Die Perlen unserer Schullandschaft

Schwerpunktmittelschulen für Musik und Sport. Sie sind begehrt wie keine anderen. Teil eins: Musik-Mittelschulen.
DORNBIRN Vor dem Direktorszimmer von Schulleiter Alex Girardelli (58) ist Drittklässler Noah Freuis in freudiger Erwartung auf seinen Auftritt. Die Knopfhandorgel fest im Griff, legt der Teenager wenig später in einem der Musikräume für die Gäste so richtig los. Die atemberaubende Präsentation eines Stücks des Akkordeon-Komponisten Herbert Pixner, ein mitreißender Sound. Noahs Finger wirbeln über die Knöpfe. Der Bub lebt die Musik, er lässt die Besucher mit offenem Mund staunen.
Streng aber gut
Direktor Girardelli und der musikalische Koordiinator der Schule, Michael Jagg (55), nehmen die Darbietung des jungen Künstlers mit Wohlgefallen wahr. „Noah spielt zur Unterhaltung ohne Probleme spontan eine halbe Stunde, wenn wir ihn darum bitten. Er kann schon was“, schmunzelt Girardelli, der selbst insgesamt vier Chöre leitet – an der Schule und außerhalb.
„Ich bin sehr gerne hier. Obwohl es streng ist und ich viel üben muss. Aber es ist das, was mir gefällt“, erzählt Noah, der neben seinem außergewöhnlichen musikalischen Talent auch als grandioser Skifahrer glänzt. Die Musikmittelschule Dornbirn Bergmannstraße gehört zu den Vorzeige-Bildungsstätten mit einem Schwerpunkt: So wie an drei der vier Musikmittelschulen im Land können nur ein knappes Drittel der Bewerber aufgenommen werden, ein musikalischer Eignungstest ist für alle Schulen dieses Typs obligatorisch.
Talenteschmiede für Chorsänger
„Wir machen Musicals, Konzerte und treten mit unseren Chören auf“, listet Michael Jagg, der in die Fußstapfen des legendären Oskar Egle trat, die Aktivitäten der Musikmittelschule auf. Für Direktor Girardelli bleibt wie für seine Kollegen an den anderen Musikmittelschulen besonders eine große Herausforderung: Einerseits die Schwerpunktklassen (eine pro Jahrgang) fördern so gut es geht, andererseits einer Elitebildung entgegentreten, welche die „normalen“ Klassen der Schule ins zweite Glied zurückdrängt. „Wir haben an unserer Schule auch andere Schwerpunkte, etwa das Lesen. Und wir bemühen uns, dass auch die regulären Klassen von den musikalischen Angeboten und dem Fachpersonal profitieren“, beschreibt Girardelli den nicht einfachen Spagat zwischen „seinen Stars“ und den anderen.
Die Musikmittelschule Dornbirn Bergmannstraße hat sich als Talenteschmiede für Chorsingen national und sogar international einen Namen geschaffen. Die Formation Pizzicanto etwa hat über die Staatsgrenzen hinaus einen sprichwörtlich guten Klang.
„Alle Vorarlberger Musikmittelschulen sind die nationalen Überflieger im Chorwesen“, weiß Musik-Inspektor Martin Waldauf, der für die Bundesländer Tirol und Vorarlberg zuständig ist. So gibt es an den Vorarlberger Musikmittelschulen zumeist gleich mehrere Chöre von beachtlichem Niveau. Kein Wunder, dass nicht nur in Dornbirn der Run auf die Schwerpunktklassen enorm ist. Auch in Thüringen, Lingenau, Bregenz und Götzis erfreuen sich die Musikklassen größter Beliebtheit. Thüringen bietet als einzige Schule dieser Art im Oberland pro Schulstufe sogar zwei Schwerpunktklassen an. Grundsätzlich haben alle Schulen ihre ganz speziellen Charakteristika und Besonderheiten. Auch die Eignungstests sind nicht standardisiert, sondern schulspezifisch.
„Wir haben bei uns auch andere Schwerpunkte und wollen alle Schüler fördern.“






