So funktioniert Kino: Ein Blick hinter die Kulissen des Cineplexx

Vom Filmriss zum Computerneustart. Wie sich die Kinotechnik in den vergangenen Jahren verändert hat.
Hohenems Das Jahr 2019 war für die heimischen Kinos ein Rekordjahr. An dieses will man nach der herausfordernden Zeit während der Coronapandemie wieder anknüpfen. “Die Besucher kommen gerne wieder. Wir blicken angesichts der Fülle an Blockbustern, die uns in diesem Jahr noch erwartet, positiv nach vorne”, sagt Franz Ach (42), Marketingverantwortlicher für West-Österreich. Bis diese Blockbuster den Weg auf die Leinwand finden, ist hinter den Kulissen jedoch jede Menge Arbeit nötig.
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Filmrisse und ratternde Filmprojektoren gehören inzwischen längst der Vergangenheit an. Analoge Filmrollen haben der neuesten Kinotechniken Platz gemacht. Auf Filmvorführer, also Mitarbeiter, die sich um das Abspielen der Kinofilme kümmern, können die Kinos aber weiterhin nicht verzichten. “Deren Arbeit hat sich eben etwas verändert”, sagt Ach, der das Cineplexx-Kino in Salzburg führt.

Waren Filmvorführer früher noch mit dem Schneiden, Kleben, Einspannen und Abspielen der Filmrollen beschäftigt, wird diese Aufgabe heute von moderner Kinotechnik übernommen. “Wir haben nach wie vor aktiv bestrahlte Leinwände, also eine Bildwand, die mittels Lichtquelle und Projektor angestrahlt wird”, erklärt Franz Ach. Früher kamen 35mm-Filmstreifen mit einer Frequenz von 24 Einzelbildern pro Sekunde zum Einsatz. Im Vorführraum des Cineplexx Hohenems zeugen noch alte Filmrollen, die auf einem sogenannten Filmteller abgespult wurden, von der damaligen Kinotechnik. “In den frühen 2000er Jahren wurde schließlich auf digitale Projektoren umgestellt”, erklärt Ach.

Im Hohenems kommen Digitalprojektoren mit 3000 Watt starken Xenon-Lampen als Lichtquelle zum Einsatz. Im “Imax” hingegen werden die Bilder seit 2021 von neuen Laserprojektoren auf die Leinwand projiziert. “Auch wenn diese etwas energiesparender als Xenonkolben sind, gehen für eine Vorstellung rund 80 Euro an Energiekosten drauf”, verrät Ach.

Der Film selbst wird heutzutage nicht mehr auf Filmrollen in die Kinos geliefert. “In den meisten Fällen bekommen wir die Filme auf Festplatten in einem Paket per Post geliefert.” Die Filme, die im dcp-Format gespeichert sind, werden vom Filmvorführer auf die hauseigenen Server überspielt. Auch für den Fall, dass die Festplatte auf dem Postweg in falsche Hände gelangt, ist vorgesorgt. “Wir können den Film nicht einfach so abspielen, dafür benötigen wir einen digitalen Schlüssel.” Dieser wird dem Kinobetreiber separat per E-Mail geschickt und ist auf die Seriennummer des Servers festgelegt und auf ein bestimmtes Zeitfenster begrenzt. “Der Filmverleiher kann so unter anderem festlegen, in welchem Saal der Film gespielt werden soll und für welche Dauer.”


Das Cineplexx Hohenems umfasst insgesamt neun Kinosäle mit einer Sitzplatzkapazität von 2200. Gesteuert wird die Kinotechnik von einem Computer aus. “Die Aufgabe des Filmvorführers ist es, den Abend anhand eines vorgegebenen Spielplans zu programmieren. Er erstellt sozusagen eine Playlist mit einzelnen Befehlen, die vorgeben, wann das Saallicht eingeschaltet wird, der Infochannel startet und wie hoch die Lautstärke sein soll”, zählt Ach auf. Geplant wird nicht von Tag zu Tag, sondern immer für die gesamte Woche im Voraus.

Einmal programmiert, läuft der Kinoabend automatisiert ab und der Filmvorführer kann sich zurücklehnen – zumindest wenn alles nach Plan läuft: “Er greift dann nur noch ein, wenn es zu Problemen – etwa mit dem Server – kommt.” Mit den berühmt berüchtigten Filmrissen muss sich der Vorführer nicht mehr auseinandersetzen. “Das ist Vergangenheit”, sagt Franz Ach lächelnd: “Heute hilft wie bei jedem Computer meistens ein Neustart.”



