Kampfabstimmung als „Kompromiss“

Zugeschaltet aus Wien: Politikberater Thomas Hofer
Politikberater Hofer war zu Gast bei Vorarlberg LIVE.
Wien, Schwarzach Auch Politologe Thomas Hofer war vom Ergebnis in der SPÖ-Mitgliederbefragung zumindest zu gewissen Teilen überrascht. Das sagt er im Interview bei Vorarlberg LIVE: „Dass wirklich alle drei Kandidaten in einer so kleinen Spanne liegen, ist der Worst Case für die SPÖ.“ Dass mit Hans Peter Doskozil und Andreas Babler die beiden Bestplatzierten nun in eine Kampfabstimmung auf dem Parteitag kommende Woche gehen, bezeichnet er als „klassischen Kompromiss“, denn: „Während Doskozil der war, der ursprünglich diesen Mitgliederentscheid verlangt hat, weil er sich dort bessere Chancen gegen Pamela Rendi-Wagner ausgerechnet hat, war es dann partout nicht mehr so.“ Auf der anderen Seite stehe die Wiener SPÖ, die zuerst gegen den Mitgliederentscheid war und nun solch einen forderte.
Die Kritik der Vorarlberger Parteichefin Gabriele Sprickler-Falschlunger, dass die Gefahr bestehe, die Mitgliederbefragung mit einer Abstimmung am Parteitag zu „überstimmen“, kann Hofer nachvollziehen: „Es war natürlich von Vornherein dieser gesamte Prozess völlig verunglückt, weil natürlich hätte man ursprünglich eine Stichwahl unter der Basis vorsehen müssen.“ Beide Kandidaten hätten die Möglichkeit, allfällig als Spitzenkandidaten, gewisse Wählergruppen anzusprechen: Doskozil etwa Wähler von ÖVP und FPÖ, Babler eher von linkeren Gruppierungen.
In ihrer Zeit an der Parteispitze habe Pamela Rendi-Wagner eine große Standfähigkeit entwickelt, sagt Hofer, aufgrund der innerparteilichen Krisen hätte sie aber keine Zeit gehabt, ein Profil zu entwickeln. Als Quereinsteigerin sei sie in der politischen Führungsrolle – die SPÖ ist größte Oppositionspartei – außerdem nie richtig angekommen. VN-RAM, WEM
In Vorarlberg wäre es gescheit gewesen, den Prozess der Vorsitzfindung früher zu starten. Man muss ein Profil schärfen.
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