Klimaproteste: Das war am Flughafen Altenrhein los

Mitglieder der Bewegungen „Debt for Climate“ und „Make Polluters Pay” machten gegen das WEF mobil.
Altenrhein In Davos hat am Montag die diesjährige Jahrestagung des Weltwirtschaftsforums (WEF) begonnen. Das Treffen dauert bis Freitag. Viele der knapp 2500 Teilnehmer aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft reisen in Privatjets an. Der Flughafen St. Gallen/Altenrhein erwartet in der WEF-Woche rund 200 zusätzliche Flugbewegungen. Die Mitglieder der Bewegungen „Debt for Climate“ und „Make Polluters Pay” schlugen am Montag ebenfalls in Altenrhein auf, allerdings in anderer Mission.

“Wir bleiben, solange es nötig ist oder bis uns die Polizei freundlich oder weniger freundlich bittet zu gehen”, kündigt „Debt for Climate“-Aktivisten Louise Wagner (30) gegen 11 Uhr gegenüber den VN an. Knapp zwei Stunden später ist alles vorbei. Die Demonstranten hätten kurz vor 13 Uhr nach Gesprächen mit der Kantonspolizei St. Gallen eingewilligt, die Kundgebung freiwillig zu beenden, teilt Mediensprecher Hanspeter Krüsi kurz darauf mit. Es werde keine strafrechtlichen Konsequenzen geben.


Ein Dutzend Aktivisten
Rund ein Dutzend Klimaaktivisten haben sich am Montag kurz nach 7.30 Uhr auf dem Vorplatz versammelt, um gegen das WEF zu protestieren. Die einen hängen an einem Holzgerüst, die anderen stecken mit der Hand in einem Ölfass oder liegen einfach auf dem Boden. Auf den Transparten prangen Slogans wie: “Klimaschulden zahlen”, “Davos: Billionaires Party while the world burns” oder “We can no longer afford the 1 %”.
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“Wir sind vor allem hier, um die Forderung deutlich zu machen, die tatsächlich eine Lösung für Klimagerechtigkeit und soziale Gerechtigkeit darstellt. Und das ist die Entschuldung des globalen Südens”, erläutert Louise Wagner. “Schulden sind das Hauptmittel, das zum Beispiel von Menschen, die das WEF besuchen, benutzt wird, um Ressourcen und fossile Rohstoffe aus dem globalen Süden weiter zu extrahieren, weil diese Länder es sich erst dadurch leisten können, überhaupt die Zinsen auf teilweise illegale und illegitime Schulden zurückzahlen zu können und dafür sind wir heute hier, um zu fordern, dass diese Schulden gestrichen werden, damit eine gerechte und selbstbestimme Energiewende, weg von fossilen Rohstoffen erst möglich sein kann.” Ihre Kollegin Amelie ergänzt: “Wir sitzen hier, weil es so nicht weitergehen kann. Dieses eine Prozent muss für die Klimaschulden zahlen, die es angehäuft hat und für den globalen Süden.”
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Die Polizei wurde von der Aktion überrascht. Wie lange die Blockade dauern würde, war am Vormittag noch unklar. Die Lage sei friedlich, der Flugverkehr nicht beeinträchtig und die Zufahrt gewährleistet, sagte Hanspeter Krüsi, Mediensprecher der St. Galler Kantonspolizei. Gemeinsam mit der Einsatzleitung werde die Lage regelmäßig beurteilt. Am Ende ging alles relativ schnell. “Zusammen mit drei Personen der Organisation ‘Schulden fürs Klima’ gelang es der Kantonspolizei St. Gallen, die Demonstrierenden zu überzeugen, ihre Aktion zu beenden. Sie beendeten dann die Kundgebung freiwillig. Die Flughafenleitung zog anschließend den gestellten Strafantrag zurück, weshalb die Demonstrierenden nach der Erfassung ihrer Personalien das Flughafenareal verlassen konnten”, teilte Krüsi am frühen Nachmittag mit. Gerade rechtzeitig, bevor der Großteil der Privatjets in Altenrhein landete.

“Ein Dutzend ist schon gelandet, der große Teil kommt gemäß Anmeldung heute Nachmittag”, berichtete People’s-CEO Thomas Krutzler am Vormittag. Der Klimaprotest habe auf den Flughafenbetrieb keine Auswirkungen: “Unsere Aufgabe als Flughafenbetreibergesellschaft ist es, den Flughafenbetrieb sicher und reibungslos abzuwickeln, das ist auch unsere Kernaufgabe während der Kundgebung und auch während der restlichen Woche. Es gibt keine Einschränkungen.” Der Flughafen St. Gallen/Altenrhein macht während des WEF rund sieben bis acht Prozent des Jahresumsatzes. Es sei zu beobachten, dass die Anzahl der Bewegungen stetig leicht abnehme, dafür würden die Flugzeuge größer, berichtet der People’s-CEO.

Die WEF-Teilnehmer sind für die Weiterfahrt nach Davos auch heuer auf das Auto angewiesen. Hubschraubertransporte seien seines Wissens wie letztes Jahr aus Sicherheitsgründen untersagt, so Krutzler.


Unter die Beobachter des Geschehens hat sich auch Cécile Metzler, die Präsidentin der Aktion gegen Fluglärm (AgF), gemischt. Logisch finde sie es gut, dass die Klimaktivisten den Flughafen blockieren. „Auch wenn es nicht in erster Linie gegen Fluglärm geht. Aber es ist am Flugplatz und es ist ein heikler Punkt. Man sagt schon lange, Lärm reduzieren und nicht noch mehr Lärm produzieren. Während des WEF ist es teilweise extrem, was da landet und zu welcher Tages- und Nachtzeit geflogen wird. Da gilt kein Reglement”, merkt die AgF-Präsidentin an.



