Elmar Stüttler und seine Helfer: Warum sie gerade jetzt so wichtig sind

Bei Tischlein deck dich herrscht Hochbetrieb. In Dornbirn gab es für Junderte Menschen Lebensmittel.
Dornbirn Leonardo Solerno (59) verzichtet auf Anonymität. “Warum sollte ich nicht auch in der Öffentlichkeit sagen dürfen, wie froh ich über Tischlein deck dich bin?” Der gebürtige Italiener ist nach einem Motorradunfall körperlich beeinträchtigt. Er kann nicht mehr arbeiten, bewegt sich wirtschaftlich am Limit. “Ich komme seit drei Jahren regelmäßig zu Tischlein deck dich. Jetzt suche ich Nudeln, Sauce, Gemüse und Käse.”

Solerno lässt sich bereitwillig fotografieren. Er hätte dafür auch kurz die Maske heruntergenommen. Aber das wäre dann für eine Essensausgabe von Tischlein deck dich nicht authentisch gewesen. “Wir haben bei uns strikte Maskenpflicht. Das wollen vor allem meine vielen Helfer”, erklärt Tischlein-deck-dich-Gründer Elmar Stüttler.

Ein gutes System
Leonardo Solerno ist an diesem Donnerstagnachmittag in dem großen Kellerraum des Dornbirner Kolpinghauses beileibe nicht allein. In Schlangen stehen die Menschen an, um an die Registrierstelle zu kommen. Dort zeigen sie ihren Tischlein-deck-dich-Ausweis, den die meisten bei ihrer Ortsgemeinde haben ausstellen lassen. Sie müssen angeben, für wie viele Erwachsene und Kinder sie Lebensmittel benötigen. Die entsprechenden Zahlen werden ihnen auf die Handfläche geschrieben. “Das ist notwendig, um Täuschungen vorzubeugen”, sagt Stüttler. Genau das sei immer wieder probiert worden. “Aber jetzt verfügen wir über ein gutes System. Es verläuft alles reibungslos.”

Käse, Früchte, Süßigkeiten
Auch Olga (35) aus der Ukraine ist hier. Sie hat als Kriegsflüchtling zwei Kinder im Alter von zwei und zwölf zu versorgen. Ihr Mann befindet sich im Kriegsgebiet. Olga scheint ein Faible für Käse zu haben, lässt sich einige Stück verschiedenster Sorten reichen. “Ja, ich mag Käse”, sagt sie. “Aber jetzt muss ich noch schauen, dass ich für die Kinder Süßigkeiten und Früchte bekomme”, erzählt die Frau auf Englisch. Ihre Tasche füllt sich langsam. Olga ist zufrieden und wird sich und ihren Kindern Gutes mit nach Hause bringen.

Enormer Andrang
Elisabeth Thaler (76), pensionierte AHS-Lehrerin, hat alle Hände voll zu tun, ihre Kundschaft zu bedienen. Sie ist sehr freundlich mit den Klienten, fragt jeden und jede, was sie denn gerne haben möchte und klärt auch über die Produkte auf. Elmar Stüttler ist stolz auf Helfer wie Elisabeth Thaler. “Mitarbeiterinnen wie sie sind so wichtig für uns. Elisabeth hält uns schon lange die Treue.”

Thaler berichtet: “Es sind heuer unglaublich viele Leute hier. Wir tun unser Bestes.” Dem kann Elmar Stüttler, Seele und Gründer von Tischlein deck dich, mit einem Blick auf die immer länger werdende Menschenschlange vor der Registrierstelle nur zustimmen. “Umso höher ist das Engagement meiner 300 Mitarbeiter einzuschätzen. Ich kann ihnen nur danken.”
Er dankt auch “Ma hilft”. Die VN-Sozialaktion hat Tischlein deck dich zwei Lieferwagen finanziert.
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