HPV-Impfung nimmt Fahrt auf

Impfaktion an der HTL Bregenz wurde von Maturanten gut genutzt.
Bregenz „Wie geht es dir?“ „Hast du noch irgendwelche Fragen?“ „Der linke oder der rechte Arm?“ Heide Jäger (51), Schulärztin an der HTL in Bregenz, greift nicht einfach zur Nadel und impft. Sie räumt den jungen Leuten, die an diesem Mittwochvormittag zur HPV-Impfung kommen, noch einmal eine kurze Bedenkzeit ein. Doch die Sache ist für alle klar. Sie wollen den schützenden Stich.
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Seit die regulär sehr teure Impfung gegen Humane Pappilomaviren (HPV) bis zum 21. Lebensjahr kostenlos abgegeben wird, ist das Interesse daran deutlich gewachsen. Das bestätigt auch Jäger: „Von 60 Maturanten haben sich 37 angemeldet“, freut sie sich über den Zuspruch. HTL-Direktorin Claudia Vögel (58) spricht von einem wichtigen Angebot. Ab Mai will sie es auch den jüngeren Schülerinnen und Schülern im Rahmen von Impfaktionen zugänglich machen.
Breitenwirkung

Seit 1. Februar erhalten Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene im Alter von neun bis 21 Jahren die HPV-Impfung kostenlos. Humane Papillomaviren sind die Hauptursache für viele Krebserkrankungen. „Ein Großteil der Fälle von Gebärmutterhalskrebs ist auf HP-Viren zurückzuführen“, nennt Heide Jäger ein Beispiel. Die Impfung senkt das Risiko um bis zu 90 Prozent. „Am besten wäre es, sich vor ersten sexuellen Aktivitäten impfen zu lassen“, ergänzt die Medizinerin, denn HP-Viren werden hauptsächlich durch Geschlechtsverkehr übertragen. Von der Gratisabgabe erhofft sie sich eine Breitenwirkung innerhalb der Zielgruppe. Die HPV-Impfung ist zweiteilig. Sechs bis zwölf Monate nach der ersten sollte für die vollständige Immunisierung die zweite Dosis folgen.

Die Kurve noch gekriegt
Allerdings ist diese Art der Vorsorge nicht allen bekannt. „Ich wusste gar nicht, dass es diese Impfung gibt“, sagt Noel (19). Angemeldet für die Impfaktion hat er sich trotzdem: „Wenn die Impfung hilft und in der Schule die Möglichkeit besteht, sich impfen zu lassen, sollte man sie nützen.“ Theresa Fink (21) hat schon länger vorgehabt, sich die HPV-Impfung zu holen. Die Impfaktion an der Schule kam ihr insofern gelegen, als sie in wenigen Wochen 22 wird. Da wäre das Fenster für Gratis zu gewesen. Theresa wollte diese Kurve noch kriegen. Die junge Frau schmunzelt und verschwindet in der im Festsaal der Schule aufgebauten Koje, wo Heide Jäger mit Nadel und Serum wartet. Eine Woche vor der Impfaktion verschickte sie Aufklärungsbögen und eine Broschüre zu HPV an die Schülerinnen und Schüler. Danach folgte ein Informationsgespräch in den Klassen. Andreas Lederer (18) fühlte sich durch die Ausführungen der Schulärztin in seiner Impfabsicht bestärkt. Seine Intention: „Ich möchte mich und andere mit dieser Impfung schützen.“


Ärztekammerpräsident Burkhard Walla erklärte unlängst bei Vorarlberg LIVE, dass fast 80 Prozent der Menschen eine Infektion mit HP-Viren durchmachen. Sie sind außerdem zu 100 Prozent mit dem Gebärmutterhalskrebs verknüpft. Walla: „Er lässt sich ausrotten, wenn man HPV-Infektionen verhindert, und das ist das Ziel der Impfung.“
Humane Papillomaviren
verursachen Krebsvorstufen und Krebserkrankungen des Gebärmutterhalses, der Vagina, des Anus, des Penis, des Rachens und Kehlkopfs sowie Genitalwarzen. Vor den ersten sexuellen Aktivitäten erzielt sie den größtmöglichen persönlichen Nutzen. Zusätzlich können aber auch bereits sexuell aktive Personen von der Impfung profitieren. Die Impfung wird Mädchen und Buben bzw. Frauen und Männern bis zum vollendeten 30. Lebensjahr allgemein empfohlen, danach optional. Bis 21 werden zwei Dosen verabreicht, danach wird die HPV-Impfung in einem 3-Dosen-Schema empfohlen.

