„Er wird nie die Popularität seiner Mutter erreichen“

London Lisbeth Bischoff (67) berichtet seit über 50 Jahren über Stars und Adelige. Die Adelsexpertin weiß ganz genau, was sich hinter den royalen Palastmauern abspielt. Die Krönung von König Charles III. beschreibt Lisbeth Bischoff als „geschichtsträchtiges Ereignis“. Den VN hat sie erzählt, was sich durch die Krönung verändern wird und wie es um die Akzeptanz der britischen Monarchie steht.
Welche Bedeutung hat die Krönung für die Bevölkerung in England?
Eines ist klar: die Krönung von Charles III. hat nicht dieselbe Bedeutung, wie die der Queen. 1953 war Europa in Aufbruchstimmung. Die Krönung war ein Highlight. Viele sahen mit der jungen Königin – Elizabeth war bei der Krönung 27 Jahre alt – eine Chance auf Erneuerung und hofften auf eine bessere, friedliche Zukunft.
Was erwarten Sie sich von der Krönung und auf welches Ereignis darf man sich besonderes freuen?
Auch wenn Diana seit dem 31. August 1997 tot ist, wird sie bei der Krönung anwesend sein. Wer wird an diesem Tag nicht an sie denken? Von Charles über Camilla, die beiden Söhne William und Harry und viele der Gäste – sie alle werden sich wohl erinnern, wer statt Camilla auf dem Thron neben Charles sitzen sollte. Ich freue mich sehr auf den sakralen Akt der Salbung. Auch wenn die Kameras der BBC die Krönung mitfilmen, war die Öffentlichkeit bei der „Salbung“ bisher ausgeschlossen. Es gibt aber Gerüchte, dass dies bei Charles III. anders sein wird – darauf bin ich gespannt.
Es werden auch Proteste erwartet. Könnte seine Regentschaft das Ende der Monarchie beschleunigen?
Nach neuesten Umfragen sprechen sich rund ein Viertel der Briten für die Abschaffung der Monarchie aus. Es gab bereits Proteste gegen den Prunk und die Institution des Königshauses. Darum möchte König Charles III. seine Krönung in dem wirtschaftlich gebeutelten Großbritannien etwas bescheidener gestalten. Seine Regentschaft wird nicht das Ende der Monarchie beschleunigen. Allerdings hat Charles mit einigen großen familiären Problemen zu kämpfen.
Kann Charles III. in irgendeiner Form an die Beliebtheit der Queen anknüpfen?
Diese Schuhe sind sehr groß. Er wird nie die Popularität seiner Mutter erreichen. Seine Regierungszeit wird wesentlich kürzer sein. Die Queen regierte 70 Jahre und hat sich nie etwas zuschulden kommen lassen. Charles vergisst man bis heute nicht, wie er mit Diana umgegangen ist, sie von Anfang an betrogen hat. Die Jungfrau Diana wurde auserwählt, um Thronerben auf die Welt zu bringen. Nicht mehr und nicht weniger.
Prinz Harry wird bei der Krönung seines Vaters anwesend sein. Stehen die Zeichen damit auf Versöhnung?
Für mich ist die Teilnahme von Prinz Harry kein Zeichen der Versöhnung, sondern eine Frage des Anstands. Allerdings wird Harry dem Vernehmen nach Großbritannien gleich nach der Krönung verlassen – mit einem Privatjet wird er in seine neue Heimat USA aufbrechen, um dort den vierten Geburtstag seines Sohnes Archie zu feiern. Dass die Krönung genau an Archies Geburtstag stattfindet, kann heißen, dass niemand über Archies Festtag reden wird. Aber immerhin wird es Archie sein, der bei seinem Geburtstag darauf verweisen kann, dass sein Opa an diesem Tag gekrönt wurde. VN-TAS
„Für mich ist die Teilnahme von Prinz Harry eine Frage des Anstands.“
Lisbeth Bischoff ist Adelsexpertin und lebt in Dornbirn
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