Die Vorarlberger Landeshauptstadt feiert groß Geburtstag

Wie die Zeit vergeht: Bregenz ist seit 100 Jahren Landeshauptstadt. Pünktlich zum Jubiläum steht die Quartiersentwicklung Leutbühel vor dem Abschluss.
Bregenz Bregenz kommt derzeit aus dem Feiern gar nicht mehr heraus. Nach der Pipeline-Eröffnung am vergangenen Sonntag, gibt es am Samstag (1. Juli) gleich doppelten Grund zur Freude: Der Abschluss der Quartiersentwicklung Leutbühel und das Jubiläum 100 Jahre Landeshauptstadt.

„Für uns ist es heute ganz selbstverständlich, dass Bregenz Landeshauptstadt ist, aber so selbstverständlich ist das nicht, denn Bregenz hat eine alte Konkurrentin, nämlich Feldkirch. Bregenz konnte sich erst im Laufe der Zeit durchsetzen“, erzählt Stadtarchivar Thomas Klagian. Die Versammlung der Landstände fand ursprünglich in Feldkirch statt. In der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts begann Bregenz Feldkirch allerdings den Rang abzulaufen. „Das hing mit der strategischen Lage von Bregenz zusammen. Bregenz war ein Bollwerk, vor allem auch im Zeitalter der Reformation ein katholisches Bollwerk“, ergänzt der Stadtarchivar.

Ab dem 17. Jahrhundert wechselten sich die beiden Städte zunächst als Tagungsorte des Landtags ab. Im 18. Jahrhundert sorgten schließlich die staatlichen Reformmaßnahmen von Maria Theresia und ihrem Sohn Josef II. dafür, dass der Status von Bregenz aufgewertet wurde. Aus der Vogtei Bregenz wurden ein Direktorium, ein Oberamt, eine Landvogtei und 1786 ein Kreisamt. Als durch das sogenannte Februarpatent von Kaiser Franz Josef 1861 alle Kronländer in der Monarchie wieder einen Landtag bekamen, bestimmte die Landesordnung Bregenz zum Versammlungsort des Landtags.




„Damit war die Stadt zwar noch nicht offiziell Landeshauptstadt, aber der Status als quasi Landeshauptstadt einigermaßen gefestigt“, führt Klagian aus. Am 30. Juli 1923 war es dann auch formell so weit. In der am 30. Juli 1923 verabschiedeten Landesverfassung heißt es im Artikel 4, Absatz 1: „Landeshauptstadt und ordentlicher Sitz des Landtages und der Landesregierung ist Bregenz.“
Ob das die Feldkircher einfach so zur Kenntnis genommen haben? „Natürlich nicht“, sagt Klagian. „Der letzte und ernstzunehmende Versuch wurde von der Stadt Feldkirch im Jahre 1901 lanciert.“ Nachdem nämlich die Stadt Bregenz dem Land als dauerhafte Lösung für den Landtag um 130.000 Kronen das Gebäude Kirchstraße Nr. 28 angeboten hatte, traf fast zeitgleich aus Feldkirch ein “sensationelles Gegenangebot” ein. “Die Feldkircher haben gesagt, wir stellen euch einen Bauplatz gratis zur Verfügung und geben euch eine Bausumme von 250.000 Kronen”, ergänzt der Stadtarchivar. Eine Abstimmung des Landtags fiel am Ende dennoch knapp für Bregenz aus. Bis 1896 wurde im Rathaus getagt, danach im Postgebäude in der Seestraße, ab 1914 im Hotel Österreichischer Hof (1972 abgerissen, heute Kunsthaus), ab 1919 im Hotel Montfort (1981 abgerissen, heute Hypo-Bank) und ab März 1923 in einem Hotelanbau (heute Alter Landtagssaal).


Michael Ritsch (SPÖ) ist der zwölfte Bürgermeister, der in den vergangenen 100 Jahren in Bregenz am Ruder ist. Pünktlich zum Landeshauptstadt-Jubiläum steht die dritte und letzte Etappe der Quartiersentwicklung Leutbühel kurz vor dem Abschluss. „Wir haben letztes Jahr einen mutigen politischen Schritt gesetzt, indem wir eigentlich die komplette Innenstadt zur Fußgängerzone gemacht haben – mit dem Glück, dass wir ein Projekt schon länger in der Pipeline hatten“, resümiert der Stadtchef.

Die feierliche Eröffnung findet am Samstag statt. Ganz fertig ist das Projekt aber noch nicht. Derzeit wird in der Bergmannstraße noch gebaut. Bauamtsleiter Bernhard Fink rechnet damit, dass vor Festpielbeginn die Tragschicht und der Asphalt aufgebracht werden können. Die desolaten Leitungen auf einem kleinen Abschnitt in der Anton-Schneider-Straße und der Gebhard-Weiß-Gasse sind ab Herbst an der Reihe.

Das Fest am Samstag soll kein “Über-Drüber-Event” sein, unterstreicht der Stadtmarketing-Geschäftsführer Robert Salant. „Wir wollen mit lokalen Partnern diesen neu gestalteten Bereich auch wirklich präsentieren. Die Straße soll für sich glänzen können.“ Sollte es am Samstag regnen, findet die Veranstaltung eine Woche später am 8. Juli statt. Die Entscheidung soll am Donnerstag fallen.


