteilungen hinzugezogen. Quasi jeder, der im Besitz des nötigen Busführerscheins ist. “Glücklicherweise sind unsere Mitarbeiter sehr pflichtbewusst. Sie arbeiten gerne hier und wissen ihren Job – fußläufig von zu Hause – sehr zu schätzen”, zeigt sich der mbs-Vorstand dankbar. Nachbaur betont mehrfach, dass sich die Verhandlungspartner einigen sollen. Von einer Lohnerhöhung würden auch seine Mitarbeiter profitieren.
“Natürlich ist es umständlich für alle, die mit der Bahn zur Arbeit oder in die Schule müssen. Jedoch profitieren wir ebenfalls von den Verhandlungen”, merkt ein Lokführer der Montafonerbahn an. Streiken würden sie jedoch nicht, zu wichtig sei die Zugverbindung für das Montafon. Er bestätigt auch die Aussage von mbs-Vorstand Nachbaur: “Ich bin sehr froh um meinen Job und mache ihn auch gern”, sagt der Lokführer.
Michael Haueis, Geschäftsleiter von Haueis Reisen, sieht die Lage eher fraglich. Er würde seine Busse gerne für den Schienenersatzverkehr zur Verfügung stellen, darf aber schlicht und ergreifend nicht. Seine Busse müssten bestellt und angeordnet werden, so blieben sie gestern in der Garage stehen. Erst kürzlich habe Haueis ein Beispiel erlebt: Ein Zug von Wien nach Zürich fiel ab Feldkirch aus. Laut Angaben des Unternehmers waren 400 Personen in Feldkirch gestrandet. Er hätte gerne allen gestrandeten Menschen geholfen, konnte es aber nicht, da nur zwei seiner Busse bestellt wurden.
Auch am Bludenzer Bahnhof war man eher kritisch:

“Nach dem Einkaufen muss ich heute mit dem Bus nach Hause fahren. Da dauert alleine die Fahrt schon etwas länger. Ich muss also auf die schnelle Küche zurückgreifen, damit mein Mann auch rechtzeitig zur Arbeit kommt.”
Haira Azizi (30) aus Nenzing

“Ich wohne neben dem Bahnhof in Nüziders, was für mich sehr praktisch ist. Leider muss ich heute auf den Bus umsteigen und zur Haltestelle laufen, die weiter entfernt ist. Auch die Fahrt dauert um einiges länger.”
Elfriede Rothöler (86) aus Nüziders

“Ich bin froh, dass die Schule heute ganz ausgefallen ist. Mein Schulweg mit dem Bus hätte über zwei Stunden gedauert. Bei mir Zuhause fährt so früh auch gar kein Bus, ich wäre also viel zu spät in die Schule gekommen.”
Angelina Wehinger (16) aus Thüringerberg

“In der Früh wollte ein Lehrling von Bludenz nach Hohenems in seine Ausbildungsstätte. Das hätte ihn etwa 70 Euro gekostet. Er musste nun Urlaub schreiben, weil er mit dem Bus natürlich viel zu spät gekommen wäre.”
Ossi Karaaslan (46) aus Bludenz